Ein Stütz am Barren? Für Johanna Quaas ist das mit 99 Jahren kein Ding der Unmöglichkeit. Wettkämpfe hat die „Turn-Oma“ aus Sachsen-Anhalt erst vor wenigen Jahren aus ihrem Kalender gestrichen. Doch noch immer macht sie jeden Tag Gymnastik. „Hannchen“, wie ihre Freunde sie nennen, stand schon vor rund zehn Jahren als älteste Turnerin der Welt im Guinness-Buch der Rekorde, privat ist sie lange Urgroßmutter. Aber was heißt heute schon alt?
Zahlen
Die deutsche Statistik ist gern präzise: Genau 26 615 Menschen waren nach der amtlichen Zählung Ende 2023 hierzulande 100 Jahre und älter. Von der Zahl her entspricht das einer mittelgroßen Stadt. Musiker stehen mit über 80 auf der Bühne, Bestseller feiern das hohe Alter. Paare begehen diamantene Hochzeit und sehen ihre Urenkel erwachsen werden. Andere erleben, wie ihre Kinder im Seniorenalter vor ihnen sterben.
Es sind Generationen, die auch politisch etwas entscheiden können. Mehr als jeder fünfte Wahlberechtigte in Deutschland ist über 70. All das zusammen genommen, lässt sich da sagen: So etwas gab es bisher nicht? „Historisch ist das eine neue Situation und Dimension“, bestätigt Adelheid Kuhlmey, Alterforscherin an der Berliner Charité. „Es verschiebt sich sehr viel. Die mittlere Generation rutscht in eine neue Sandwich-Position - zwischen ihre meist schon erwachsenen Kinder und ihre Eltern.“ Das könne ein Gewinn sein, ergänzt die Medizinsoziologin. „Weil die Vergangenheit in Familien präsenter bleibt und wir damit einen viel größeren Erfahrungsschatz unter uns haben.“
Die Veränderung von der demografischen Pyramide zum Pilz - mehr Ältere oben, deutlich weniger Jüngere unten - kann aber auch wie eine Bedrohung wirken. Die Zahl der Menschen über 70 ist in Deutschland zwischen 1990 und 2022 von 8 auf 14 Millionen angewachsen. „Für die pflegerische Versorgung laufen wir auf eine Katastrophe zu“, prognostiziert Kuhlmey.
Zumindest, wenn sich nicht grundlegend etwas ändere, angefangen beim öffentlichen Bewusstsein: „Wir sind zu wenig trainiert, die nachberufliche Phase zu gestalten. Dabei ist sie zu einer der längsten in unserem Leben geworden.“ Restlaufzeit sagen manche dazu, als sei der Mensch ein Atomkraftwerk.
Lebenserwartung
Noch vor 150 Jahren lag die Lebenserwartung in Deutschland im Schnitt bei 35 bis 38 Jahren. Es folgten zwei Weltkriege. Dennoch gab es laufend Fortschritt in der medizinischen Versorgung, bei der Ernährung und beim Wohnen, dazu gesündere Arbeitsbedingungen und wachsenden Wohlstand.
Im Jahr 2070, so eine Prognose, könnte die durchschnittliche Lebenserwartung von Babys sogar auf 86 bis 90 Jahre steigen. 65-jährige Männer und Frauen können heute im Schnitt noch 16 bis 17 Jahre ohne nennenswerte gesundheitliche Beeinträchtigungen leben. Viele Mediziner sind sich einig, dass 70 das neue 65 ist. Doch die Schere zwischen dem unverrückbaren kalendarischen und dem gefühlt oft jüngeren biologischen Alter schließt sich wieder. Der menschliche Körper ist nicht auf ein Dasein 90 plus ausgelegt. Bei allem Training vom E-Bike bis Rollator-Yoga - Garantien gibt es nicht. Dafür Krankheiten, die erst im höheren Alter auftreten. Die Gefürchteste heißt Demenz.
Turnerin
Johanna Quaas wurde im vergangenen November 99 Jahre alt. Die Lebensphilosophie der ehemaligen Sportlehrerin aus Halle an der Saale, die erst mit 56 ihre eigene Wettkampf-Karriere startete, lautet: immer aktiv sein. „Das hat mir geholfen“, sagt sie. Auch beim Oberschenkelhalsbruch vor drei Jahren. „Da konnte ich natürlich nicht trainieren. Aber nach der Reha bin ich wieder in die Turnhalle gegangen.“ Das brachte sie zurück in den Alltag „und dazu, sogar wieder Rad zu fahren“. Klar, auch sie plagten Zipperlein. „Arthrose im Knie und in den Fingern, aber erträglicher wird es nicht, wenn man sich schont.“ Kleines Zugeständnis an ihr Alter: kein Barren mehr mit 99.
Ausnahme
Ist Johanna Quaas die Zukunft? Altersforscherin Kuhlmey schüttelt den Kopf. „Das ist eine absolute Ausnahme mit supergenetischen Anlagen“, urteilt sie. Mit 85 beginne im Schnitt die Phase der Hochaltrigkeit mit Gesundheitseinbußen, körperlich wie geistig. „Das kann weiterhin ein erfüllendes Leben sein, aber es ist nicht mehr das Leben mit 70.“
Dass Alter so schwer fassbar ist, macht die Sache kompliziert - politisch, ökonomisch und persönlich. Bereits unter 70-Jährigen gibt es Menschen, die biologisch zehn Jahre älter sind. Andere sind nach diesem Maßstab zehn Jahre jünger. „Diese breite Spanne von 20 Jahren haben wir in keiner anderen Generation“, ist die Charité-Forscherin überzeugt.
Von Ulrike von Leszczynski
dpa
Kissen beim Schlafen unter den Bauch
Schlechte Nachrichten für alle Bauchschläfer: Gerade, wenn man zu Schmerzen im unteren Rücken neigt, ist diese Schlafposition alles andere als gut. Der Grund: In der Bauchlage fällt die Lendenwirbelsäule in ein Hohlkreuz. Liegt man über mehrere Stunden auf dem Bauch, „verspannt die umliegende Muskulatur und beginnt zu schmerzen“, erklärt der Orthopäde David Kubosch von der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Gut möglich also, dass sich beim Aufwachen der Rücken umso steifer und verspannter anfühlt.
Wenn die Bauchlage die allerliebste Schlafposition ist und man vielleicht nur so einschlafen kann, für den Fall hat Kubosch einen Tipp: ein flaches Kissen unter den Bauch legen. So lässt sich ein Hohlkreuz vermeiden. Zudem entlastet eine passende Matratze den Rücken. Sie darf weder zu weich noch zu hart sein: Ideal ist sie, wenn sie den Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule gut stützt, das Becken aber einsinken lässt.
„Viele Menschen mit Kreuzschmerzen nehmen eine unnatürliche Schonhaltung ein, um schmerzauslösende Bewegungen zu vermeiden“, berichtet Kubosch. Die Lösung ist das aber nicht, im Gegenteil: Dabei werden andere Muskelgruppen stark beansprucht und können ebenfalls schmerzhaft verspannen. Besser ist es, in Bewegung zu kommen.
dpa
Fünf Tipps für sicheres Joggen
Damit es auch im Alter langfristig keine Beschwerden gibt
Joggen hält fit - auch im Alter. Doch mit den ersten warmen Frühlingstagen steigt nicht nur die Lust auf Bewegung, sondern auch das Risiko, sich zu überfordern. Denn der Körper verändert sich im Laufe der Jahre, reagiert empfindlicher auf Belastung und benötigt mehr Erholungszeit.
Der Orthopäde und Unfallchirurg Professor Daniel Kendoff vom Helios Klinikum Berlin-Buch rät deshalb älteren Menschen, das Training mit Bedacht anzugehen und bei diesem einige Grundregeln zu beachten.
Verletzung vorbeugen
Bewegung hält fit, fördert die Mobilität und wirkt sich positiv auf Herz und Kreislauf aus. Wer allerdings zu ambitioniert startet oder erste Warnzeichen des Körpers ignoriert, riskiert Muskelzerrungen, Fersenschmerzen oder Gelenkprobleme - insbesondere an Hüfte, Rücken und Knien. Entscheidend ist eine angepasste Belastungssteuerung. Diese setzt sich zusammen aus sanft starten, langsam steigern und auf den eigenen Körper hören. Auch die Wahl der Laufstrecke und passende Ausrüstung spielen eine große Rolle.
Fünf Tipps
Damit der Laufsport langfristig Freude macht und nicht mit Beschwerden endet, helfen folgende Empfehlungen des Experten:
■ Regelmäßig zum Check-up: Vorerkrankungen wie Herzprobleme oder Arthrose sollten von den Sportinteressierten vorab ärztlich besprochen werden.
■ Belastung dosieren: Kurze Strecken zum Einstieg, Pausen bei Unwohlsein - und keine Scheu, auch mal einen Ruhetag einzulegen oder zwei Tage lang die Schuhe im Schrank liegen zu lassen.
■ Richtige Schuhe: Eine Laufanalyse in einem Fachgeschäft hilft, passendes Schuhwerk zu finden, das die Gelenke schützt. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Dämpfung der Laufschuhe.
■ Gute Streckenwahl: Weicher Untergrund wie Waldwege ist gelenkschonender, als über den Asphalt zu rennen. Weiterer Tipp: Im Sommer lieber morgens oder abends bei noch gemäßigten Temperaturen laufen, um den Kreislauf an heißen Tagen nicht zu überlasten.
■ Mobilisieren und regenerieren: Vor dem Laufen sollte man sich leicht aufwärmen, nach dem Training dehnen - und schließlich gilt es noch, auf eine ausreichende Erholung zu achten.
dpa