Warum kleine Fenster im Trend sind

HAUSBAU Aus gutem Grund werden vermehrt kleine, quer und hoch an der Wand liegende Modelle eingebaut

In Neubauvierteln fällt es vor allem auf: Immer häufiger entscheiden sich künftige Eigenheimbesitzer neben großflächigen Panoramafenstern für klein wirkende, hoch angebrachte Querfenster. Foto: Daniel Maurer/dpa-tmn

Große, bodentiefe Fensterfronten waren und sind in Neubauten gefragt. Aber es gibt auch einen auffallenden Gegentrend, der auf den ersten Blick überrascht: Oft werden aktuell recht schmale Fenster im oberen Bereich der Wand quer eingebaut.

Das hat vor allem praktische Gründe: Für mehr Privatsphäre etwa im Schlafzimmer, aber vor allem auch zum Kosten sparen. Denn so schön großflächige Panoramafenster auch sind, mit kleineren Scheiben lässt sich im Winter mit weit weniger Aufwand die Wärme im Haus halten und im Sommer das Gebäude vor Hitze schützen.

Wärmeverlust Zwar sind die Zeiten, als kleine Fensterhöhlen die einzige Möglichkeit waren, möglichst viel Wärme im Haus zu halten, längst vorbei. „Dank moderner Isoliertechnik sind Wärmeverluste im Winter kein Thema mehr", sagt Frank Koos vom Verband Fenster + Fassade.

An der Südfassade könnten große Fenster sogar zur Erwärmung der Innenräume genutzt und so Heizenergie gespart werden. Fenster mit Ostoder West-Ausrichtung können in ihrer Energiebilanz einer sehr gut gedämmten Wand entsprechen. Aber diese Wirkung habe ihren Preis, so Stefan C. Würzner vom Bauherren-Schutzbund: "Glas hat einen fünf bis zehnmal schlechteren Dämmfaktor als eine Wand, man muss also einigen Aufwand treiben. Um eine ebenso gute Dämmung hinzubekommen, braucht es mindestens eine Dreifachverglasung.“ Die sei für kleinere Fenster günstiger.

Um beim Hausbau zu sparen, werden daher die verschiedenen Fenster formate gemischt. „Manche Bauherren planen schmale Fenster auf der Nordseite, weil dort wenig solare Gewinne auftreten und sich größere Fenster nicht lohnen würden“, berichtet Fensterexperte Koos. Aber hieran scheiden sich die Meinungen. Herstellervertreter Koos zeigt sich wenig begeistert: "Wer so Energie sparen will, hat nur vermeintlich einen Vorteil. Denn er bezahlt dafür den Preis von weniger Tageslicht und fehlender Sicht nach draußen."

Aber es kann in manchen Räumen eben auch von Vorteil sein, wenn man nicht auf voller Länge durchsichtige Scheiben hat. Etwa dort, wo man Einblicke von draußen vermeiden möchte, etwa im Bad oder Schlafzimmer, seien schmale horizontale Fenster, also mit einem Wandanteil im unteren Bereich, eine gute Lösung, sagt Klaus-Jürgen Edelhäuser von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.

Auch in der Küche bieten solche Fenster praktische Vorteile. , In kleinen Räumen machen sich horizontale Oberlichter gut“, erklärt Bauherrenberater Stefan C. Würzner. „Es kommt viel Tageslicht herein, der Blick nach draußen ist frei und man gewinnt an Stell- oder Arbeitsfläche unter den Fenstern."

Sonnenlicht Allerdings darf man sich von den Spareffekten nicht täuschen lassen: Wenn man dann mehrere kleine Fenster in einem Raum einbaut anstatt ein großes, sind die Kosten unterm Strich wieder höher, erklärt Fensterexperte Jürgen Benitz-Wildenburg. Auch bei der Wärmedämmung gebe es dann einen Nachteil: "Denn kleinere Fenster haben im Verhältnis einen größeren Rahmenanteil, der meistens einen schlechteren Dämmwert als ein modernes Dreifachglas hat und zudem auch weniger Sonnenlicht in den Raum lässt." 

 Ob Panoramafenster oder schmales Fenster - in modernen Gebäuden haben viele Varianten gleichermaßen ihre Berechtigung, sie müssen nur am richtigen Ort sitzen. Daher sollte man bei der Planung einerseits die Himmelsrichtungen abwägen. Aber Klaus-Jürgen Edelhäuser rät, vor allem die Funktion der Räume im Blick zu haben. In einem Arbeits- oder Gästezimmer könne eines dieser zwar kleineren, hoch und quer liegenden Fenster reichen, wenn es ausreichend groß ist. Im Kinderzimmer oder in Wohnräumen sollte viel Tageslicht und eine Blickbeziehung nach außen vorhanden sein - Tendenz also zum Panoramafenster. dpa