EnBW startet App Mavi und hofft auf steuerbaren Stromverbrauch
Der Karlsruher Energiekonzern EnBW bringt eine App zum Steuern von hohen Stromverbräuchen auf den Markt. Sie richtet sich vorerst an die eigenen Kunden – und hat ein bestimmtes Ziel.
Vordergründig, so heben es EnBW-Netze-Vorstand Dirk Güsewell und Vertriebsleiter Volker Bloch hervor, sollen die Kunden des Energiekonzerns von Preisschwankungen am Strommarkt profitieren. Doch daneben geht es bei der App und dem Tarif, den das Unternehmen künftig anbieten will, auch um etwas anderes: Netzdienlichkeit, also die Steuerung von hohen Stromverbräuchen, wie sie etwa beim Laden eines Elektroautos anfallen.
Diese will die EnBW in gewissem Maße in nachfragearme Zeiten, zum Beispiel nachts, verschieben – damit die Netze auch künftig nicht überlastet werden, wenn es mehr Elektroautos und Wärmepumpen gibt.
EnBW will Stromkunden durch flexible Tarife und smarte App zu Einsparungen bewegen
Voraussetzung dafür ist aber die Digitalisierung der Messstellen, betont Güsewell: Nur wer einen Smart Meter eingebaut hat, kann das System nutzen. Derzeit gebe es etwas mehr als 200.000 dieser Geräte bei den etwa 2,5 Millionen Haushalten, die von dem Konzern betreut werden. In diesem Jahr dürften etwa 100.000 neue Geräte installiert werden, und in diesem Tempo soll es in den nächsten Jahren weitergehen, erläutert der Vorstand.

Freilich – der Einbau eines intelligenten Stromzählers sei nur verpflichtend, wenn ein steuerbarer Großverbraucher wie eine Wallbox für das Elektroauto oder eine Wärmepume installiert wird. „Wir können die Leute nicht dazu zwingen“, sagt Güsewell. Stattdessen hoffe die EnBW auf Nachfrage seitens der Kunden selbst, wenn sie über dieses Steuerungsprodukt Kosten sparen wollen. Derzeit, so Güsewell, nutzten nur vier Prozent die Möglichkeit eines intelligenten Zählers und flexibler Tarife. Bis 2030 sollen es 30 Prozent sein.
Intelligente Stromzähler sind Voraussetzung für neue dynamische Stromtarife
Mit ihrem Produkt, das die EnBW Mavi getauft hat, ist sie freilich nicht alleine. Vorreiter sind Unternehmen mit stark digitalem Ansatz – es sei noch ein sehr junges Segment. „Wir sind kein First Mover“, räumt Güsewell ein. „Aber wir wollen diese Lücke in unserem Portfolio schließen. Dieses Segment wird deutlich wachsen.“ Seit April sei eine Testphase gelaufen, die nun abgeschlossen sei.
„Die App entscheidet, ob es gerade günstig ist, ein E-Auto zu laden“, erklärt Bloch. In der Testphase seien zwei Möglichkeiten angeboten worden, ein dynamischer Tarif, der stets die Preise der Strombörse berücksichtigt, und ein zeitvariabler Tarif. Die meisten hätten sich dabei für die zweite Variante entschieden, berichtet er.
Strombedarf eines Haushalts verdoppelt sich durch Elektroauto und Wärmepumpe
Was dem Verbraucher Einsparungen bieten soll, ist für den Konzern als Erzeuger und Anbieter wichtig: „Der Preis ist immer ein Zeichen dafür, wie hoch Angebot und Nachfrage gerade sind“, erklärt Güsewell. Werde an einem sonnigen Sonntag viel Solarstrom erzeugt, kann der Preis bis auf Null fallen. Weht an einem nebligen Arbeitstag kein Wind, ist er hingegen hoch. Ein heutiger Haushalt verbrauche 3000 Kilowattstunden im Jahr, mit Elektroauto und Wärmepumpe seien es mehr als doppelt so viel.
„Die App optimiert gegen den Markt“, beschreibt der Vorstand das Prinzip. Nicht nur, was die Verbrauchskosten angeht, sondern auch beim Bedarf.