Die Verordnung zur verlängerten Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld ist zum 1. Januar 2025 in Kraft getreten und auch nur bis Ende des Jahres gültig. Davon profitieren sollen Betriebe, die sich bereits in Kurzarbeit befinden und bei denen der Arbeits- und Entgeltausfall mehr als zwölf Monate andauern wird. Tritt der Arbeitsausfall 2025 erstmalig im Unternehmen auf, endet der Bezugszeitraum nach zwölf Monaten. Eine Verlängerung darüber hinaus ist nicht möglich. Arbeitgeber sind grundlegend weiter verpflichtet, alle zumutbaren Schritte zu unternehmen, um die Kurzarbeit möglichst früh zu beenden oder zu reduzieren.
Immer mehr Betriebe gehen in Kurzarbeit – auch im Raum Heilbronn
Baden-Württemberg hat bundesweit die meisten Kurzarbeiter. Die Arbeitsagentur erwartet, dass das Niveau in den kommenden Monaten hoch bleibt. Das spiegelt sich auch in der Region wider.
Die anhaltende konjunkturellen Krise in Deutschland macht der Wirtschaft in Baden-Württemberg besonders zu schaffen. Nach Angaben der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit sind einer Hochrechnung zufolge im September 2024 bald 58.000 Menschen in Baden-Württemberg in Kurzarbeit gewesen. Das entspricht 1,2 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten – und damit doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt.
Damit war Baden-Württemberg 2024 von allen Bundesländern am stärksten von Kurzarbeit betroffen, verglichen mit den Jahren 2009 sowie den Corona-Jahren 2020 und 2021 aber auf viel geringerem Niveau. „Der Großteil der Kurzarbeitenden im Land entfiel 2024 auf den Maschinenbau, was dessen schlechte Auftragslage reflektiert“, teilt ein Sprecher auf Anfrage der Heilbronner Stimme mit. Die Kurzarbeit-Anzeigen lassen erwarten, dass das Niveau der realisierten Kurzarbeit auch in den kommenden Monaten hoch bleiben wird, sagt ein Sprecher.
Immer mehr Betriebe gehen in Kurzarbeit: 381 Unternehmen im Raum Heilbronn haben Kurzarbeit angezeigt
„Die aktuelle Lage und die nächsten Jahre werden aus meiner Sicht zu einem Stresstest“, sagt Martina Musati. Die Vorsitzende der Regionaldirektion der Arbeitsagentur Baden-Württemberg attestiert dem Südwesten jedoch gute Voraussetzungen, um gestärkt aus dieser Phase hervorzugehen. „Dazu braucht es jetzt die richtigen Impulse“, sagt Martina Musati mit Blick auf die Bundespolitik und die anstehenden Neuwahlen Ende Februar.
„Die aktuelle Lage und die nächsten Jahre werden aus meiner Sicht zu einem Stresstest.“
Martina Musati
Auch die Arbeitsagenturen in der Region verzeichneten in den vergangenen Monaten weiter steigende Zahlen bei der Anmeldung und der tatsächlichen Nutzung von Kurzarbeit. Im Stadt- und Landkreis Heilbronn hatten im Jahr 2024 insgesamt 381 Unternehmen für zusammen rund 7500 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. Waren es in den sieben Monaten bis Ende Juli 160 Firmen, kamen mit Einbruch der Konjunktur im Land in den fünf Monaten von August bis Ende Dezember noch einmal 221 Unternehmen hinzu. Ausreißer nach unten waren die beiden Monate Oktober mit 51 und der November mit 47 Betrieben.
Betriebe gehen mit der Auszahlung von Kurzarbeitergeld in Vorleistung
Wie viele Firmen tatsächlich in Kurzarbeit gehen, zeige sich erst später. „Im Vorfeld informieren uns die Betriebe mit der Anzeige eines Arbeitsausfalls darüber, dass Kurzarbeit notwendig wird“, sagt eine Sprecherin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, zu der auch der Hohenlohekreis gehört. „Wir prüfen, ob die Voraussetzungen für Kurzarbeit vorliegen. Ist das der Fall, wird die Anzeige bewilligt.“ Die Betriebe gehen mit der Auszahlung des Kurzarbeitergeldes dann in Vorleistung und beantragen bei den Agenturen die Erstattung.
Im Hohenlohekreis haben aktuell 86 Betriebe Kurzarbeit angezeigt. Auch hier fielen die Monate Oktober und November negativ auf, nachdem die Folgen der konjunkturelle Schwäche im Herbst immer deutlicher zutage traten. Im Raum Heilbronn waren zum Jahresende 191 Betriebe in Kurzarbeit. Zahlen, wie viele Angestellte von dieser Maßnahme genau betroffen sind, liefert die Arbeitsagentur Heilbronn nicht.
Vor allem die Zulieferbetriebe der Automobilbranche sind betroffen
Klar aber dürfte sein, dass die Zahl in den zurückliegenden Monaten weiter gestiegen ist. Im Januar 2024 waren im Agenturbezirk Heilbronn 3035 Beschäftigte in Kurzarbeit, ein Jahr zuvor waren es dagegen 1252 Arbeitnehmer und im August 2022 nur 551. „Die Firmen hoffen auf eine Besserung der Konjunktur und versuchen durch eine Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld, die Arbeitnehmer zu halten“, teilt eine Sprecherin mit.
Von Kurzarbeit betroffen seien Unternehmen aus allen Branchen, „besonders jedoch die Zulieferbetriebe der Automobilindustrie“, heißt es von der Arbeitsagentur. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage hatte die Bundesregierung die Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld mit Beginn des Jahres von 12 auf bis zu 24 Monate erhöht. Bisher aber habe im Bezirk Heilbronn noch kein Betrieb eine solche Verlängerung beantragt.

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