Mannheimer Brauerei Eichbaum ist insolvent – 300 Arbeitsplätze in Gefahr
Die Mannheimer Brauerei Eichbaum ist insolvent. Kritik gibt es an der Informationspolitik der Geschäftsführung. Die Gewerkschaft NGG will um jeden der 300 Arbeitsplätze kämpfen.
Die Mannheimer Traditionsbrauerei Eichbaum steht vor einer ungewissen Zukunft. Wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Donnerstag mitteilte, hat am Dienstag dieser Woche eine Betriebsversammlung stattgefunden. Dort wurden die 300 Eichbaum-Mitarbeiter darüber informiert, dass das Unternehmen voraussichtlich zeitnah Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen werde.
Gewerkschaft kritisiert unzureichende Kommunikation von Brauerei Eichbaum
Am Mittwoch wurde Antrag beim Amtsgericht Mannheim gestellt. Zum vorläufigen Sachwalter bestellte das Amtsgericht den Mannheimer Anwalt Thomas Oberle. NGG-Landesbezirksvorsitzender Hakan Ulucay kritisiert im Gespräch mit der Heilbronner Stimme aus seiner. Sicht mangelhafte Kommunikation des Unternehmens. Ulucay war bei der Betriebsversammlung bei Eichbaum am Dienstag dabei. „Da hieß es, der Insolvenzantrag werde bis heute (also Dienstag) um 12 Uhr gestellt“, sagt der Gewerkschafter. Seither habe er keinerlei Informationen mehr erhalten, kritisiert Ulucay die Geschäftsführung.

Eichbaum-Geschäftsführer waren nicht bei der Betriebsversammlung
Als ungewöhnlich bezeichnet es der Gewerkschafter, dass die Eichbaum-Geschäftsführer Andreas Hiby-Durst und Markus Lopsien nicht bei der Betriebsversammlung dabei waren, sondern der Personalchef den anstehenden Gang zum Insolvenzgericht ankündigte. Auch habe es keinerlei Kommunikation in Richtung Betriebsrat und Gewerkschaft gegeben, kritisiert Ulucay. „Auf uns ist niemand zugekommen. Wir haben keinerlei Informationen und kennen auch die Zahlen nicht“, sagt der Gewerkschafter.
Gewerkschaft will um jeden Arbeitsplatz bei Eichbaum kämpfen
Ulucay kündigt an, gemeinsam mit den Eichbaum-Mitarbeitern „für den Erhalt des Standorts Mannheim und jeden einzelnen der rund 300 Arbeitsplätze in Produktion, Verwaltung und Vertrieb zu kämpfen“. Das Unternehmen habe Zukunft und eine „echt tolle Belegschaft“, betont der Gewerkschafter.
Die Mitarbeiter hätten die 1679 gegründete Brauerei schon durch einige Krisen geführt. „Sie werden auch diesmal nicht aufgeben und für eine gute und gesicherte Zukunft des Traditionsbetriebs in Mannheim streiten“, ist sich Ulucay sicher. Der Gewerkschafter schließt aber auch einen Verkauf des Unternehmens nicht aus. Er kritisiert, dass Pläne zur Zukunftssicherung, die der Betriebsrat mit der Geschäftsführung diskutiert habe, vom Management nicht weiter verfolgt worden seien.
Gewerkschaft NGG fordert Transparenz von der Arbeitgeberseite
Die Arbeitgeberseite müsse nun vollständige Transparenz an den Tag legen und die Finanzlage des Unternehmens offenlegen. Ziel müsse sein, zeitnah mögliche Zukunftsstrategien für Eichbaum zu entwickeln. „Die Beschäftigungssicherung, die Sicherung jedes einzelnen Arbeitsplatzes muss oberste Priorität haben“, sagt Ulucay. „Wir werden keine einseitigen Entscheidungen auf dem Rücken der Beschäftigten hinnehmen“, versichert er. „Es braucht eine klare Perspektive für den Standort. Ziel muss es sein, gemeinsam tragfähige Lösungen für die Zukunft des Standorts zu entwickeln“, so der Gewerkschafter.
Eichbaum hat Karamalz an Veltins verkauft
Erst in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass Eichbaum die bekannte Malzbiermarke Karamalz an die Brauerei Veltins verkauft hat. Dadurch sei Geld in die Eichbaum-Kasse geflossen, sagt Ulucay. Aber das habe offensichtlich nicht gereicht, um die Insolvenz zu vermeiden.

Stimme.de