Die geschmückte Lindenberghalle bot den würdigen Rahmen für die Ehrung der Nachwuchsmusiker und -musikerinnen. Die wohl ungewöhnlichsten Jahre seit Bestehen von „Jugend musiziert“ liegen hinter den Kindern und Jugendlichen und trotz der coronabedingten Einschränkungen erzielten die Teilnehmer hervorragende Ergebnisse. Deshalb freut es Stadt und Musikschulen umso mehr, dass die Teilnehmer endlich wieder vor Publikum geehrt werden konnten.Viele Preisträger Bürgermeister Frey spricht von einem Stück Normalität durch solche Veranstaltungen, bei denen man sich trifft und austauscht. „Endlich wieder“, sagt er und zitiert Humboldt mit den Worten, dass es im Grunde immer die Verbindungen mit Menschen sind, die dem Leben seinen Wert geben. Doch auch Musik verbindet die Menschen und so ehrte er nicht nur die Talente, sondern dankte auch den Musikschullehrern und Lehrerinnen, Musikfreunden, Gönnern, Unterstützern und besonders den Eltern, ohne deren aller Engagement diese Erfolge nicht möglich wären. Frey, zugleich erster Vorsitzender der Musikschule Unterer Neckar, unterstrich, dass es nicht selbstverständlich sei, so viele erfolgreiche Preisträger in der Stadt zu haben. Dies zeige, dass die Stadt in Sachen musikalischer Erziehung weit vorne stehe. Marco Rogalski bemerkte, dass solche Abende auch ein Kompliment an die Lehrkräfte seien.
Besonders in diesen schwierigen Zeiten mit viel Onlineunterricht müsse man dieses Engagement hoch anrechnen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Während des Lockdowns wurden wöchentlich 40 bis 50 Filme für die ganz Kleinen gemacht.
Stolz
Der Leiter der Musikschule Unterer Neckar war auch diesmal wieder stolz auf das erfolgreiche Abschneiden. „Das zeigt uns, wie besonders viel unsere Schüler und Schülerinnen leisten und welche wunderbare Arbeit die Lehrkräfte mit ihnen machen. Die Jugendlichen, die meist auch in Ensembles mitspielten, sind die Leistungsträger die wir brauchen und müssen noch mehr gefördert werden“, sagt Rogalski.
Einen Eindruck von dem ausgezeichneten Können vermittelten die Jugendlichen bei der Programmgestaltung. Eröffnet wurde der Abend von Erik Gertner mit der Gitarre und „Stand by Me“ von Ben E. King, gefolgt von dem Violin-Duo Isabel Brassel und Lea Knödler mit „Tandem fahren“ von Rudolf Nykrin und „Mit zwei Zaubertönen“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Beim Abschluss spielten dann das Querflöten-Quartett Lea Wörner, Lara Michalski, Katharina Hofmann und Viktoria Schropp „1. Passepied“ und „2. Fêtes“ von Pierre-Max Dubois.
Preisträger
Erste Plätze: Mariana Artmagic (Violine), Isabell Brassel (Violine), Nicole Erismann (Violine), Erik Gerter (Gitarre), Vincent Hutzel (Klavier), Fabian Jaksic (Schlagzeug), Lea Knödler (Violine), Hendrik Lahner (Schlagzeug), Melina Liebelt (Querflöte), Samuel Mayer (Klavier), Lena Saupp (Querflöte), Finia Schiller (Querflöte), Philipp Stieben (Klavier).
Auch einen ersten Platz, sogar mit Weiterleitung zum Landeswettbewerb erspielten sich: Anna Geiger (Klarinette), Sören Geiger (Fagott), Katharina Hofmann (Querflöte), Julius Köhler (Violine), Josias Mayer (Violoncello), Lia Sophie Mayer (Violine), Lara Michalski (Querflöte), Frederik Rogalski (Klavier), Lars Schmidt (Schlagzeug), Viktoria Schropp (Querflöte), Tristan Stefan (Klavier).
Zweite Plätze: Alexander Blazevic (Akkordeon), Layla Demirel (Violine), Leni Friderich (Querflöte), Eva Krebs (Querflöte), Leonie Lewizki (Harfe), Christina Engel (Akkordeon), Fabian Schädel (Euphonium), Felix Schömig (Euphonium), Philine Stieben (Klavier), Marc Weeber (Trompete), Jana Winkler (Querflöte) red
Vom Leben eines NS-Verbrechers
„Onkel Fritz ist zurück aus Frankreich – im Zinksarg!“ Mit dieser Szene aus dem Oktober 1954 beginnt die Biografie des deutschen SS-Offiziers und Auschwitz-Kommandanten Friedrich „Fritz“ Hartjenstein. Dreimal wurde der für seine Taten im Konzentrationslager Natzweiler. zum Tode verurteilt. Nach neun Jahren Haft wurde er kurz vor seinem Tod unter Mitwirkung höchster Kirchenvertreter und deutscher Diplomaten vom französischen Staatspräsidenten begnadigt.
Das Buch verdeutlicht nach vielschichtiger Recherche nicht nur das scheinbar sorglose Leben eines Massenmörders und seiner Familie im Schatten von Stacheldraht und Gaskammern. Es belegt auch, wie die deutsche Gesellschaft, wie Kirchenvertreter und Juristen, ja gar hochrangige Bundespolitiker in den frühen 1950er-Jahren mithalfen, die noch immer in Frankreich inhaftierten NS-Verbrecher zu verharmlosen und sie zudem zu unberechtigt festgehaltenen Kriegsgefangenen zu stilisieren.
Jürgen Gückel ist Journalist und Autor. Er war fast vier Jahrzehnte als Redakteur und Korrespondent für die Zeitungen der Madsack-Gruppe, darunter Peiner Allgemeine, Hannoversche Allgemeine Zeitung und Neue Presse, tätig und arbeitete zuletzt 23 Jahre lang als Polizei- und Gerichtsreporter des Göttinger Tageblattes. Für seine Arbeiten ist er vielfach ausgezeichnet worden. red
INFO Lesungsreihe „Heimkehr eines Auschwitz-Kommandanten“
18. November um 19 Uhr in der Alten Kelter Kochendorf, Dauer 1,5 bis 2 Stunden, Eintritt frei, Anmeldung unter tickets@friedrichshall.de, 07136 832 116 oder Vor-Ort-Registrierung.