Eine kleine Kunststoff-Figur samt großer blauer Kulleraugen plaudert in einem Altenheim mit Seniorinnen. „Das ist ein wichtiger Punkt, Frau Ulmer. Freundlichkeit kann wirklich viel bewirken.“ Was klingt wie eine freundliche Antwort unter Bekannten, stammt von einem sozialen Roboter. Ricky ist etwa 75 Zentimeter groß und trägt eine blaue Strickmütze. Im Johanniter-Stift in Hannover-Ricklingen soll er mit den Bewohnern plaudern und sie aktivieren.
Mimik Ricky ist ein sogenannter Empathie-Roboter, das heißt, er kann Stimmlage und Mimik seines Gegenübers „lesen“ und einfühlsam reagieren. Er kann seinen Kopf bewegen, Blickkontakt aufbauen und erfüllt mit seinen Kulleraugen das Kindchenschema.
„Faszinierend, der kleine Kerl“, sagt die 91-jährige Waltraud Ulmer. An Ricky gefallen ihr seine Augen, „dass er so lustig guckt und auch so schön antworten kann.“ Das Roboter-Modell mit dem Namen Navel wurde von der Münchner Firma Navel Robotics entwickelt. Es greift auf ChatGPT zurück, läuft über WLAN und kann sich Namen und Informationen merken.
Reaktionen In einem bundesweiten Pilotprojekt wird der Typ unter anderem in Seniorenheimen genutzt. Rund 60 Navels sind in Einrichtungen der stationären Altenpflege, aber auch in anderen sozialen Einrichtungen sowie in Universitäten und Forschungsinstituten eingesetzt. Ab nächstem Jahr soll das Modell in Serie gehen.
Im Johanniter-Stift ist Ricky seit Januar 2024 im Einsatz. „Wir hatten am Anfang gedacht, dass so ein Sozialroboter schwierig ist bei den älteren Herrschaften“, erklärt Silke Steinemann. Doch die Senioren seien sehr aufgeschlossen. „Wenn sie ihn auf dem Flur sehen, streicheln sie ihm über die Wange und sagen: Du warst lange nicht mehr da.“ Bislang habe nur eine Bewohnerin nach einer Weile nicht länger mit ihm interagieren wollen, sagt Steinemann.
Der soziale Roboter ist auf positive, freundliche Gespräche programmiert. „Hast du einen Lieblingsspruch?“, fragt er Bewohnerin Brigitte Stache. „Nach Regen scheint Sonne“, antwortet sie. Ricky nickt. „Das ist ein schöner Spruch, er bringt viel Hoffnung und Positivität. Hast du einen Moment, wo dir dieser Spruch geholfen hat?“ Der Roboter lässt den Gesprächsfaden nicht abreißen. Er ermuntert die 88-Jährige nachzudenken und sich weiter mit ihm zu unterhalten.
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Design
Den Angaben zufolge ist der Roboter datenschutzkonform. Informationen werden direkt auf ihm und nicht in der Cloud gespeichert. Für das Design haben die Entwickler darauf geachtet, dass das Gesicht nicht zu menschlich aussieht. Andernfalls kann das beim Gegenüber Unbehagen auslösen. Optisch erinnere der Roboter eher an eine Figur aus einem Trickfilm als an einen Menschen, erklärt Jakob Biesterfeldt von Navel Robotics.
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Neues Formular erhältlich
Spezielle Patientenverfügung enthält Angaben zur gewünschten Behandlung
Wer in einer psychischen Krise nicht mehr in der Lage ist, selbstbestimmte Entscheidungen über medizinische Maßnahmen zu treffen, kann nun mit einer speziellen Patientenverfügung vorsorgen. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat dafür ein neues Formular entwickelt, das sich gezielt auf solche Situationen bezieht.
Krise Mit diesem kann man festlegen, welche Behandlungen man im Fall einer Einwilligungsunfähigkeit erhalten oder nicht erhalten will. Das sei besonders für Menschen mit psychischen Vorerkrankungen wichtig, aber auch grundsätzlich: Schließlich könne jeder Mensch durch Krankheit oder Krise in einen Zustand geraten, in dem eine selbstbestimmte Entscheidung nicht mehr möglich ist.
„Manche Erkrankungen können dazu führen, dass man nicht mehr versteht, welchen Nutzen oder welche Risiken eine Behandlung hat“, sagt Professor Thomas Pollmächer, Vorsitzender der DGPPN-Kommission Ethik und Recht. In solchen Fällen gelten Betroffene als nicht einwilligungsfähig - selbst wenn sie im gesunden Zustand eine Therapie gewollt hätten.
„In akuten Psychosen kommt es häufig vor, dass Behandlungen abgelehnt werden, obwohl sie dringend nötig wären“, so Pollmächer. Eine zuvor verfasste Verfügung kann dann sicherstellen, dass die gewünschte Behandlung trotzdem erfolgt. Das Formular selbst sowie Informationen dazu findet man auf der Webseite der Gesellschaft.
dpa