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Hauk: 15 Grad in der Wohnung sind zumutbar

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Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk hat sich wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine für einen Stopp der Einfuhren von Gas und Öl aus Russland ausgesprochen. Hauk hält es den Deutschen für zumutbar, wenn sie auch mal etwas frieren müssten.

Für CDU-Minister Peter Hauk verbietet sich Bequemlichkeit im Angesicht des Krieges in der Ukraine.
Foto: dpa
Für CDU-Minister Peter Hauk verbietet sich Bequemlichkeit im Angesicht des Krieges in der Ukraine. Foto: dpa  Foto: Christoph Schmidt

Es war ein Angriff auf die Komfortzone der Bürger. Baden-Württembergs Landwirtschaft- und Verbraucherschutzminister Peter Hauk (CDU) hatte sich am Mittwoch im Stuttgarter Landtag bei einer Debatte angesichts des Ukraine-Kriegs für einen Einfuhrstopp von Gas und Öl aus Russland ausgesprochen. Was die möglichen Folgen betrifft, sagte Hauk in der, es sei zumutbar für die Menschen, wenn sie auch mal etwas frieren müssten. "15 Grad im Winter hält man im Pullover aus. Daran stirbt niemand. Aber anderenorts sterben Menschen", sagte Hauk.

Der CDU-Politiker löste empörte Reaktionen aus – allerdings nicht wegen seiner Forderung nach einem sofortigen Embargo. Sondern mit seiner Aufforderung, die Deutschen sollten angesichts des Krieges nicht nur auf die eigene Versorgungssicherheit achten. Es sei ein "No go", dass sich Menschen bombardieren lassen müssten, "während wir danebenstehen und sagen: Aber 20, 22 Grad sollten es in der Wohnung schon sein."


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Deutsche Mieterbund bezeichnet "Frieren für den Frieden" als "weltfremd"

Der Deutsche Mieterbund Baden-Württemberg nannte Hauks Embargoforderung zur Beendigung der Abhängigkeit zwar verständlich, den Lösungsvorschlag "Frieren für den Frieden" aber "mehr als weltfremd". Der Minister zeige kein Verständnis für ältere Menschen und Menschen im Homeoffice, die eine Zimmertemperatur von 15 Grad selbst mit dem "Pullover" für viel zu kalt empfinden und womöglich aufgrund der Kälte krank würden. "Mit einem Ministergehalt oder einer Präsidentenpension kann man sich explodierende Energiekosten leisten und braucht selbst nicht frieren", sagte der Landesvorsitzende Rolf Gaßmann in Stuttgart. "Besser wäre es, wenn der Minister sich um finanzielle Hilfen für Menschen mit kleinen Einkommen sorgen würde."

Der Mieterbund weist auch darauf hin, dass eine Heizpflicht für Vermieter bestehe. Nach der Rechtsprechung sei eine Zimmertemperatur von 20 bis 22 Grad zu gewährleisten. Gaßmann: "Die angemessene Beheizung einer Wohnung ist neben dem richtigen Lüften die Voraussetzung, um Feuchtigkeit und Schimmelbefall der Wohnung zu verhindern."


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Zumindest, was drohende Unterkühlung betrifft, ist keine Aufregung angebracht. Das bestätigt der Notfallmediziner Daniel Schmitz, Leiter der Notfallmedizin am Freiburger St. Josefskrankenhaus. "Wenn man bei 15 Grad Raumtemperatur über einen längeren Zeitraum nicht in Unterwäsche oder Badehose dasitzt, sondern angemessen warm gekleidet, halte ich bei einem gesunden Menschen eine Unterkühlung und eine lebensbedrohliche Situation für ausgeschlossen", sagt der Notfallmediziner. Schlimmstenfalls bestehe im Herbst und Winter eine erhöhte Erkältungsgefahr – aber immer abhängend von weiteren Faktoren.

Hauk: Wir müssen die Sanktionen verschärfen 

Peter Hauk jedenfalls steht zu seiner Äußerung. Im Gespräch mit unserer Zeitung wiederholte er seine Forderung nach einem sofortigen Embargo. "Putins Erklärung am Mittwochnachmittag, dass Gas nur noch in Rubel bezahlt werden kann, hat mich nach meiner Rede ja gerade noch bestätigt", sagte Hauk. "Wenn wir das machen, finanzieren wir 1:1 Putins Krieg mit, wir finanzieren direkt Waffen und Munition. Das war bisher nicht so mit der Abrechnung in Dollar. Deshalb bin ich bin der Meinung, dass wir die Sanktionen verschärfen müssen, wenn wir diesen Krieg beenden wollen. Wir müssen konsequent den Öl- und Gashahn zudrehen. Wir haben jetzt März und ein halbes Jahr Zeit, uns auf den Winter einzustellen. Jetzt machen auch disruptive Verzichtsmaßnahmen Sinn."

Vom grünen Regierungschef Winfried Kretschmann gab es auf Anfrage keine Stellungnahme zu Hauks Embargo-Forderung.

 

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Versorgungssicherheit

Thekla Walker, Umwelt- und Energieministerin, nahm Hauks Vorlage nicht auf. "Die Versorgungssicherheit der Menschen im Land hat für mich oberste Priorität", sagte Walker gegenüber unserer Zeitung. Für die nächsten Monate sei die Gas- und Stromversorgung in Baden-Württemberg gesichert. Walker: "Aber klar ist, dass wir Vorsorge für den kommenden Winter treffen müssen. Und natürlich geht es jetzt grundsätzlich darum, dass wir den Gasimport in Deutschland auf ein breiteres Fundament stellen, für den Klimaschutz, aber auch, um uns von der Abhängigkeit einzelner Länder zu befreien." 

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