Mehr als ein Drittel der deutschen Studenten von Armut bedroht
Studenten haben in Deutschland ein erhöhtes Armutsrisiko. Was belastet den studentischen Geldbeutel am stärksten?

Wer studiert, ist einem besonders hohen Armutsrisiko ausgesetzt. 2021 waren rund 38 Prozent aller Studentinnen und Studenten in Deutschland armutsgefährdet, also deutlich mehr als ein Drittel von ihnen. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit – anlässlich des Weltstudierendentages mit. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung in Deutschland sind nur rund 16 Prozent der Menschen armutsgefährdet. Ein nochmals spürbar höheres Armutsrisiko gilt für jene Studierende, die allein oder ausschließlich mit anderen Studierenden zusammenwohnen. Gut drei Viertel (76,1 Prozent) von ihnen waren 2021 armutsgefährdet.
Nach Definition der Statistik der europäischen Gemeinschaft zu Einkommen und Lebensbedingungen gilt eine Person als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Der Schwellenwert der Armutsgefährdung lag in Deutschland für eine alleinlebende Person somit bei 15.009 Euro Nettoeinkommen im Jahr 2021, beziehungsweise 1.251 Euro im Monat.
Studentisches Wohnen ist teuer
Hohe finanzielle Belastungen entstehen Studierenden durch Ausgaben für das Wohnen. Rund 32 Prozent ihres verfügbaren Haushaltseinkommens geben sie dafür aus. Das ist deutlich mehr als die Wohnkostenbelastung in Gesamtbevölkerung, die im Schnitt 23,3 Prozent des Einkommens für die Unterkunft ausgibt. Besonders betroffen sind auch hier Studentinnen und Studenten, die nicht mehr bei den Eltern wohnen, also allein oder in einer Wohngemeinschaft leben. Diese Studierenden mussten 2021 gut die Hälfte (51,1 Prozent) ihres verfügbaren Einkommens für Wohnkosten aufbringen.
„Studierende stehen in diesem Wintersemester vor einer dramatischen sozialen Notlage. Sie kommen finanziell und psychisch auf dem Zahnfleisch aus der Corona-Pandemie – und wissen angesichts explodierender Preise oftmals nicht, wie sie nun Strom, Gas und Lebensmittel bezahlen sollen“, erklärt Matthias Anbuhl, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks.
Deutsches Studentenwerk fordert Erhöhung des BAfög
Das Studentenwerk fordert die Bundesregierung auf, die staatliche Unterstützung von Studierenden „so rasch wie möglich“ zu erhöhen. Internationale Studierende würden von den multiplen Krisen sogar noch stärker belastet. Ihnen stehe monatlich über 140 Euro weniger Einkommen zur Verfügung als deutschen Studierenden, so das Studentenwerk weiter.
Das dritte Entlastungspaket der Bundesregierung sieht vor, Studentinnen und Studenten in der Energiekrise zu unterstützen. Im Paket ist dafür eine Einmalzahlung von 200 Euro für alle Studierenden vorgesehen, nachdem die ersten beiden Entlastungspakete die Gruppe der Studentinnen und Studenten nicht spezifisch in den Fokus genommen haben. Durch diese einmalige Energiepauschale sollen beispielsweise Nachzahlungen infolge gestiegener Energiepreise abgeschwächt werden.