Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Konjunkturprognose für Deutschland nach unten korrigiert. Im kommenden Jahr werde die deutsche Wirtschaftsleistung nur noch um 0,8 Prozent wachsen und damit um 0,5 Prozentpunkte weniger als noch im Juli vorhergesagt. Das geht aus der in Washington veröffentlichten IWF-Prognose hervor. Für dieses Jahr erwartet der IWF null Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, also Stagnation. Für die Weltwirtschaft sind die Aussichten des IWF etwas besser - wenn auch nicht rosig. Sie soll sowohl im laufenden Jahr als auch im kommenden Jahr um 3,2 Prozent wachsen. Der IWF nennt die globalen Aussichten „stabil, aber nicht überwältigend“ und warnt vor Unsicherheiten und Risiken.
Jedes dritte Unternehmen will Stellen abbauen
Umfrage der IHK Heilbronn-Franken: Die Stimmung der Betriebe in der Region hat sich nochmals verschlechtert. In allen Branchen sind die Kennzahlen negativ. Die Forderungen der regionalen Wirtschaft sind eindeutig.

Die konjunkturelle Lage in Heilbronn-Franken hat sich im dritten Quartal deutlich verschlechtert. Keine einzige Branche erwartet mehr eine positive Geschäftsentwicklung, ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Heilbronn-Franken. Im Gegenteil: Jedes dritte Unternehmen plant Stellenabbau, berichtete am Dienstag IHK-Hauptgeschäftsführerin Elke Döring. "Der Pessimismus überwiegt. Dem Mittelstand geht es schlecht", sagte sie.
Mehrere Ursachen gaben die teilnehmenden 343 Unternehmen für die Entwicklung an. Ganz vorne stehen demnach die schwächelnde Inlandsnachfrage und die hohen Arbeitskosten - vom Mindestlohn über Tariferhöhungen bis hin zu hohen Einstiegsgehältern, um überhaupt Fachkräfte für sich zu gewinnen. Auch die Energiepreise, der Fachkräftemangel und die deutsche Wirtschaftspolitik an sich werden als Gründe für die schlechte Situation genannt. Mittlerweile bezeichnen 42,1 Prozent der Teilnehmer die Wirtschaftspolitik selbst als Geschäftsrisiko, so viele wie noch nie. "Bei Wirtschaftsfreundlichkeit sind wir in Deutschland nicht mal mehr Mittelmaß", kritisierte Döring. "Man hat den Eindruck, die Politik glaubt, die Wirtschaft halte jede noch so große weitere Belastung aus."
Die meisten wollen weniger Berichtspflichten
68,5 Prozent der Befragten wünschen sich als Gegenmaßnahme, die Bürokratie für Unternehmen abzubauen. Darunter fallen Berichtspflichten wie zum Carbon Footprint, zu Lieferketten oder die geplante Entwaldungsrichtlinie, das Landesmobilitätsgesetz und das Gleichbehandlungsgesetz, aber auch die Dauer von Baugenehmigungen und der Umfang der Unterlagen für Ausschreibungen. Erst mit weitem Abstand fordern 38,6 Prozent der Unternehmen eine Stärkung der beruflichen Bildung, gefolgt von der Forderung, Anreize für einen früheren Renteneintritt zu senken und gesetzliche Arbeitszeiten zu flexibilisieren.
Die leichten Zeichen für eine Entspannung aus dem ersten Halbjahr hätten sich somit wieder verflüchtigt, bedauerte Döring. Stattdessen trete die Wirtschaftsleistung in Deutschland das fünfte Jahr in Folge auf der Stelle. Neben der schwachen Inlandsnachfrage bereite auch der Export Sorgen: In den wichtigen Regionen Fernost und EU gingen die Geschäftserwartungen der regionalen Unternehmen massiv nach unten. "Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig", fasste es die IHK-Chefin zusammen.
Gewinnwarnung und Kurzarbeit
Am selben Tag gab der Neckarsulmer IT-Dienstleister Bechtle bekannt, dass Umsatz und Gewinn im dritten Quartal weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Ursache seien sinkende Absätze in den wichtigsten Märkten Deutschland und Frankreich. Der Branchenverband Südwesttextil meldete zugleich, dass die im Vergleich zum Vorjahr in den ersten neun Monaten einen Umsatzrückgang von 9,1 Prozent verzeichnete. Auch die bisher gut durch die Krise navigierte Bekleidungsbranche bekomme die Kaufzurückhaltung und die unsichere politische Lage weltweit zu spüren. Immer mehr Betriebe meldeten daher Kurzarbeit an, hieß es.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger forderte beim Arbeitgebertag in Berlin Bürokratieabbau, ausgeglichene Sozialsysteme und mehr Digitalisierung. Bundeskanzler Olaf Scholz verwies auf schon Erreichtes, versprach aber insbesondere mit Blick auf das sogenannte Lieferkettengesetz mehr. „Das haben wir ja gesagt, das kommt weg“, sagte der SPD-Politiker. „Dieses Jahr noch.“ Dulger konnte er damit noch nicht überzeugen. „Ich glaube Ihnen das, wenn die Tinte trocken ist und es bei mir auf dem Lieferschein steht.“ Aus Sicht von Unternehmen entsteht durch die Vorgaben viel neue Bürokratie.