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Start-up „Heatpump23“: Wie Lösungen für Wärmepumpen einfacher werden sollen

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Die Umrüstung auf Wärmepumpen verbinden viele mit großem Aufwand. Ein Start-up aus Heilbronn will das ändern und pragmatische Lösungen für Wohnungen anbieten. 

Das Gründerteam von Heatpump23, von links: Georg Barbunopulos und Frederik Janzen.
Das Gründerteam von Heatpump23, von links: Georg Barbunopulos und Frederik Janzen.  Foto: privat

Mal eben kurz die Heizung in der Wohnung gegen eine Wärmepumpe tauschen - das klingt schon wie ein Widerspruch in sich. Doch das könnte sich bald ändern, zumindest wenn es nach den Gründern Georg Barbunopulos und Frederik Janzen geht. Im Februar 2024 haben die 34-Jährigen ihr Start-up Heatpump23 in Heilbronn gegründet. Die beiden verbindet mehr als ihre gemeinsame Geschäftsidee, sie sind Freunde seit der Schulzeit. „Die 23 im Firmennamen steht für die Anzahl der Jahre, die wir uns zum Zeitpunkt der Gründung kannten“, erzählt Georg Barbunopulos. 

Wärmepumpe statt Gasetagenheizung: Der Austausch ist bisher aufwendig und teuer

Aber wie genau revolutioniert man Wärmepumpen? Als die Gründer die Idee für ihr Start-up entwickelt haben, wohnten beide in Stuttgart in Mehrfamilienhäusern, in denen Gasetagenheizungen verbaut waren. „Dann haben wir uns gefragt: Was gibt es eigentlich als Ersatz, wenn diese alten Gasetagenheizungen kaputt gehen? Was macht man dann?“, erzählt Georg Barbunopulos im Gespräch mit unserer Redaktion.

Letztendlich kamen sie zu dem Schluss, dass es in der Heizungsbranche noch nichts gab, das in Bezug auf Nachhaltigkeit und Praktikabilität zufriedenstellende Lösungen anbietet. Beim Einbau von Wärmepumpen ist es bisher so: Will man als Mieter einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus eine Wärmepumpe nutzen, müssen alle anderen Mietparteien mitziehen. Denn die große Wärmepumpe wird zentral installiert, sodass alle Wohnungen daran angeschlossen werden. Rüstet man ein Haus auf eine solche zentrale Lösung um, ist der Aufwand groß. Man muss mit einer Baustelle von vier bis sechs Wochen rechnen, es ist teuer und alle Mietparteien müssen einverstanden sein - woran es häufig hapert.

Start-up Gründer wollen Energiewende anschieben - mit pragmatischen Lösungen

Dieses Problem wollen die Gründer von Heatpump23 umgehen. In Wohnungen mit Gasetagenheizungen hängt meist in Küche oder Bad eine Gastherme. Diese Therme wird durch ein Innengerät in ähnlicher Größe ersetzt und kann an derselben Stelle verbaut werden. Das Innengerät wird an ein Außengerät angeschlossen, das mit einem Klimaanlagenaußengerät vergleichbar ist und an die Hauswand geschraubt wird. Beide Geräte werden über Wasserleitungen verbunden, sodass sozusagen kaltes Wasser aus der Wohnung rausfließt und über das Außengerät der Wärmepumpe wieder als warmes Wasser hineinfließt und sowohl für die Heizungen als auch den Warmwasserspeicher im Innengerät genutzt werden kann. 

Die Energiewende anschieben und den Leuten eine pragmatische, schnelle Lösung bieten zu können, war ein Ansporn für die Gründer. „Im Moment sagen wir, es dauert maximal zwei Tage, die Geräte zu verbauen“, sagt Georg Barbunopulos. „Unser Ziel ist es aber eigentlich, das innerhalb eines Tages durchzukriegen.“ Genauer sei das noch nicht zu sagen, dazu müsse man abwarten, bis die ersten Geräte tatsächlich verbaut wurden. Das soll im Laufe des Februars in Wohnungen in Stuttgart passieren. Bisher wurden die Geräte in der Werkstatt von Heatpump23 getestet, gemeinsam mit Installateuren, die den ganzen Entwicklungsprozess begleitet haben. Schnelligkeit und Einfachheit sind für Endverbraucher wichtig - doch der Preis ist es auch. Den kann der junge Unternehmer noch nicht final angeben, noch seien es „Daumenwerte“. „Wir rechnen grob mit 19.000 Euro für den Eigentümer inklusive Installation. Die Geräte sind auch förderfähig.“

App, Cloud, Fernwärmeportal: Im Start-up steckt nicht nur Hardware, sondern auch Software

Neben dem Einbau soll auch die Bedienung der Wärmepumpe einfach sein. „70 Prozent Hardware, 30 Prozent Software“, so beschreibt Georg Barbunopulos ihr Konzept. Nutzer können Einstellungen direkt am Innengerät vornehmen, man brauche weder das Internet noch eine App - doch die wollen sie den Nutzern perspektivisch anbieten, sodass theoretisch alles über die App gesteuert werden kann. Weiter werden alle Daten der Geräte an eine Cloud eines Fernwartungsportals gesendet. So kann der Installateur auch aus der Ferne sehen, ob das Gerät sauber läuft oder nicht. Stimmen Kennzahlen nicht, soll der Installateur proaktiv per Mail benachrichtigt werden. „Was wir nicht wollen ist, dass Nutzer nicht sagen ‚Jetzt ist es in meiner Wohnung kalt, ich rufe den Installateur an’, sondern bevor es kalt wird, weiß der Installateur schon, dass da etwas nicht richtig funktioniert“, erklärt Barbunopulos. 

Die Gründer wollen bis zum Ende des Jahres die erste Serie herausbringen, das bedeutet circa 30 bis 50 Wärmepumpen sollen auf den Markt kommen. „Dann ist unser Ziel, den Absatz Schritt für Schritt zu steigern, nächstes Jahr planen wir grob mit 250 Einheiten. Im siebten Jahr wollen wir ungefähr 20.000 Geräte verkaufen.“

Die Festanstellung aufzugeben und das Risiko aufzunehmen, ein Start-up zu gründen, sei für ihn die „beste Entscheidung“ gewesen, sagt Barbunopulos. „Irgendwann mal ein eigenes Unternehmen aufzubauen, das war irgendwie schon immer in mir drin.“ Zwar ist vor den ersten Einbauten in echten Wohnungen auch Nervosität dabei - doch die Vorfreude überwiegt auf jeden Fall.  

Das Start-up „Heatpump23“ wird sowohl vom Stuttgarter Innovationsfonds gefördert, als auch vom Förderprogramm Start-up BW Pre-Seed, das durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und der L‑Bank ins Leben gerufen wurde. Die Campus Founders aus Heilbronn sind Co-Investor bei Heatpump23 im Rahmen des Pre-Seed Programms. 

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