Der Kraichgau: Naturnah, beschaulich und historisch

Die Region gehört zu den ältesten Kulturräumen Europas - die Landschaft ist geprägt von Hügeln, Wäldern, Streuobstwiesen, Feldern, Weinbergen und vielen kleinen Flüssen.

Die Burg Ravensburg in Sulzfeld ist eines der Wahrzeichen des Kraichgaus. Reichhaltige Streuobstwiesen und Weinberge bestimmen vielerorts das Bild des Landstrichs. Fotos: Archiv/Fritze/ privat

Ganz schön groß: Mit insgesamt 1630 Quadratkilometern erstreckt sich der Kraichgau zwischen der Oberrheinischen Tiefebene, dem Schwarzwald und dem Odenwald im Nordwesten von Baden-Württemberg. Zu den größten und bekanntesten Städten im Kraichgau zählen die Melanchthonstadt Bretten mit 30 500 Einwohnern, Maulbronn mit seinem berühmten Kloster, an dem einst Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse als Schüler weilte, Bruchsal mit 47 000 Einwohnern, die Fauststadt Knittlingen und die 27 000 EinwohnerStadt Mühlacker. Der höchste Punkt des Kraichgaus ist der Steinsberg bei Sinsheim mit 333 Metern.

Das Kerngebiet der Kraichgau Stimme, der Lokalausgabe der Heilbronner Stimme, konzentriert sich jedoch auf den östlichen Kraichgau – mit den großen Kreisstädten Bad Rappenau und Eppingen sowie den Gemeinden Ittlingen, Gemmingen, Siegelsbach, Kirchardt, Sulzfeld sowie Hüffenhardt.

Fruchtbar

Die heute vorwiegend ländlich geprägte Region, deren Landschaftsbild viele Hügel, Wälder, Streuobstwiesen Felder, Weinberge und allerlei kleine Flüsse bestimmen, entstand vor rund 65 Millionen Jahren. Namensgebend für den Kraichgau ist der Kraichbach. Dieser entspringt im Enzkreis bei der Gemeinde Sternenfels und mündet bei Ketsch in den Neckar. Der Name des Kraichbachs geht auf das keltische Wort „Craich“ zurück, das „Schlamm“ oder „Löss“ bedeutet – und damit auf den fruchtbaren Untergrund mit seinem ausgeprägten Wasserspeicher-Vermögen in der Region im Norden Baden-Württembergs verweist. Bis heute begünstigen diese Umstände den Anbau von Obst, Weintrauben, Kartoffeln, Getreide und Zuckerrüben. Der Begriff Gau steht für eine waldfreie, landwirtschaftlich genutzte Fläche.

Homo heidelbergensis

Auch historisch gesehen boten die ergiebigen Bodenverhältnisse einen Grund für unsere Vorfahren, sich früh im Kraichgau niederzulassen. Schon vor 500 000 Jahren lebten Steinzeit-Menschen in dem Gebiet zwischen Karlsruhe im Westen, Heidelberg im Norden, Heilbronn im Osten und Ludwigsburg im Süden. Dies belegt ein geschichtlich bedeutsamer Fund aus dem Jahr 1907: In der badischen Gemeinde Mauer fand man einen Unterkiefer des sogenannten homo heidelbergensis, dem Vorfahren des heutigen Menschen. Diese Entdeckung sorgte weltweit für Aufmerksamkeit, denn sie gilt bis heute als der älteste Fund der Gattung Homo, die je in Deutschland gemacht wurde. Damit ist der Kraichgau einer der ältesten Kulturräume in Europa. Die erste urkundliche Erwähnung des Kraichgaus geht auf das Jahr 769 zurück. In den Ebenen entlang der Bachtäler entstanden historisch bedeutsame Handelswege.

Lebensqualität

Im 30-jährigen Krieg sorgten verheerende Kämpfe für Verwüstungen im Kraichgau, von denen sich die Landschaft mit ihren beschaulichen Städtchen und Gemeinden aber längst wieder erholt hat. Im touristischen Marketing hat sich für den Kraichgau der Slogan „Land der 1000 Hügel“ etabliert. Vor allem Erlebnisse in der Natur und die vielfältigen kulinarischen Genüsse sind heute die Aushängeschilder des Landstrichs, die die hohe Freizeit- und Lebensqualität sowie die Attraktivität für Urlauber und Besucher bestimmen. hag