Das Thema Fasten ist in den Unternehmen nicht neu. EBM-Papst hat sich damit schon in der Vergangenheit auseinandergesetzt. „Wir haben beispielsweise im Intranet Banner zum Fastenbrechen veröffentlicht und ein Diversity Quiz, das auch Fragen über den Ramadan beinhaltetet, gepostet“, teilt Sprecher Hauke Hannig mit. „Diese Maßnahmen dienen der Unterstützung und Sensibilisierung unserer Mitarbeitenden.“
Arbeiten im Ramadan: Wie Audi, Würth, Bosch und Co. Rücksicht nehmen
Die Fastenzeit stellt für Muslime eine besondere Herausforderung dar. Auch im Arbeitsalltag. Welche Spielräume Unternehmen wie Audi, Würth, Bosch und EBM-Papst ihren Mitarbeitern bieten.
Als er dem Propheten Mohammed der Überlieferung nach im Jahre 610 in einer Höhle den Koran offenbarte, hatte Erzengel Gabriel vermutlich keine Ahnung, welche Auswirkungen das einmal auf arbeitende Muslime und ihre Arbeitgeber haben würde. Da Gabriel seine Heilige Schrift im Monat Ramadan übermittelte, hat dieser eine besondere Bedeutung.
Seither sollen Muslime in diesem für sie besonderen Monat fasten: Zwischen der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang dürfen Gläubige weder essen noch trinken. Das Fasten ist eine der fünf Säulen des Islam, die Fastenzeit dauert immer 29 oder 30 Tage und endet mit dem Zuckerfest. In diesem Jahr findet der Ramadan vom 28. Februar bis 30. März statt und überschneidet sich diesmal in Teilen mit der Fastenzeit der Christen, die in diesem Jahr vom 5. März bis zum 19. April (Karsamstag) dauert.
Arbeiten im Ramadan: In Baden-Württemberg leben über 800.000 Muslime
Laut Statistischem Landesamt leben in Baden-Württemberg etwas mehr als 800.000 Muslime, zumindest ist das der Stand der letzten Erhebung aus dem Jahr 2018. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung im Südwesten lag damit bei 7,4 Prozent, Mehr als die Hälfte der Muslime (53 Prozent) sind türkische Staatsangehörige oder Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund.
Muslime sollen sich in der Fastenzeit intensiv mit ihrem Glauben auseinandersetzen. Allerdings geht das Fasten mit negativen Folgen wie Konzentrationsproblemen, Müdigkeit und Kopfschmerzen einher - und macht sich auch im Arbeitsalltag bemerkbar. Das hatte Erzengel Gabriel damals nicht im Blick. Aber auch die Arbeitswelt wandelt sich, inzwischen nehmen Unternehmen auf den Ramadan respektvoll Rücksicht, auch in der Region.
Unternehmen in der Region Heilbronn nehmen Rücksicht auf den Ramadan: Bewusstsein für Leistungseinschränkungen ist da
EBM-Papst beispielsweise, als Hersteller von Ventilatoren weltweit aktiv, bietet ganz generell flexible Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten an, was in der Fastenzeit genutzt werden kann. „Zudem versuchen wir, Urlaubswünsche oder Anträge auf Schichtwechsel wegen des Ramadans zu berücksichtigen“, teilt Sprecher Hauke Hannig auf Anfrage der Heilbronner Stimme mit.
Möglich sei auch, dass fastende Mitarbeiter in Absprache mit ihrer Führungskraft ihre Arbeitszeit anpassen oder reduzieren, um gut mit den Herausforderungen des Fastens umzugehen. „Wir sind uns bewusst, dass das Fasten zu Leistungseinschränkungen führen kann“, sagt Hannig. Führungskräfte seien entsprechend sensibilisiert. Wie viele Muslime im Unternehmen arbeiten und wie viele davon fasten, wissen die Hohenloher nicht. „Wir erheben keine Daten über die Religionszugehörigkeit unserer Mitarbeitenden“, teilt Hannig mit.
Arbeiten im Ramadan: Auch Würth geht weitgehend auf Bedürfnisse ein
Dasselbe gilt für Audi. Der Autobauer teilt aber mit, dass allein an den deutschen Standorten Mitarbeiter aus über 100 Nationalitäten arbeiten. „Grundsätzlich sieht Audi Diversität als eine Voraussetzung für Innovation und Erfolg bei einem globalen Unternehmen“, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit.
Mit Blick auf den Ramadan heißt es, dass das Unternehmen seine Führungskräfte beispielsweise in der Fertigung in Neckarsulm sensibilisiert habe und „ermöglicht fastenden Mitarbeitenden das Essen und Trinken am Ende der Tagesfastenzeit, die in die Spätschicht fällt“, so der Sprecher.
Eine individuelle und flexible Gestaltung der Arbeitszeit ist auch bei der Adolf Würth GmbH grundlegend möglich, zugleich ein zentraler Aspekt der Unternehmensstrategie, teilt eine Sprecherin gegenüber der Stimme mit. „Daher ist es uns wichtig, die Bedürfnisse und Anforderungen unserer Mitarbeitenden zu kennen und sie weitestgehend zu erfüllen.“ Dies gelte natürlich auch für Mitarbeitende, die im Ramadan ihre Arbeitszeit anpassen wollen.
Arbeiten bei Bosch im Ramadan: Tätigkeiten in der Fertigung auch im Sitzen ausführen statt im Stehen
Bosch bietet darüber hinaus „Beratungs- und Unterstützungsangebote der betrieblichen Sozialberatung und der Werksärzte sowie ein Anpassen der Aufgaben“ an, teilt der Automobilzulieferer mit. Wo das möglich ist, achtet das Unternehmen darauf, arbeiten an die Herausforderungen der Fastenzeit anzupassen. So könnten in der Fertigung Tätigkeiten sitzend statt im Stehen ausgeübt werden, heißt es. Auch stehen Räume zum Beten zur Verfügung. Die Schwarz-Gruppe wollte zum Ramadan kein Statement abgeben, teilte das Unternehmen mit.