Nur leichte Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt
In der Region und bundesweit sinkt die Arbeitslosigkeit, doch Experten sehen noch keine Trendwende. Schwierige Lage auf dem Ausbildungsmarkt.
Der Arbeitsmarkt hat sich vor allem saisonal bedingt im Oktober positiv entwickelt. Im Agenturbezirk Heilbronn waren zuletzt 13.417 Männer und Frauen arbeitslos, das sind 396 weniger als im September. Die Quote sank von 4,9 auf 4,7 Prozent. „Unbeeindruckt von der instabilen wirtschaftlichen Lage hat die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit in unserem Bezirk geführt. Er ist hauptsächlich aber saisonal bedingt“, kommentiert Katrin von Löwenstein, Leiterin der Heilbronner Arbeitsagentur, die aktuellen Zahlen.
Junge Menschen profitieren von der positiven Entwicklung
Vor allem jungen Menschen komme diese Entwicklung zugute. „Viele, die im Sommer nach abgeschlossener Ausbildung arbeitslos geworden sind, haben jetzt ihren Platz im Berufsleben gefunden oder sich neu orientiert“, sagt von Löwenstein. „Aufgrund der aktuellen Risiken agieren die Unternehmen vorsichtig bei der Suche nach zusätzlichen Beschäftigten oder müssen sogar Personal abbauen.“ Deshalb könne man auch nicht von einer Trendwende am Arbeitsmarkt sprechen. „Wie es mittelfristig weitergeht, hängt maßgeblich von der konjunkturellen Entwicklung ab“, so von Löwenstein weiter.
Im Oktober ist die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim auf 13.116 zurückgegangen. Das sind 731 Arbeitslose weniger als im September. Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,7 Prozent nach 4,0 Prozent im September. „Es sind vor allem die unter 25-Jährigen, die sich im Oktober wieder abgemeldet haben. Sie waren nach Ausbildung, Studium oder Überbrückungszeit kurz arbeitslos und haben jetzt eine Anschlussbeschäftigung gefunden“, erklärt Elisabeth Giesen, Leiterin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim.
Geringe Arbeitslosigkeit in Hohenlohe
Im Hohenlohekreis liegt die Arbeitslosenquote bei 3,6 Prozent (September: 3,8 Prozent). Im Oktober waren hier 2536 Menschen arbeitslos gemeldet, 86 weniger als im September. 622 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos und 706 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 93 Stellen gemeldet, 83 weniger als im September. Der Bestand an Stellenangeboten lag bei 1010, das sind 4,3 Prozent weniger als im Oktober 2024.
In Baden-Württemberg ist die Zahl der arbeitslosen Menschen im Oktober um 3,2 Prozent auf 293.385 gesunken. Die Herbstbelebung fällt nur schwach aus – und ist damit seit 2022 die vierte schwache Herbstbelebung in Folge. Martina Musati, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, erklärt: „Auf dem Arbeitsmarkt gibt es zu wenig Bewegung. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wächst kaum noch. Arbeitslose haben es weiterhin schwer, eine neue Beschäftigung zu finden.“ Berufliche Weiterbildung werde in der Transformation immer wichtiger, um berufliche Kompetenzen in der Arbeitslosigkeit auszubauen.
„Auch rechnen wir damit, dass mit Anziehen der Konjunktur teilweise auch neue Qualifikationen nachgefragt werden“, sagt Musati.

Bundesarbeitsagentur investiert in Weiterbildung in Baden-Württemberg
Die Bundesagentur für Arbeit wird ihr zufolge in Baden-Württemberg in diesem Jahr voraussichtlich rund 480 Millionen Euro in die berufliche Weiterbildung investieren – etwa ein Drittel mehr als 2024. 2025 hätten bereits rund 38.000 Personen eine von der Bundesarbeitsagentur geförderte berufliche Weiterbildung begonnen.
Wegen der nur schwach ausgefallenen Herbstbelebung ist die Zahl der Arbeitslosen in ganz Deutschland im Oktober im Vergleich zum September um 44.000 auf 2,911 Millionen Menschen gesunken. Das seien 120.000 mehr als im Oktober 2024, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg am Donnerstag mit. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum September um 0,1 Punkte auf 6,2 Prozent.
„Insgesamt ist die Herbstbelebung bisher schwunglos“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles. „Im Oktober haben Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung weiter abgenommen. Die Beschäftigungsentwicklung bleibt schwach, und die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern ist nur gering.“
Noch immer sind 54.000 Lehrstellen unbesetzt
Im Oktober waren 623.000 offene Arbeitsplätze bei der Bundesagentur gemeldet. Das sind 66.000 weniger als vor einem Jahr. Auf dem Ausbildungsmarkt herrscht zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres Enge. Der Anteil der Bewerber mit einem Ausbildungsplatz sei so gering wie seit 25 Jahren nicht mehr, sagte Nahles. Den Arbeitsagenturen und Jobcentern seien insgesamt 494.000 Lehrstellen gemeldet worden, 25.000 weniger als im Vorjahr. Demgegenüber nahmen 444.000 Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agenturen in Anspruch – 13.000 mehr als im Vorjahr. Am 30. September verzeichnete die Bundesagentur noch 54.000 unbesetzte Lehrstellen, 15.000 weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Gleichzeitig waren noch 40.000 junge Leute unversorgt, 9000 mehr als im Vorjahr.


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