Im April jährte sich der Geburtstag des langjährigen Obereisesheimer Bürgermeisters Wilhelm Maier zum 120. Mal. Und vor genau 85 Jahren starb der evangelische Pfarrer Friedrich Lutz. Beide wurden zu Ehrenbürgern des Neckarsulmer Stadtteils ernannt.Der 1901 in Untergröningen geborene Wilhelm Maier arbeitete nach seiner Verwaltungsausbildung in zwei Landratsämtern und beim Oberversicherungsamt in Stuttgart. 1929 wurde er aus 23 Bewerbern mit zwei Dritteln der Stimmen vom Gemeinderat zum Obereisesheimer Bürgermeister gewählt. Am 25. April 1929 wurde er in sein Amt eingesetzt.
Schwierige Umstände
Es herrschten schwierige Umstände: Der vormalige Schultheiß Fehr war wegen eines Unterschlagungsverfahrens 1928 zurückgetreten, die Verwaltung wurde seitdem provisorisch geführt. Hinzu kamen wirtschaftliche und politische Probleme.
Maier begann schnell mit der Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen. Zwei Bauabschnitte der bereits beschlossenen Ortskanalisation wurden bis 1933 fertiggestellt, Straßen geteert, Feldwege ausgebaut, 1939 ein Kindergarten und 1940 die fortschrittliche Turn- und Festhalle mit Lehrschwimmbecken eingeweiht. Seit 1936 war Wilhelm Maier zudem Bürgermeister von Untereisesheim.
1931 hatte er die aus Obereisesheim stammende Elsa geborene Frank geheiratet, das Paar bekam drei Kinder. Seine Freizeit verbrachte er gerne in der Natur, mit Bergsteigen und Fotografieren.
Am Anfang des Zweiten Weltkriegs übernahm er als Verwaltungsaktuar in Offenau, Biberach und Bonfeld weitere Aufgaben. Die Bürgermeister dieser Gemeinden waren bereits zur Wehrmacht eingezogen worden. Er selbst musste 1943 in den Krieg, geriet später in amerikanische Gefangenschaft, war in verschiedenen Lagern inhaftiert. Ende 1945 wurde er aus dem Lazarett der Uniklinik Heidelberg entlassen. Im April 1945 wurde er im Zuge der Entnazifizierung aus seinem Amt als Rathauschef enthoben.
Schon 1946 bat der kommissarische Verwaltungsleiter Willi Treubel um Wiedereinstellung von Maier und legte eine Unterschriftenliste bei, in der sich drei Viertel der Wahlberechtigten für Maier aussprachen. Dies wurde später genehmigt, und am 21. März 1948 wurde er mit 100 Prozent der gültigen Stimmen erneut zum Bürgermeister Obereisesheims gewählt.

Wiederaufbau
Den Wiederaufbau des großteils zerstörten Ortes packte er mit Bedächtigkeit, Sachlichkeit und mit viel Elan an: Wohngebäude und das Rathaus wurden wieder errichtet, neues Bauland erschlossen, eine Kläranlage gebaut und die Wasserversorgung sichergestellt. 1957 eröffnete die nach ihm benannte Wilhelm-Maier-Schule. 1953 wurde er erneut mit 100 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Maier war im württembergischen Gemeindetag und als Lehrer in der Verwaltungsausbildung tätig sowie von 1929 bis 1968 Vorstandsmitglied und Vorsitzender der Spar- und Darlehenskasse Obereisesheim. Am 23. April 1966 ging er in den Ruhestand und erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande. 1967 wurde er Obereisesheimer Ehrenbürger. Am 7. Oktober 1977 starb er mit 76 Jahren. Witwe Elsa engagierte sich weiter für die Gemeinde und setzte sich besonders im Förderverein der Wilhelm-Maier-Schule ein. Sie starb 2004 im Alter von 99 Jahren.
Hobbyforscher
Erinnert wird auch an den evangelischen Pfarrer Friedrich Lutz, der vor 85 Jahren starb. Am 21. Januar 1867 wurde er in Altensteig bei Calw geboren. Nach seinem Studium der Theologie in Tübingen und der 1889 erfolgten Ordination, kam er 1917 als evangelischer Pfarrer nach Obereisesheim. Die Erste Weltkrieg, die Nachkriegszeit und die folgende Inflation belasteten die Gemeinde, deren Bewohner vor allem Bauern und Arbeiter waren. Lutz kümmerte sich bis zu seinem vorzeitigen Ruhestand im Jahr 1927 einfühlsam um seine Gemeinde – gütig, selbstlos, verlässlich und gewissenhaft.
Als Hobbyforscher widmete er sich an seinen Wirkungsorten der örtlichen Geschichte. In Obereisesheim veröffentlichte er von 1927 bis 1933 eine Ortschronik im kirchlichen Gemeindeblatt. Sie war Basis für das 1967 erschienene Ortsgeschichtsbuch und behandelte unterschiedliche Themen von den Anfängen Obereisesheims bis zum Ende des Mittelalters und die örtliche Kirchengeschichte. Sein Nachlass umfasst hunderte Hefte mit Notizen aus akribischer Arbeit und gewissenhaftem Quellenstudium. Seine Arbeiten wurden nur zum Teil veröffentlicht. Auch Friedrich Lutz wurde die Obereisesheimer Ehrenbürgerwürde verliehen. NSt

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