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Sport-Saller aus Weikersheim: Vom Kofferraumverkauf zum Team-Ausrüster

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Als Trainer wollte Richard Saller Fußballern zu günstiger Ausrüstung verhelfen – so entstand mit der Zeit Sport-Saller. Aus dem Kofferraumverkauf wurde ein millionenschweres Familienunternehmen mit Sitz in Weikersheim.


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Der Chef? Auch die Verkäuferin muss suchen. „Wisst ihr, wo der Chef steckt?“, fragt sie im Büro. Achselzucken. „Vermutlich irgendwo im Haus unterwegs“, sagt sie. Natürlich hat der Firmenchef ein eigenes Büro, „aber da ist er weniger“. Richard Saller ist immer in Bewegung, verschwindet und taucht wieder auf. Steht plötzlich da. Ein drahtiger, großer Mann, Typ Ausdauersportler. Dass er im nächsten Jahr 80 wird, scheint sein Körper nicht zu wissen. Und Richard Saller selbst schert sich weniger darum. Morgens ist er immer der Erste und abends der Letzte – seit über 50 Jahren, die es Sport-Saller schon gibt. Anfangs war das noch keine große Kunst: Da gab es nur ihn, den Fußballlehrer, der mit 17 Trainer auf dem Dorf war und das Hobby zwischenzeitlich zum Beruf machte.

Richard Saller: Kurze Karriere bei den Würzburger Kickers in der Zweiten Liga Süd

Noch bevor er mit den Würzburger Kickers später – in der Saison 1976/1977 – in die 2. Bundesliga Süd aufstieg, öffnete sich nebenbei das Tor zu einem eigenen Sportgeschäft. Als Trainer auf dem Dorf wollte er Fußballern zu günstigeren Schuhen verhelfen. „Im Geschäft haben die damals zehn Prozent Rabatt bekommen vielleicht – mussten dafür aber einen Hofknicks machen.“ Saller aber konnte über Bekannte günstiger bei Adidas einkaufen und gab die Rabatte weiter. Aus dem Kofferraumverkauf vor dem Training ist mit der Zeit mehr geworden.

Das Außenlager von Sport-Saller: Der Ausrüster kehrt zurück zu den Wurzeln im Amateurfußball.
Das Außenlager von Sport-Saller: Der Ausrüster kehrt zurück zu den Wurzeln im Amateurfußball.  Foto: Sport Saller

„Ich bin vom Tellerwäscher zum Tellerverkäufer geworden“, sagt Saller, der mit einem Fachgeschäft 1972 Sport-Saller gründete. Aus der Idee, gute und preiswerte Produkte für Fußballteams zu verkaufen, entwickelte sich der zwischenzeitlich größte Teamsport-Versand in Deutschland, der mit seiner Eigenmarke Saller auch zum Sportartikelhersteller avancierte.

Auch Bundesligisten wurden zeitweise von Sport-Saller ausgerüstet

Die zunehmende Bekanntheit öffnete Sport-Saller – das Unternehmen hatte seinen Firmensitz 1990 von Tauberrettersheim nach Weikersheim verlegt – Türen: Zwischenzeitlich statteten die Tauberfranken Proficlubs wie den SC Paderborn aus und spielten bei den Großen der Branche mit. In der Hochzeit arbeiteten 70 Menschen für Sport-Saller. „Heute sind es 35“, sagt Saller.

Aus dem Profifußball hat sich der Ausrüster weitgehend zurückgezogen. Rot-Weiß Erfurt in der 3. Liga sowie die Nationalmannschaften Litauens und aus Gambia gehören zu den Kunden.

Fußballausrüster Saller geht zurück zu den Wurzeln

Das Geschäft sei schwieriger geworden, sagt Saller. Es bleibe nicht mehr beim Ausrüsten. Vor zwei, drei Jahren sei ihm Werder Bremen angeboten worden. „Wir sollten den Verein im Wert von zwei Millionen mit Ausrüstung versorgen – und fünf Millionen Cash mitbringen.“ Zu viel, sagte Saller. 2024 endete auch die Partnerschaft mit Zweitligist Paderborn, auch der Deal mit Jahn Regensburg lief aus. Das kleine Unternehmen besinnt sich wieder stärker auf seine Wurzeln: den Dorffußball.

Auch der Jako-Gründer arbeitete einst bei Saller

Eine Rückkehr auf die große Bühne ist nicht vorgesehen: Ausrüster wie Jako haben Sport-Saller überholt, lassen den Rivalen beinahe wie ein Auslaufmodell aussehen. „Die machen das besser als wir“, sagt Saller mit Blick auf das Unternehmen von Rudi Sprügel, der einst für ihn tätig war, neidlos. Kontakte zu Proficlubs zu halten, sei immer die Aufgabe seines Sohns Heiko gewesen, der die Firma hätte übernehmen sollen. Doch 2024 starb er überraschend, ein Schlag für die Familie Saller, aber auch das Unternehmen.

Die nächste Generation bei Saller steht bereit

Das steht aber auf einer soliden Basis, sagt Richard Saller, dessen Sohn Steffen ebenfalls in der Firma tätig und für das Design und Auslandskontakte verantwortlich ist. „Dem Geschäft geht’s gut, wir haben keine Kredite und unsere Leute haben zu Essen“, wiegelt Richard Saller mögliche Zukunftssorgen ab. Umsatzzahlen verrät er nicht, „wir machen aber ein paar Millionen“, sagt er. Als Tante-Emma-Laden habe Sport Saller auch künftig seinen Platz.

Saller selber, der einen tiefen Glauben hat, denkt noch immer nicht ans Aufhören. Er habe seine Position im göttlichen Spiel, wie er das Leben nennt, gefunden. „Wer bis zu seinem Lebensende arbeitet, der kommt in den Himmel“, sagt er. Bis dahin bleibt er in Bewegung.

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