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Bechtle wächst vorerst nicht mehr

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Der IT-Dienstleister aus Neckarsulm blickt auf enttäuschendes Geschäftsjahr zurück und erwartet frühestens im zweiten Halbjahr eine Besserung. Denn mehrere Faktoren bereiten Schwierigkeiten.

Über Bechtle ist der Himmel derzeit eher wolkenverhangen: In Frankreich und Deutschland laufen die Geschäfte schlechter als erwartet.
Über Bechtle ist der Himmel derzeit eher wolkenverhangen: In Frankreich und Deutschland laufen die Geschäfte schlechter als erwartet.  Foto: Fritze, Heiko

Selten hat man Thomas Olemotz derart ernüchternde Sätze sagen hören. „Mit der Geschäftsentwicklung können wir nicht zufrieden sein“, meint der Vorstandsvorsitzende des IT-Dienstleisters Bechtle. „Zum ersten Mal seit langem war es kein Rekordjahr.“ Der eigene Anspruch eines profitablen Wachstums sei nicht erreicht worden. Kurzum: Der Umsatz des MDax-Konzerns sank um 1,8 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro, der Gewinn ging um 7,5 Prozent auf 245,5 Millionen Euro zurück. Dass dennoch vorgeschlagen wird, eine Dividende wie im Vorjahr, 70 Cent je Aktie, auszuschütten, habe vor allem einen Grund: „Noch nie seit dem Börsengang fiel die Dividende niedriger als im Vorjahr aus.“ Und der ist immerhin fast auf den Tag genau 25 Jahre her.

In manchen Ländern liefen die Geschäft gut

Zögernde Bestellungen des Mittelstands und der öffentlichen Hand, vor allem in den beiden größten Märkten Deutschland und Frankreich, macht der Konzernchef als Hauptursache für die schwache Entwicklung aus. In anderen Ländern seien die Geschäfte schließlich gut gelaufen, etwa in Belgien, Großbritannien oder Spanien. Bechtle bleibe daher bei seiner Strategie: „Wir stehen stabiler, wenn wir auf möglichst vielen Beinen stehen“, also in möglichst vielen Ländern vertrieben wird. Zukäufe, gerade im Ausland, seien daher fester Bestandteil der Strategie für das neue Geschäftsjahr.

In Deutschland sorgte die konjunkturelle Lage für Zurückhaltung, erläuterte Olemotz. Und in Frankreich verursachte die schwierige Regierungsbildung nach den Neuwahlen eine Delle. Dennoch gelte: „Die grundsätzlichen digitalen Trends unserer Kunden sind alle noch intakt.“ Die Notwendigkeit, in die eigene IT zu investieren, sei unverändert hoch. Die wirtschaftlichen Effekte überlagerten dies bloß. „Wir haben ein konjunkturelles Problem. Strukturell ist IT ein attraktiver Zukunftsmarkt“, ist Olemotz überzeugt.

Die Belegschaft wächst vorerst nur noch langsam

Daher werde auch nicht am Personal gespart, allerdings auch nur in verhaltenem Tempo weiter aufgestockt. Im vergangenen Jahr wuchs die Belegschaft um 642 Mitarbeiter, davon 381 durch Übernahmen. Organisch, also durch Neueinstellungen, wurde nur um 1,7 Prozent aufgestockt. „Das ist eine bewusste unternehmerische Entscheidung“, erklärt Olemotz. Steigende Personalkosten hätten zwar mit dazu beigetragen, dass der Gewinn zurückging. „Aber das könnte man nur vermeiden, wenn man die Zukunft von Bechtle infrage stellt. Und das ist eine rhetorische Frage.“

Vieles hängt von der Regierungsbildung in Berlin ab

Wie das neue Jahr laufen wird, liegt auch wesentlich an der Regierungsbildung in Berlin. Bechtle habe so viele Rahmenverträge mit dem Bund gewonnen wie selten - deren Umsetzung hängt aber davon ab, wann der nächste Bundeshaushalt beschlossen wird. „Wir müssen davon ausgehen, dass dieses Volumen erst einmal nur Zukunftspotenzial bleibt“, erläutert Olemotz. Noch nie sei es ihm so schwer gefallen, über den Ausblick zu sprechen - so viele Unsicherheiten prägten derzeit das Geschäft. „Ich bin ein Freund von Verlässlichkeit - aber kann man derzeit eine verlässliche Prognose abgeben?“ Auch wenn bei US-Geschäftspartnern keine Effekte der Trump-Regierung zu spüren seien, fällt die Prognose diesmal ungewohnt zurückhaltend aus: Das Geschäftsvolumen werde zwar um bis zu fünf Prozent steigen, Umsatz und Gewinn aber stagnieren - der Vorstand geht beim Umsatz von einer Bandbreite von minus drei bis plus drei Prozent aus, beim Gewinn sogar von minus fünf bis plus fünf Prozent. „Wir sehen keinen Anlass für Euphorie“, sagt Olemotz. Mit einem Anziehen der Geschäfte sei erst im zweiten Halbjahr zu rechnen. Wenn überhaupt.

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