Im Zuge der Aufstellung des aktuellen Doppel-Haushalts der schwarz-grünen Landesregierung, hat sich der Industrie- und Handelskammertag zu Wort gemeldet. Dessen Präsident Christian Erbe appellierte jüngst an die Politik, nicht am falschen Ende zu sparen. Dabei galt sein Augenmerk dem Mittelstand, der dringend auf Fördermittel angewiesen sei. Mögliche Kürzungen dieser Mittel lehnte er deshalb ab.
Mehr Unterstützung für Übergeber gefordert
Zugleich forderte der Verbandsvertreter mehr Unterstützung vom Land beim Thema Unternehmensnachfolge. Wichtig sei endlich ein landeseigenes spezifisches Programm, um die potenziellen Übergeber von Betrieben in diesem Prozess intensiv zu beraten. Der Generationenwechsel sei ein hochaktuelles Thema. „Er hat große Bedeutung hinsichtlich Wertschöpfung und Erhalt von Arbeitsplätzen“, betonte Erb. Bis 2026 suchen nach Angaben seines Verbandes 27 000 Unternehmen einen Nachfolger im Land. Pro fünf Betriebe im Land gibt es demnach nur einen Interessenten.
Tatsächlich wird die Suche nach einem Nachfolger bundesweit immer größer. Nach aktuellen Zahlen der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) denken inzwischen 28 Prozent der Unternehmen, die Beratung suchen, über eine Schließung nach. Hauptgrund ist eine fehlende Nachfolge – mit weitem Abstand das größte Problem. Zum einen wollen viele Söhne oder Töchter nicht mehr in die Fußstapfen ihres Vaters treten und den Familienbetrieb übernehmen.
Zum anderen fehlt familienfremden Kandidaten oft das nötige Eigenkapital, da die Finanzierung bei Banken oder Kapitalgebern schwieriger geworden ist. Aber auch Unternehmer, die jemanden gefunden haben, der ihre Firma übernehmen will, tun sich mit der Übergabe und der damit verbundenen Umsetzung oft schwer.
Langfristige Vorbereitung, erfolgreiche Umsetzung
Gerade in ländlichen Gebieten ist das Thema Nachfolge besonders wichtig. Gilt es doch, die Region als starken Wirtschaftsstandort zu erhalten. Wie also plant man die Firmenübergabe richtig? Wie finde ich den richtigen Nachfolger? Welche Übergabeformen gibt es? Wie ermittle ich den Unternehmenswert? Welche Fallstricke lauern im Zuge einer Übernahme? Und welche Fehler sind typisch während dieses Prozesses?
Vielen Unternehmen fällt es schwer, sich mit einem Rückzug aus dem eigenen Betrieb zu beschäftigen. Das zeigt auch die Statistik. Demnach erfolgt in zehn Prozent aller Fälle die Übergabe eines Familienbetriebs aufgrund von Schicksalsschlägen plötzlich, ungeplant und meist nicht reibungslos. Dabei wäre eine vernünftige Nachfolgeplanung im Sinne aller Beteiligten. Nicht zuletzt deshalb raten Fachleute dazu, sich spätestens ab einem Alter von 55 Jahren intensiv mit diesem Thema und den drei Phasen, in denen sich der Übergabeprozess abspielt (Vorbereitung, Umsetzung und Stabilisierung), zu beschäftigen.
Übergabeplanung erfolgt in drei Phasen
Allein für die Gestaltung und Planung der Nachfolgeregelung sollten fünf Jahre eingeplant werden, da verschiedene Aufgaben anfallen. Zudem sollten Unternehmer das persönliche Profil des Nachfolgers prüfen, um die unternehmerischen und fachlichen Qualifikation zukunftssicher festzulegen.
Die Umsetzungsphase umfasst alle rechtlichen, steuerrechtlichen und vertraglichen Schritte, die zum Verkauf des Unternehmens notwendig sind. In der letzten Phase, der Stabilisierung, sollte sich der Unternehmer sukzessiv aus seinem Betrieb zurückziehen, denn hier ist insbesondere der Nachfolger gefordert: Dieser muss sich dann mit dem übernommenen Betrieb, den Mitarbeitern, dem Markt, dem Wettbewerb und den Lieferanten auseinandersetzen.
Grundsätzlich können Unternehmer zu allen Fragen, welche die Nachfolgeregelung betreffen, Experten mit ins Boot holen. Aber auch Institutionen wie beispielsweise die Industrie- und Handelskammer bieten in regelmäßigen Abständen Informationen und Seminare zum Thema an. kü/dpa