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Fotoboxen für Hochzeiten
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Bad Friedrichshaller Unternehmen Kruu erobert die Welt: „Ein Fiebertraum, aber ein guter“

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Als Philipp Schreiber und seinen Co-Gründern 2015 die Geschäftsidee kam, hatten sie keine Ahnung, dass daraus einmal Großes entsteht. Mittlerweile gilt das Bad Friedrichshaller Unternehmen Kruu als Hidden Champion der Hochzeitsbranche – mit nur einem Produkt.


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Am Anfang bedurfte es einer kleinen Schummelei. Um herauszufinden, ob ihre Idee für ein tragbares Geschäftsmodell taugt, stampften Philipp Schreiber und seine beiden Mitgründer in ihrem kleinen Heilbronner Büro zunächst eine Webseite aus dem Boden, auf der sie Fotoboxen für Hochzeiten, Geburtstage und andere Feiern verliehen. Allein: Eine Fotobox hatten sie nicht. „Wir wollten erst einmal testen, ob es einen Bedarf gibt – und wie groß der ist“, sagt der 41-Jährige aus Bad Wimpfen über den kleinen Trick. Das war Ende 2015.

Kruu aus Bad Friedrichshall: Viele kluge Entscheidungen in den Anfangsjahren

Die Interessenten bekamen die Rückmeldung, dass die Fotoboxen zu ihrem Termin ausgebucht sind. Aber die Nachfrage aus ganz Deutschland war so groß: „Wir haben dann binnen einer Woche entschieden, dass wir unsere Idee umsetzen“, sagt Schreiber. In Rekordzeit brachte das Trio das Geschäft auf die Straße, im Februar 2016 legte das Start-up mit 20 Fotoboxen los. Und wuchs. Heute ist Kruu nach eigenen Angaben unangefochtener Marktführer im Bereich mobiler Fotobox-Systeme – und zwar weltweit.

Knapp zehn Jahre später hat das Unternehmen mit dem Namen Kruu rund 5000 Fotoboxen, 70 Mitarbeiter, ist inzwischen in zehn Ländern vertreten und wird beim Umsatz voraussichtlich die 20-Millionen-Euro-Marke knacken.

Gründer über Foto-Box-Erfolg: „Ein Fiebertraum, aber ein guter“

„Ein Fiebertraum, aber ein guter“, sagt Schreiber, der in erster Linie „einfach nur stolz“ ist. Er hätte damals nie erwartet, dass aus der Idee etwas so Großes entstehen würde. Schöne Momente sind im Unternehmens-Fotoalbum daher viele zusammengekommen.

Der Unternehmensname Kruu leitet sich vom englischen Wort Crew – also Team – ab. In den USA, wo die Fotobox in der Hochzeitsbranche inzwischen sehr bekannt ist, nennen die Menschen das Gerät nur „the kruu“. 70.000 Kunden wird das Unternehmen allein 2025 haben, in Europa ist Frankreich der größte Markt. Den Versand der Boxen übernimmt Kruu erst seit zwei Jahren selbst. Im neuen Gebäude können pro Tag bis zu 1000 Retouren verarbeitet und 840 Boxen wieder auf den Weg gebracht werden. „Die beste Fotobox ist die, die nur einen halben Tag bei uns ist“, sagt Schreiber. Der Aufbau sei kinderleicht und in fünf Minuten erledigt.

Vor allem stellte sich im Nachhinein mehrmals heraus, dass die Gründer gerade in den Anfangsjahren viele kluge Entscheidungen getroffen hatten. 2017 zum Beispiel war ein solcher Meilenstein: Gleich im zweiten Geschäftsjahr expandierte Kruu ins Ausland, bot seine Fotoboxen im Februar in Österreich, im März dann in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Frankreich an. „Eigentlich völlig größenwahnsinnig“, sagt Schreiber, dessen Startup im Juni 2017 in Bad Friedrichshall auch in neue Büroräume zog.

Bad Friedrichshaller Unternehmen expandiert nach Frankreich – im Nachhinein goldrichtige Entscheidung

Vor allem der Schritt nach Frankreich, bis heute einer der wichtigsten Märkte des Unternehmens, erwies sich als goldwert. Denn wie für die meisten anderen war die Corona-Pandemie für das Startup eine Belastung, ein ganzes Jahr lang waren auch die Kruu-Mitarbeiter in Kurzarbeit – dabei war das Team mit einem Buchungsrekord ins Jahr 2020 gestartet. Ab März ging erstmal nichts mehr. „Frankreich hat seine Beschränkungen aber deutlich früher als Deutschland gelockert.“ So konnte das Bad Friedrichshaller Unternehmen schneller wieder loslegen – und hatte gegenüber anderen Konkurrenten einen Wettbewerbsvorteil.

Philipp Schreiber aus Bad Wimpfen ist einer von drei Gründern von Kruu. Noch weilt der 41-Jährige in den USA, um das Geschäft in Übersee von Detroit aus auf- und auszubauen.
Philipp Schreiber aus Bad Wimpfen ist einer von drei Gründern von Kruu. Noch weilt der 41-Jährige in den USA, um das Geschäft in Übersee von Detroit aus auf- und auszubauen.  Foto: Kruu

Ohne Investor und staatliche Hilfen, sagt Schreiber, wäre es in der Covid-Zeit dennoch nicht gegangen. Bereits im zweiten Geschäftsjahr hatten die drei Gründer Unterstützung von außen geholt. „Wir haben gerade zu Beginn den finanziellen Aspekt ein bisschen unterschätzt und Fehler in der Finanzplanung gemacht“, sagt Schreiber. Dank des Investors haben er und seine Co-Gründer Jochen Dolderer und Oliver Grünberg aber viel dazu gelernt. „Wir haben jetzt für alle Fälle immer auch einen Plan B und C in der Tasche.“ Was staatliche Corona-Hilfen betrifft, sagt er: „Da waren wir in Deutschland schon in einer Luxussituation.“

Ende Juni bezieht das Unternehmen in den Böllinger Höfen neue Räume

Neben technischen Verbesserungen und dem Herausbringen einer eigenen App folgte 2024 der nächste große Meilenstein: die Eroberung der USA. Im Prinzip ein Stück weit ein „Ego-Ding“, wie Schreiber sagt. „Ich war immer in Bad Wimpfen und Umgebung, wollte einfach mal was anderes sehen.“ Also baut er seit vergangenem Jahr das USA-Geschäft auf und aus – mit durchschlagendem Erfolg.

Mit seiner Fotobox erobert das Heilbronner Unternehmen Kruu die Welt und hilft seinen Kunden, Hochzeiten, Geburtstage und Firmenfeiern in Bildern festzuhalten.
Mit seiner Fotobox erobert das Heilbronner Unternehmen Kruu die Welt und hilft seinen Kunden, Hochzeiten, Geburtstage und Firmenfeiern in Bildern festzuhalten.  Foto: Kruu

Brachte es das Unternehmen in Übersee schon im ersten Jahr auf 10.000 Kunden, werden es 2025 wohl 20.000 sein. „Wir sind guter Dinge, dass wir uns in den USA auch in Zukunft verdoppeln können“, sagt Schreiber, der das Geschäft bis Mitte Juni von Detroit aus betreut. Rechtzeitig zum nächsten Meilenstein will er wieder in der Heimat sein: Am 26. Juni bezieht das Unternehmen neue Räume in den Böllinger Höfen. Von Heilbronn aus beliefert Kruu dann alle seine Europa-Kunden. Das Beste an der 4500 Quadratmeter großen Fläche, auf der Produktion, Werkstatt sowie Versand untergebracht sind: „Es gibt genug Platz, um weiter zu wachsen.“

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