Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass die gesetzliche Rente im Alter für viele nicht ausreichen wird. Weil in den Rentenkassen zu wenig drin ist, sollen die Menschen auch immer länger arbeiten. Wer dann früher in Rente will, muss Abschläge in Kauf nehmen. Außer Frage steht: Wer im Alter finanziell gut dastehen möchte, der muss privat vorsorgen.■ Wie ist meine Finanzsituation?Gehalt gut, alles gut – das hört man immer noch. Was vielleicht für das tägliche Leben gilt, gilt auf keinen Fall für die Altersvorsorge. Wer sich mit dem Thema auseinandersetzen möchte, muss sich nicht nur über die aktuelle Situation Gedanken machen, sondern vor allem auch über die zukünftige. Vielleicht steht Nachwuchs an oder es ist eine eigene Immobilie geplant? Will ich noch viel von der Welt sehen oder Geld für meine Enkelkinder beiseitelegen? Das sind nur einige der Fragen, die man für sich klären sollte, raten die Experten der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG). Wichtig ist, die eigene Rentenlücke zu kennen, also die Differenz zwischen dem letzten möglichen Nettoeinkommen und der künftigen Rente.
■ Wie hoch wird die künftige Rente einmal sein?
So ganz genau kann das niemand vorhersagen. Die Höhe der künftigen Altersrente hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa der weiteren persönlichen Beitragszahlung, der allgemeinen Einkommensentwicklung und den Rentenanpassungen. Versicherte erhalten regelmäßig eine persönliche Renteninformation beziehungsweise Rentenauskunft. Darüber hinaus können sie bei ihrem Rentenversicherungsträger – etwa der Deutschen Rentenversicherung – eine Kontenklärung beantragen. Dabei wird geprüft, ob die vorhandenen Daten vollständig und korrekt sind, gegebenenfalls können Lücken geschlossen werden. Ein vollständiges Versicherungskonto ist die Grundlage dafür, dass die spätere Rente in richtiger Höhe gezahlt werden kann. Diese Summe steht dem Rentner aber nicht in voller Höhe zur Verfügung. Denn in der Regel müssen auch Rentner Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung entrichten sowie anteilig Steuern zahlen. Bei Berechnung kann ein Finanzexperte helfen. Danach kann und sollte die Planung beginnen.
■ Was spricht für traditionelle Geldanlagen?
Viele Sparer tun sich schwer, mit ihrer Planung auf die aktuelle Wirtschaftslage zu reagieren. Sie fühlen sich wohler mit altbewährten Geldanlagen wie Tagesgeldkonto, Sparbuch oder Festgeld – eben so, wie man es von den Eltern oder den Großeltern vorgelebt bekommen hat. Einlagen bis zu 100 000 sind in der Europäischen Union gesetzlich abgesichert: Der Sparer bekommt sein Geld zurück, auch wenn die Bank Pleite geht.
■ Was spricht gegen Tages- oder Festgeld?
Die Zeiten, da es drei Prozent Zinsen und mehr gab, sind längst vorbei. Das unabhängige Verbraucherportal Finanztipp nennt 0,12 bis 0,15 Prozent Zinsen einen guten Wert für dauerhafte Tagesgeldeinlagen, die täglich verfügbar sind. Wer beispielsweise 10 000 Euro für 36 Monate als Festgeld anlegen will, kann mit bis zu 0,65 Prozent Zinsen im Jahr rechnen. Doch die aktuelle Inflationsrate liegt laut Statistischem Bundesamt bei 2,3 Prozent (Stand: Juni 2021). Das heißt: Trotz Zinsen ist das so angelegte Geld am Ende weniger wert. „Das kleine Plus, über das man sich vielleicht am Jahresende freuen kann, wird von der Inflation getilgt“, so das Fazit der DVAG-Experten. Einige Banken nehmen inzwischen sogar schon Negativzinsen für „geparktes“ Geld.
■ Welche Alternativen gibt es?
Nur private Vorsorge kann den gewohnten Lebensstandard im Alter sichern, das gilt unter Finanzexperten als Konsens. „Die gute Nachricht ist: Für die private Altersvorsorge ist es nie zu spät“, heißt es bei der DVAG. Grundsätzlich gelte aber: Je früher man beginnt, desto besser – auch wenn es anfangs vielleicht nur kleine Beiträge sind. Je näher der Ruhestand rückt, desto weniger Risiken sollte man eingehen. Begriffe wie Riester- oder Rürup-Rente, Fondsanleihen, ETF- oder Aktiendepot versprechen zwar höhere Renditen, sind aber dem Laien oft völlig unverständlich – und zwischen all den Produkten und Möglichkeiten kann man schon einmal den Überblick verlieren. Daher empfiehlt es sich, das Gespräch mit einem unabhängigen Experten oder dem Vermögensberater der Bank zu suchen. Gemeinsam mit dem Kunden ermitteln die Fachleute die individuelle Rentenlücke und erarbeiten eine individuelle Lösung, die zur jeweiligen Situation und den persönlichen Zielen und Wünschen passt.
Renate Dilchert und ots
Viele fürchten Einbußen im Alter
Das Thema Altersvorsorge ist ein Dauerbrenner. Begünstigt durch Entwicklungen der gesetzlichen Rente, Diskussionen um Riester-Reformen und niedrige Zinsen werden Verbraucher regelmäßig mit neuen Äußerungen rund um das Thema Altersvorsorge versorgt – und fühlen sich verunsichert.
Habe ich für das Alter ausreichend vorgesorgt oder muss ich später mit deutlich weniger Geld zurechtkommen? Knapp zwei Drittel der Befragten (58 Prozent) gaben an, im Alter finanzielle Einbußen zu befürchten. Dabei besteht die Angst vor einer Rentenlücke über alle Einkommensklassen hinweg, egal ob das Haushalts-Bruttoeinkommen pro Jahr bei einer Summe von 30 000 bis 40 000 oder 50 000 bis 60 000 Euro liegt: Jeweils 55 Prozent der Befragten einer Einkommensklasse gaben an, im Alter finanzielle Einbußen zu befürchten.
Mit der Vielzahl an Informationen kommen nicht alle gut zurecht. 25 Prozent der Befragten fühlten sich überfordert. Je niedriger das Alter, desto wichtiger sind Familie und Freunde als Informationsquelle für Finanzen. Unter den Befragten zwischen 18 und 24 Jahren informieren sich knapp 60 Prozent vor allem bei Angehörigen sowie im Freundes- und Bekanntenkreis über die Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge. Das ist nicht ohne Risiko, denn was für den einen richtig ist, kann für den anderen unpassend sein. Ab 45 Jahren beruft sich nur noch ein Viertel auf den Familien- und Bekanntenkreis (25,6 Prozent). Fachportale und -magazine stehen hoch im Kurs, doch der persönliche, vertrauensvolle Kontakt hat in allen Altersklassen Vorrang. ots