Grenzen behutsam öffnen, so Marcus Meyer im Interview über den Hohenloher Kultursommer

Intendant Marcus Meyer sieht den Kultursommer in steter Entwicklung

Kultursommer-Intendant Marcus Meyer blickt zuversichtlich auf die Saison 2022. Foto: privat

Es liegen zwei herausfordernde Jahre hinter der Kulturbranche, und niemand weiß, welche Überraschungen die Corona-Pandemie noch bereithält. Marcus Meyer, Intendant des Hohenloher Kultursommers, spricht im Interview von den Erfahrungen der vergangenen Spielzeit, blickt auf seine persönlichen Programmhöhepunkte 2022 und gibt Einblicke in die Weiterentwicklung des Festivals.

Herr Meyer, Sie sind als Veranstalter nah an den Künstlern dran: Wie sind diese mit der Saisonabsage 2020 umgegangen?

Marcus Meyer: Wir saßen alle im selben Boot in der Kulturbranche, das war auch allen klar. Deshalb war das Zusammenspiel zwischen uns und den Künstlern sehr kooperativ. Unsere Künstler haben die Kultursommer-Strategie begrüßt, 2020 alles abzusagen und 2021 neu anzusetzen. Diese klare Ansage ist unserer Wahrnehmung nach besser angekommen als immer neue Termine zu machen und diese dann wieder und wieder zu schieben.

Wie schwer war es in den vielen verschiedenen und auch kleineren Spielstätten die Corona-Einschränkungen umzusetzen?

Meyer: Es ging erstaunlich gut. Im Zweifelsfall haben wir uns mit den Juristen im Landratsamt beraten, haben uns mit den zuständigen Ordnungsämtern verständigt. Der organisatorische Aufwand, also vor allem Telefongespräche führen, Emails schreiben, der war schon überdurchschnittlich hoch. Für jede Spielstätte musste zudem ein eigenes Hygienekonzept erstellt werden.

Hätten Sie sich da gewünscht, Kulturveranstalter mit einer einzigen Halle zu sein?

Meyer: Das hätte wirklich so einiges vereinfacht (lacht). Ein Konzept ausdenken, und das gilt dann. Schon alleine die Kirchen, die bei uns ja eine große Rolle spielen, sind schwierig. Dort gibt es in der Regel keine Bestuhlung, sondern Bänke. Wie viele Menschen dort reinpassen, also ganz offiziell, das weiß man manchmal gar nicht so genau. Und wie nimmt man dann von einer ohnehin schwammigen Zahl die Hälfte an Auslastung?

Schauen wir nach vorne: Kann der Kultursommer in diesem Jahr befreit aufspielen?

Meyer: Momentan gehen wir davon aus. Wir empfehlen aber die Maske im Innenraum weiterhin. Sollten Richtung Herbst wieder Einschränkungen von der Politik kommen, regeln wir das kurzfristig. Da haben wir inzwischen genügend Erfahrungen gesammelt.

Auf welche Konzerte freuen Sie sich besonders, oder müssen Sie als Intendant alles mögen?

Meyer: Ich mag tatsächlich alles, weil ich mir ja vorab überlege, warum gerade diese Künstler zum Kultursommer kommen sollen. Ich wäre am liebsten überall dabei. Ich freue mich aber besonders, dass das Musikfest Schloss Weikersheim mit dem für 2020 schon geplanten Programm endlich stattfindet oder auch das verschobene Jazzkonzert mit Neal Richardson und dem Programm „Not King Cole“.

Wie passen denn das Jazzkonzert im Rittersaal oder das Konzert der Kölner Band Die Höhner in die Kultursommer-Säulen Alte Musik, Klassik und Weltmusik?

Meyer: Die passen sehr gut rein. Wir dehnen unsere Grenzen gerne mal aus, überschreiten sie aber nie gänzlich. Die Höhner kommen mit 45 klassischen Musikern, Violinist József Lendvay wird dabei sein. Der Klassik-Anteil ist also hoch. Aber wir wollen damit natürlich ein breiteres Publikum ansprechen. Bei den Songs von Nat King Cole darf man nicht vergessen, dass es sich hier bereits um Standards der Musikgeschichte handelt, das ist Musik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Verändert sich das Kultursommer-Konzept dadurch nicht?

Meyer: Wenn man auf die ersten Programme des Kultursommers schaut, war das ein Festival für Renaissance- und Barockmusik. Irgendwann kamen Orchester dazu und damit die Klassik. Die Weltmusik kam auch erst später. Insofern haben wir uns immer entwickelt und das werden wir auch weiterhin tun – behutsam und sorgfältig ausgewählt. Denn auch die Musik entwickelt sich weiter, genauso wie die Hörgewohnheiten beim Publikum.