Letzte Ruhe unter Bäumen: Baumbestattungen im Friedwald Schwaigern

In Schwaigern bietet seit 2005 ein Friedwald naturnahe Bestattungsmöglichkeiten

Der Schwaigerner Friedwald steht bis Ende 2104 als Friedhof zur Verfügung. Hier ist man der Natur ganz nah - auch Spaziergänger wissen das zu schätzen. Foto: Archiv/Weller

Von unserer Redakteurin Renate Dilchert

Natürlich kann man sich seine letzte Ruhestätte auch auf einem üblichen Friedhof oft aussuchen. Selten aber dürfte dieser Vorgang mit einem Ausflug ins Grüne samt Picknick und kleiner Baumkunde verbunden sein. Doch der Friedwald bei Schwaigern ist auch ein beliebtes Ziel für Spaziergänger, die Ruhe in der Natur suchen. Die Strahlen der Novembersonne bahnen sich den Weg durchs bunte Laub. Im Unterholz raschelt es, Vogelstimmen erklingen und es duftet nach Herbst.

Mit dem Auto erreicht man das zwischen Schwaigern und Gemmingen gelegene Wäldchen direkt über die Bundesstraße B293. Von den S-Bahn-Haltestellen Schwaigern-West und Stetten am Heuchelberg führt jeweils ein befestigter Weg durch Felder und Weinberge. Der Standort steht bis zum 31. Dezember 2104 als Friedhof zur Verfügung. Eine Bewirtschaftung findet in dieser Zeit nicht statt - die Natur darf im Friedwald weitgehend so wachsen, wie sie eben wachsen will. Die Gesamtfläche umfasst 45 Hektar, geteerte Wege gibt es nicht. Stattdessen wandern Besucher meist auf gut begehbaren Erdwegen und teils auch auf schmalen Pfaden. Ahorn, Birke, Buche, Eiche, Esche, Elsbeere, Hainbuche, Haselnuss, Kirsche, Lärche, Linde, Roteiche und auch Schwarznuss bieten sich als Ruhestätte an.

Kleine Schilder geben Auskunft, wer an den Wurzeln des Baumes seine letzte Ruhe gefunden hat. Ein blaues Band signalisiert: Hier ist was frei. Gelb steht für einen Gemeinschaftsbaum, an dem bis zu 20 Menschen bestattet werden können. Das hat Auswirkungen auf den Preis - lediglich der Sternschnuppenbaum für verstorbene Kinder bis drei Jahre bietet kostenlose Ruhestätten.

Führungen 2005 wurde der Friedwald eröffnet, damals noch eine Besonderheit in der streng reglementierten Bestattungskultur. Waldbesitzer, -pfleger und Betreiber ist der Graf von Neipperg, als Träger fungiert die Stadt Schwaigern. Für die Verwaltung ist die Friedwald-Gesellschaft mit Sitz in Griesheim zuständig. Für Interessenten werden regelmäßige Führungen mit den Friedwald-Förstern angeboten. Ein großes Holzkreuz markiert den Andachtsplatz, der für Trauerfeiern genutzt werden kann. In kurzen Abständen laden Sitzbänke zum Verweilen ein - der Schöpfung ist man hier ganz nah.