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Recaro setzt mobiles Arbeiten vorerst aus

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Flugzeugsitzehersteller reagiert auf hohen Arbeitsanfall und Streiks bei Boeing. Homeoffice soll es aber auch in Zukunft geben.

Recaro-Chef Mark Hiller holt die Mitarbeiter in Schwäbisch Hall zurück in die Büros, um die Auftragsflut besser bewältigen zu können.
Recaro-Chef Mark Hiller holt die Mitarbeiter in Schwäbisch Hall zurück in die Büros, um die Auftragsflut besser bewältigen zu können.  Foto: Recaro

Der Flugzeugsitzehersteller Recaro Aircraft Seating setzt am Stammsitz in Schwäbisch Hall das mobile Arbeiten aus. Gründe sind nach Angaben von Vorstandschef Mark Hiller ein ungewöhnlich hohes Arbeitsaufkommen und der Streik beim US-Flugzeugbauer Boeing, der die Arbeitsabläufe bei Recaro erheblich verkompliziere. 

Recaro will auch in Zukunft mobiles Arbeiten ermöglichen

"Wir haben das mobile Arbeiten seit 16. Oktober bis auf weiteres ausgesetzt", sagte Hiller der "Heilbronner Stimme". Diese Maßnahme werde Ende des ersten Quartals 2025 analysiert und überprüft. Wie Hiller versicherte, sei dies keine Kehrtwende vom Homeoffice zurück zur Präsenzkultur, wie sie in den vergangenen Monaten einige Unternehmen vollzogen haben. "Es wird bei Recaro auch in Zukunft die Möglichkeit geben, mobil zu arbeiten, wo dies passt", sagte der Geschäftsführer.

Im Unternehmen gibt es bereits seit 2019, also vor der Corona-Pandemie, eine Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten. Diese wurde 2022 erweitert, so dass Recaro-Mitarbeiter seither bis zu fünf Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten können. "Das gilt natürlich nicht für die Produktion", erläutert Hiller. 500 bis 550 Mitarbeiter am Stammsitz in Schwäbisch Hall, das ist etwa die Hälfte der Belegschaft, könnten mobil arbeiten. An den anderen Recaro-Standorten in China, Polen und den USA werde das Thema unterschiedlich gehandhabt, um den jeweiligen Bedingungen vor Ort gerecht werden zu können, sagt Hiller.

Recaro erlebt gerade ein starkes viertes Quartal

Dass die großzügige Homeoffice-Regelung jetzt ausgesetzt wird, liegt vor allem an einer Ursache: "Wir haben ein extrem starkes viertes Quartal", sagt der Geschäftsführer. Die Auftragsbücher bei Recaro sind gut gefüllt, Hiller spricht von einer Verdoppelung der Arbeit. Zudem gebe es zahlreiche Neuentwicklungen und Innovationsprojekte. "Das ist ein Kraftakt, den wir Hand in Hand bewältigen müssen", sagt Hiller. Das gelinge am besten, wenn die Mitarbeiter vor Ort seien, wo die Wege und Absprachen kürzer und schneller sein als im Homeoffice. 

Das gelte umso mehr, weil Recaro gerade eine "Störgröße" zu schaffen macht. "Der Streik bei Boeing trifft uns natürlich", sagt Hiller. Man müsse quasi täglich neu über den Produktionsumfang entscheiden und mit dem streikbedingten Lieferstopp in die USA umgehen. "Dazu brauchen wir größtmögliche Flexibilität", erklärt Hiller einen entscheidenden Vorteil der Vor-Ort-Präsenz.

Ende März 2025 wird das Thema Homeoffice analysiert und neu bewertet

Die Betriebsvereinbarung sehe das Aussetzen des mobilen Arbeitens ausdrücklich vor, betont der Recaro-Chef. Ende März 2025 werde man die Entwicklung analysieren und die Situation neu bewerten. Für Hiller ist klar, dass Recaro und seine Mitarbeiter künftig wieder die Vorteile nutzen wollen, die sowohl Präsenzarbeit als auch mobiles Arbeiten mit sich bringen. "Aber die Balance muss stimmen", betont Hiller.

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