Nach dem ersten Elektroauto, dem großen SUV E-Tron samt Sportback und dem sportlichen Ausnahme-Stromer E-Tron GT aus Heilbronn, schiebt Audi nun mit dem Q4 E-Tron (ebenfalls samt Sportback) seinen bisher günstigsten Stromer nach. In der Tat ist der Einstiegspreis von 41 900 Euro für Audi-Verhältnisse überraschend niedrig. Zieht man noch alle Förderungen ab, wechselt das kompakte Elektro-SUV für etwas mehr als 30 000 Euro den Besitzer. „Mit dem neuen Q4 E-Tron werden wir eine breitere Masse als bisher ansprechen“, sagt Hildegard Wortmann, Audis Vorständin für Vertrieb und Marketing. Das neue Modell gibt es mit 125, 150, 195 oder 220 kW Leistung, mit Heck- oder Allradantrieb.Wie ein größeres Modell Für unsere Testfahrten stand der Q4 40 E-Tron (ab 47 500 Euro) mit 150 kW/ 204 PS Leistung, Heckantrieb und 77 kWh-Akku bereit. Anders als der erste E-Tron, der noch auf einer umgebauten Verbrenner-Plattform basiert, steht der neue Q4 auf dem Modularen Elektro-Baukasten (MEB) des VW-Konzerns. Da der MEB für verschiedenste Modelle vieler Marken ausgerollt wird, spart der Konzern einiges an Kosten. Für die Käufer bietet die speziell für E-Autos entwickelte Plattform handfeste Vorteile. Denn beim ersten Platznehmen ist man sehr überrascht – vorne und hinten. Mit einer Länge von knapp 4,60 Metern rangiert der Q4 E-Tron formal in der Kompaktklasse. Da der Radstand, also der Abstand zwischen den beiden Achsen, aber üppige 2,76 Meter beträgt, ist das Platzangebot größer als man es zunächst erwartet. Vorne sowieso. Dort gibt es nun eine riesige Ablage zwischen beiden Sitzen, weil es keinen Mitteltunnel gibt. Aber auch in Reihe zwei sitzen die Passagiere sehr bequem, das gilt sowohl für Knie- als auch Kopffreiheit. Man fühlt sich eher im Q5 oder gar Q7 als in einem eigentlich viel kleineren Fahrzeug.
Hier zählen also die inneren Werte. Von Enge keine Spur. In den Kofferraum passen mindestens 520 Liter. Bei umgeklappten Rücklehnen sind es 1490 Liter. Platz gibt es also mehr als genug. Mit 150 kW/204 PS ist man ausreichend flott unterwegs, zumal das maximale Drehmoment von 310 Newtonmetern spontan aus dem Stand heraus bereittsteht. Aber es stimmt schon: In einem E-Auto entwickelt man als Fahrer schnell den Ehrgeiz, möglichst viel Reichweite herauszufahren. Im Hinblick darauf ist die Höchstgeschwindigkeit auf 160 km/h beschränkt. Man muss aber nicht mit angezogener Handbremse unterwegs sein, um auch mit dem Topmodell ordentlich weit zu kommen bis zum nächsten Ladevorgang. Im Test waren es knapp 400 Kilometer, der Stromverbrauch lag bei 19,2 kWh. Und klar: Der Q4 ist wie alle E-Autos lokal emissionsfrei unterwegs, der CO2-Ausstoß ist gleich null. Letztlich ist es wie bei einem Verbrenner: Wer es laufen lässt, braucht eben deutlich mehr Strom.
Geladen wird das Elektro-SUV mit Wechselstrom mit bis zu 11 kW und mit Gleichstrom mit bis zu 125 kW. Wir haben es bei einem Zwischenstopp am Schnelllader im Audi-Forum Neckarsulm ausprobiert. Innerhalb von rund zehn Minuten ist mal eben Strom für zusätzliche 120 Kilometer in den Akku geflossen.
Präzise und komfortabel
Der Akku sorgt für einen tiefen Schwerpunkt, da er im Fahrzeugboden untergebracht ist. Zusammen mit dem Heckantrieb sorgt das auch auf kurvigen Strecken für eine sehr stabile Straßenlage. Insgesamt ist man mit dem Q4 40 E-Tron leichtfüßiger unterwegs, als es das Gewicht von knapp über zwei Tonnen erwarten lässt. Nach der ersten Testfahrt ist klar, der Q4 fährt sich so, wie man das von einem Audi-Modell erwartet. Das Fahrgefühl ist im Gegensatz zu vielen anderen E-Autos alles andere als synthetisch. Das Elektro-SUV ist komfortabel, präzise und berechenbar abgestimmt, so dass sicherlich fast jeder gut mit dem Wagen zurecht kommt.
Doppelt abgeflacht
Innen ist alles eine Spur präziser als bei Skoda und VW verarbeitet, es gibt nette Besonderheiten wie zum Beispiel das nicht nur unten, sondern auch oben abgeflachte Lenkrad. Das sieht schick aus, hat aber sonst freilich keinen besonderen Nutzen. Schalter gibt es innen nur noch wenige, dafür thront in der Mitte ein bis zu 11,6 Zoll großer Touchscreen für alle wichtigen Funktionen wie zum Beispiel das Infotainment. Außen ist der Q4 E-Tron sofort als Audi auszumachen. Nicht ganz zum edlen Anspruch der Marke passt der geschlossene Kühlergrill, bei dem an den Materialien gespart wurde. Schokoladenseite ist optisch das Heck mit den durchgängigen Rückleuchten.
Head-up-Display
Als erster Audi überhaupt hat die neue Baureihe Q4 ein Head-up-Display mit sogenannter Augmented Reality-Technik (erweiterte Realität). Dieses System projiziert in einer zweiten Bildebene zusätzliche Informationen direkt ins Blickfeld des Fahrers. Die liegen nicht nur deutlich weiter vor dem Auto und werden deshalb noch intuitiver erfasst. Sondern sie orientieren sich darüber hinaus als wesentlicher Vorteil an der realen Umgebung. Das Ganze funktioniert in der Praxis gut und hilft beim Navigieren in fremder Umgebung. Alexander Schnell