Gottesäcker als Orte der Biodiversität

Charta der Friedhofskultur und Aufnahme ins bundesweite Verzeichnis des Immatriellen Kulturerbes

Friedhöfe sind oft auch die grüne Lunge der Stadt. Auf dem Olsdorfer Parkfriedhof beispielsweise blühen mehr als 200 verschiedene Rhododendronarten in allen erdenklichen Farben. Foto: dpa

Friedhöfe sind weit mehr als Orte des Trauerns und Gedenkens - sie sind ein Kulturgut. Das zeigt unter anderem die Charta der Friedhofskultur, die 2021 bundesweit von Friedhofsverwaltern unterzeichnet wurde. Darin setzen die wichtigsten Verbände und Institutionen ein deutliches Zeichen für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Gottesäcker.

Das Manifest formuliert den Wert der Friedhofskultur für die Menschen und unsere Gesellschaft und zeigt den Facettenreichtum der Friedhöfe auf. Einer der ersten Leitsätze lautet: „Jeder Mensch hat das Recht auf eine würdevolle Bestattung auf dem Friedhof und ein anerkennendes Gedenken.“ Neben den kulturellen, sozialen, historischen und integrativen Aspekten der Friedhofskultur wird auch der grüne Wert der Kirchhöfe unterstrichen sowie die Mahnung zu Frieden und Völkerverständigung.

Identitätsstiftend Friedhöfe werden in dem Papier als Orte der Begegnung und des gemeinsamen Erinnerns unersetzbare soziale Räume, die allen zugänglich sind, bezeichnet. Sie sind identitätsstiftende Kulturräume der pluralistischen Gesellschaft mit großer verbindender Kraft, bieten Menschen wertvollen Raum, ihren Glauben zu leben und zu gestalten.“

Außerdem tragen sie aktiv zum Klima- und Naturschutz bei - als Orte der Biodiversität. Mit Gräbern „als kleinen Gärten der Erinnerung“ und parkähnlichen Anlagen übernehmen sie auch die Aufgabe einer grünen Lunge in Städten. Damit schreibt die Charta der Friedhofskultur fort, was im Jahr zuvor auf Empfehlung der deutschen Unseco-Kommission bereits festgehalten wurde: Seit März 2020 ist die Friedhofskultur in Deutschland Bestandteil des bundesweiten Verzeichnisses des Immateriellen Kulturerbes.

Der Begriff Friedhofskultur umfasst die Kultur des Bestattens und Trauerns sowie die Gestaltung, Pflege und Bewahrung der Gräber, Grabmale, Friedhöfe und anderer Gedenkorte - auch in Hinsicht auf Naturschutz, Völkerverständigung und Integration.

Das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes ist eine Zusammenstellung von Kulturformen in der Bundesrepublik. Dazu gehören auch Tanz, Theater, Musik, Bräuche, Feste und Handwerkskünste.