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Schlechte Aussichten für die Maschinenbauer

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Branche in Baden-Württemberg leidet unter der Zollpolitik der USA. Verbandschef Kammüller vermisst klare Wachstumsimpulse. Unternehmen bauen zunehmend Stellen ab.

Die exportorientierten Maschinenbauer in Baden-Württemberg leiden unter den Zöllen der Trump-Regierung.
Die exportorientierten Maschinenbauer in Baden-Württemberg leiden unter den Zöllen der Trump-Regierung.  Foto: Bernd Weißbrod

Der Maschinenbau im Südwesten kommt nicht aus der Krise. Vor allem die anhaltenden Unsicherheiten im internationalen Handel belasten die exportorientierten Unternehmen. Das machte der Branchenverband VDMA Baden-Württemberg bei seiner digitalen Jahrespressekonferenz am Dienstag in Stuttgart deutlich. Vor allem die protektionistische Zollpolitik der USA und zahlreichen geopolitischen Konflikte sind demnach Gift für die baden-württembergischen Maschinenbauer. „Diese Faktoren beeinträchtigen die Investitionsbereitschaft und die Planungssicherheit der Unternehmen“, sagte Mathias Kammüller, Vorsitzender des VDMA Baden-Württemberg. Aber auch  strukturelle Probleme wie Überregulierung und zu hohe Kostenbelastung wirkten wie eine angezogene Handbremse auf die Wachstumschancen, so Kammüller.

Es fehlt an Wachstumsimpulsen im Maschinenbau

Entsprechend schwach fällt die erste Bilanz der Unternehmen im Land für das laufende Jahr aus. In den ersten acht Monaten sind die Auftragseingänge im Vergleich zum bereits schwachen Vorjahr real um vier Prozent gesunken. Im Inlandsgeschäft betrug der Rückgang nur ein Prozent, was für den Verband darauf hindeutet, dass die zumindest de Talsohle erreicht ist. Allerdings fehle es weiterhin an klaren Wachstumsimpulsen, so dass sich eine mögliche Erholung nur zögerlich vollziehen dürfte, hieß es.

Auf den Auslandsmärkten musste die Branche einen Auftragsrückgang von fünf Prozent hinnehmen. Der positive Trend zum Jahresanfang hat sich nach dem Inkrafttreten der US-Zölle gedreht und zu einem starken Order-Rückgang geführt, der allein in den Nicht-Euro-Ländern elf Prozent betrug. 

Die Umsatzerwartungen der Maschinenbauer im Land sind verhalten

Auch die Umsatzerwartungen der Maschinen- und Anlagenbauer im Land sind verhalten. Nur ein Drittel der Unternehmen rechnet nach dem dritten Quartal mit einer nominalen, also nicht inflationsbereinigten  Umsatzsteigerung im laufenden Jahr – und das meist im niedrigen einstelligen Bereich. Weiter 28 Prozent erwarten eine Stagnation. Insgesamt dürfte der Umsatz der Branche im Land bereits im zweiten Jahr in Folge sinken und  mit rund 80 Milliarden Euro nominal fünf Prozent unter dem Vorjahresergebnis liegen.

Für 2026 zeigt die Branche einen verhaltenen Optimismus. 55 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem Umsatzplus, nur och jeder zehnte Betrieb erwartet eine Rückgang der Erlöse. „Viele Unternehmen hatten ihre Hoffnungen auf ein positives zweites Halbjahr 2025 gestützt“, sagt Kammüller. Da jedoch knapp 80 Prozent der Maschinenbauumsätze im Ausland erwirtschaftet werden, sei es nicht verwunderlich, dass die unberechenbare Zollpolitik der USA als wichtigstem Handelspartner deutliche Spuren im Absatz hinterlasse und  die Wirtschaft bremse.

Kammüller kritisiert das Zollabkommen zwischen EU und den USA

Kammüller bezeichnet das Zollabkommen zwischen der EU und den USA aus Sicht der Maschinenbauer nicht als Verhandlungserfolg, denn es treffe die Branche empfindlich. „Die pauschale 15-Prozent-Regelung wird durch den 50-prozentigen Zollsatz auf Stahl- und Aluminiumprodukte faktisch ausgehebelt“, betont der VDMA-Landesvorsitzende. „Das bedeutet erhebliche finanzielle Belastungen sowie einen enormen bürokratischen Aufwand, der für viele Unternehmen kaum zu stemmen ist“, warnt Kammüller. Daher müsse die EU-Kommission dringend nachverhandeln und den USA verdeutlichen, dass für deren Produktion die europäischen Maschinen große Relevanz hätten, fordert Kammüller.

Die Beschäftigtenzahl im Maschinenbau im Land sinkt 

Die wirtschaftliche Schwächephase zeigt auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt im Maschinen- und Anlagenbau. Bis zum Jahreswechsel blieb die Zahl der Beschäftigten Kammüller zufolge mit mehr als 330.000 weitgehend stabil. Doch inzwischen hätten einige Unternehmen anstelle von Kurzarbeit zu Stellenstreichungen greifen müssen.  Daher sei im laufenden Jahr die Beschäftigtenzahl inzwischen um 2,7 Prozent gesunken. Trotz des drohenden Fachkräftemangels, der sich aufgrund der demografischen Entwicklung weiter verschärfen wird, gab jedes Dritte Unternehmen in der jüngsten VDMA–Umfrage an, selbst die Stammbelegschaft nicht mehr vollständig halten zu können.

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