Neckarsulmer Forum der Religionen: Nicht übereinander, miteinander reden

NECKARSULM - Neues Forum der Religionen will Zusammenleben in der Stadt nachhaltig gestalten

Das „Forum der Religionen“: (von links) Diakon Klaus Börger, Vorstand Mustafa Bilgi, Pfarrer Jürgen Stauffert, Integrationsbeauftragte Cordula Kahl, Ahmed Srir vom Internationalen Gremium und OB Steffen Hertwig. Foto: snp

Die Religionsgemeinschaften in Neckarsulm und die Stadt haben sich im Forum der Religionen zusammengeschlossen. Als Plattform des Austauschs und der Begegnung ist es dem Forum wichtig, das Verbindende zwischen den Glaubensrichtungen zu betonen. Als erstes konkretes Projekt bereitet das Forum eine Charta der Religionen vor. Darin werden gemeinsame Grundhaltungen und Werte sowie das konkrete Handeln des Forums beschrieben.Akzeptanzschaffen Das Forum möchte das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionen und Kulturen in Neckarsulm fördern und Akzeptanz für die unterschiedlichen Glaubenshaltungen schaffen. Wissend um die Unterschiede der religiösen Glaubensbekenntnisse liegt es dem Forum am Herzen, das Gemeinsame zu leben. Es setzt sich aus jeweils zwei Mitgliedern der katholischen und der evangelischen Kirche sowie des Kulturzentrums für Bildung und Integration. als Vertreter der Muslime zusammen.  

Die Idee zum Forum der Religionen entwickelte sich aus Gesprächen. OB Steffen Hertwig und die städtische Integrationsbeauftragte griffen die Idee auf und beschlossen, das Projekt mit den örtlichen Religionsgemeinschaften umzusetzen. Ein erstes Treffen fand im Februar 2019 statt. Dabei wurde die weitere Zusammenarbeit erörtert. Um sich auf das Treffen vorzubereiten, ließ sich die Stadt beim Modellprojekt „Lokale Räte der Religionen“ beraten. Das Landesministerium für Soziales und Integration und die Stiftung Weltethos hatten dieses Projekt im Dezember 2017 gestartet, um baden-württembergische Kommunen dabei zu unterstützen, eigene Räte der Religionen auf lokaler Ebene aufzubauen. Das Forum der Religionen Neckarsulm hatte sich von Anfang an das Ziel gesetzt, eine Charta der Religionen als offizielle Grundlage für die gemeinsame Arbeit zu entwerfen und selbst zu formulieren. Hierzu wurde ein Redaktionsteam gegründet, das seit Januar intensiv an der Charta arbeitet. Es trifft sich alle zwei Wochen. Das Forum der Religionen kommt alle zwei Monate zusammen.

Charta Die Arbeiten an der Charta sollen bis Ende Juni abgeschlossen sein. Das Papier soll noch in diesem Jahr als besonderes Ereignis beim 1250. Stadtjubiläum feierlich unterzeichnet werden. Dann beginnt die eigentliche Arbeit des Forums der Religionen.

„Die Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften wirkt vertrauensbildend und beugt Missverständnissen vor. Auf dieser Grundlage können wir das Zusammenleben langfristig und nachhaltig gestalten. Gerade, wenn es einmal zu Schwierigkeiten kommen sollte, kann man auf dieses tragfähige Fundament und die gemeinsam vereinbarten Werte aufbauen“, freut sich OB Steffen Hertwig. Insofern richte sich die Charta der Religionen nicht nur an die Mitglieder der Religionsgemeinschaften, sondern an die gesamte Stadtgesellschaft.

„Die Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften wirkt vertrauensbildend und beugt Missverständnissen vor.“

OB Steffen Hertwig

Zusammen „Seit Jahren gibt es in Neckarsulm eine gut funktionierende Ökumene zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche“, stellt Diakon Klaus Börger fest. „Wenn durch die Zusammenarbeit im Forum dieses ‚Zusammen’ auch über die Grenzen der Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften hinaus reicht und alle Religionen mit in den Blick nimmt; wenn es so zu einem geschwisterlichen ‚Zusammen’ der Religionen und der Stadt kommt, dann haben sich meine Erwartungen und Hoffnungen erfüllt.“

„Mehr Dialog bitte“, fordert Pfarrer Jürgen Stauffert von der Christusgemeinde Erlenbach. „Wir brauchen mehr ‚echten’ Gedankenaustausch statt Schlagabtausch von gefestigten Haltungen und (Vor)urteilen für ein vertrauensvolles Zusammenleben. Mit der Charta gehen die Religionsgemeinschaften ‚vorbildhaft’ diesen Weg. Wenn die Bevölkerung weiß und sieht: ‚Die können ganz gut miteinander, auch wenn es mal schwierig werden sollte’, hat es eine beruhigende Wirkung. Gut, wenn die Religionsgemeinschaften mit- statt übereinander reden.“

„Uns ist es wichtig zu zeigen, dass Menschen aus unterschiedlichen Religionen gemeinsam in Frieden leben können.“

Mustafa Bilgi

„Das Forum setzt ein Zeichen für das Zusammenleben aller Menschen in Neckarsulm“, erklärt Mustafa Bilgi, Vorstand des Kulturzentrums für Bildung und Integration. „Die Charta der Religionen ist hierfür die Basis mit der Kernbotschaft, dass alle Religionen zwar unterschiedlich sind, jedoch die gemeinsamen Werte predigen. Sie sind die Fundamente des friedlichen Zusammenlebens.“

Ahmed Srir vertritt im Forum das Internationale Gremium für Neckarsulmer: „Im gesamten Gremium sowie im Handlungsfeld ‚Kultur, Sport und interreligiöser Dialog’ setzen wir uns dafür ein, dass sich alle Menschen in unserer Stadt dazugehörig und nicht ausgegrenzt fühlen. Dazu sind Begegnungen und Gespräche das Wichtigste. Dafür steht auch unter anderem die Charta im Forum der Religionen ein. Eine gemeinsame Grundlage für Respekt, Frieden, Gerechtigkeit und Wertschätzung.“ snp

Mitglieder

Forum der Religionen: Zu den Mitgliedern auf städtischer Seite gehören OB Steffen Hertwig, die Leiterin des Amtes für Bildung und Soziales, Doris Wohlfahrt, und die städtische Integrationsbeauftragte Cordula Kahl. Als Vertreter des Internationalen Gremiums für Neckarsulmer – miteinander, füreinander gehört Ahmed Srir, Mitglied im Handlungsfeld „Kultur, Sport und interreligiöser Dialog“, dem Forum an. Für die Katholische Kirche arbeiten Diakon Klaus Börger und Pastoralreferentin Elisabeth Schick im Forum mit. Jürgen Stauffert, Pfarrer und Islambeauftragter im Kirchenbezirk Weinsberg Neuenstadt, vertritt mit Pfarrer Dieter Steiner von der Martin-Luther-Gemeinde die evangelische Kirche. Vertreter der Muslime sind Mustafa Bilgi, Vorstand des Kulturzentrums für Bildung und Integrationn, und das ehemalige Vorstandsmitglied Yilmaz Kocak. snp

CVJM-Zeltlager „@Home“

NECKARSULM Das traditionelle Wochenend-Lager des CVJM Neckarsulm am 12. und 13. Juni findet nicht wie gewohnt in Hollerbach statt, sondern im eigenen Zuhause. Nachdem es im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie komplett ausfiel, suchten die Ehrenamtlichen für 2021 nach einer Alternative und fanden diese mit dem Zeltlager@Home. Den Teilnehmern wird ein großes Zeltlager-Paket mit Samstagsprogramm zur Verfügung gestellt. Dazu gibt es Livestreams, die morgens und abends den Tag umrahmen. Und wie in Hollerbach findet am Sonntag ein gemeinsamer Abschlussgottesdienst, dieses Mal in der Martin-Luther-Kirche Neckarsulm, statt. NSt

INFO Anmeldung

Bis zum 6. Juni online unter cvjm-neckarsulm. de oder per E-Mail an zeltlager@cvjm-neckarsulm.de. Die Livestreams sind auch auf der Webseite ohne Anmeldung zu sehen.