Nichte des Olymp-Eigners gründet Startup: Wenn Mode in der Familie liegt
Tabea Fischer hat mit 28 Jahren ihre eigene Sport-Kollektion gegründet und startet jetzt durch. Dabei hilft auch ihre familiäre Herkunft.

Mit Mode hatte Tabea Fischer schon immer zu tun. Anfangs half sie beim Etikettieren, die ersten Ferienjobs hatte sie im Outlet-Center. Sie studierte Mode und Design in Berlin und New York, absolvierte Praktika bei mehreren Herstellern und Marken und arbeitete drei Jahre lang bei Aboutyou, damals eine Tochter des Hamburger Otto-Konzerns. Die Hansestadt hat die Schwäbin kennen und lieben gelernt – und dort ihr eigenes Mode-Unternehmen ins Leben gerufen.
Freilich: Dass die groß gewachsene, blonde Frau in der Branche aktiv ist, sich mit Produktion und Handel so gut auskennt, liegt nicht nur am Studium, sondern auch an ihrer Familie. Tabea Fischers Mutter ist die Schwester von Mark Bezner, geschäftsführender Gesellschafter des Hemdenherstellers Olymp mit Sitz in Bietigheim-Bissingen.
Dort, im firmeneigenen Outlet Tracta am Rande von Ingersheim, ist die Kollektion der jungen Frau schon zu finden. „To The Top“ hat sie ihre Marke getauft, die ihren Sitz in Berlin hat. Sie strebt nicht nur für ihre Firma nach Wachstum. „Ich will nach oben, das ist mein Antrieb, egal ob sportlich oder beruflich“, erzählt sie. „Ich will aber auch andere motivieren und inspirieren, ihren Weg zu gehen.“
Ein Dresscode, der für Sport und Einkaufen gleichermaßen taugt
Die 29-Jährige ist leidenschaftliche Läuferin, einige Halbmarathons hat sie bereits absolviert. „Ich beginne jeden Tag mit Laufen“, erzählt sie. In Hamburg führe ihre Strecke natürlich einmal rund um die Alster. Da sei es kein Zufall, dass ihre eigene Marke sich auf Sportkleidung konzentriert. „Ich wollte einen Dresscode, mit dem ich mich auch nach dem Sport beim Einkaufen in der Stadt wohlfühle“, erzählt sie. Farbenfroh sollten die Sachen sein, hochwertig, eine Mischung aus Lifestyle, Alltag und Sport.
Ausgerechnet an ihrem 28. Geburtstag kam ihr die Idee, morgens, beim Joggen an der Flensburger Förde, wo sie sich mit ihrer Familie zum Feiern versammelt hatte. In jenem Hotel findet sich inzwischen eine kleine Boutique mit ihren ersten Stücken, dort fand auch das sogenannte Launch Event statt, die erste Präsentation von Marke und Kollektion.
Kollektion wird in Portugal gefertigt
Nicht nur Farbe und Wohlfühlen stehen bei Tabea Fischer im Vordergrund. Gefertigt wird in Portugal, am Design arbeitet sie zusammen mit einem kleinen eigenen Team und Freelancern aus dem Raum Hamburg. Verwendet werden in der „Seamless“-Kollektion zu 65 Prozent recyceltes Polyamid und 25 Prozent recyceltes Polyester, hinzu kommen zehn Prozent Elasthan. Zwei weitere Produktlinien gibt es inzwischen, insgesamt sind 55 Stücke im Sortiment.
Der Vertrieb läuft aktuell vor allem über gehobene Fitnessstudios und Popup-Stores in Kaufhäusern. Bei „Seamless“ handelt es sich, dem Namen entsprechend, um nahtlose Bekleidung für Sport und Fitness. „Sie fühlt sich an wie eine zweite Haut“, sagt die Gründerin. Die „Pace“-Kollektion richtet sich speziell an den Bedürfnissen von Läufern aus, hinzu kommen T-Shirts und Caps für die Freizeit.
Das Gesamtkonzept hat seinen Preis. Aber so ist es auch gewollt. „Für mich war klar, dass ich nicht über Quantität und Preis meine Sache mache“, erzählt sie. „Ich möchte eine zeitlose Ware schaffen, die jahrelang hält.“ Ihre ersten Stücke, die sie selbst für ihren Sport trägt, haben jedenfalls dutzende Waschgänge schadlos überstanden.
Gehobene Kaufhäuser bieten die Sport-Bekleidung zum Start an - Sportgymnastin Darja Varfolomeev als Markenbotschafterin
In diesem Jahr will die junge Frau so richtig starten. Den Auftakt macht die Kaufhauskette Breuninger: Seit dieser Woche ist sie für drei Wochen im Stuttgarter Stammhaus mit einem Popup-Store vertreten, anschließend geht es in den Häusern in Sindelfingen und in Ludwigsburg im Breuningerland weiter. Gespräche mit weiteren gehobenen Kaufhäusern laufen, deutet sie an.
Daneben arbeitet Tabea Fischer mit ihrem Team am Onlinevertrieb. Und eine erste hochkarätige Marketing-Kooperation hat sie auch schon an Land gezogen: Die Rhythmische Sportgymnastin Darja Varfolomeev wurde bereits im Frühjahr Marken-Botschafterin. Damals war ihre Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Paris noch Zukunftsmusik, die Wahl zur Sportlerin des Jahres erst recht. „Wir waren bei ihrem Wettkampf in Paris“, erzählt die Gründerin. „Und abends haben wir mit ihr im Deutschen Haus gefeiert.“
Mutter Birgit Bezner-Fischer ist begeistert vom Engagement ihrer Tochter. „Ich habe unglaublich Respekt, wie sie das durchzieht“, sagt sie. „Wir unterstützen sie, wo wir können, aber sie macht das sehr straight, hat ihre Vision und bringt sich stark ein. Sie hat nicht ein einziges Mal gefragt, ob sie mit uns produzieren kann, sondern sich alles selbst gesucht.“