Freizügiger Weg aus der Arbeitslosigkeit: Bruckmeiers Ladies Night in der Götzenburg Jagsthausen

Unterhaltung trifft Sozialkritik: „Ladies Night" bekommt unter der Regie von Stephan Bruckmeier einen schwäbischen Anstrich

Wahnwitzige Idee: Eine Gruppe von Männern beschließt in der Komödie.. Ladies Night" eine Stripper-Gruppe zu gründen. Foto: Burgfestspiele Jagsthausen

Sie stehen alle an einem schwierigen Punkt in ihrem Leben. Getrieben von finanzieller Not, persönlichen Misserfolgen und Arbeits- und Perspektivlosigkeit, kommt eine Gruppe Männer auf eine wahnwitzige Idee und gründet eine Stripper-Gruppe. Nach anfänglich tollpatschigen Versuchen und ersten ungelenken Verrenkungen nehmen sie Tanz-Unterricht bei einem weiblichen Revuestar. Doch ganz so einfach ist es nicht, aus dem eigenen Körper Kapital zu schlagen, vor allem, wenn man – mal dicker, mal dünner, mal größer oder kleiner – nicht den erwarteten Schönheitsidealen entspricht.

„Wir wollen eine Brücke schlagen zur Akzeptanz des eigenen Körpers“, sagt Regisseur Bruckmeier, der die Komödie „Ladies Night“, die am 24. Juni in der Götzenburg Jagsthausen Premiere feiert, inszeniert. Die Bühnenfassung von Stephen Sinclair und Anthony McCarten basiert auf der Filmkomödie „Ganz oder gar nicht“ von Regisseur Peter Cattaneo, die 1997 zu einem Welterfolg wurde und mehrfach oscarnominiert war.

Statt in einer britischen Arbeiterstadt wie in der Vorlage spielt Bruckmeiers Inszenierung im Heilbronner Land. Die Protagonisten kommen aus der Region, der schwäbische Dialekt spielt eine große Rolle. Ausgewogen zwischen Humor, Tanzeinlagen und sozialkritischen Tönen, verortet der Regisseur seine Inszenierung, in der er die Problematiken keiner gezwungenen Heiterkeit opfern will. „Man kann sich amüsieren, sieht die Not dieser Männer aber deutlich“, sagt der gebürtige Wiener, der auch die ursprüngliche Buchvorlage des Stoffes hervorhebt, die sich mit den Auswirkungen der Wirtschaftskrise während der Ära der britischen Premierministerin Margaret Thatcher beschäftigt. „Viele Menschen in der Industrie wurden von Wirtschaftsträgern zu Losern“, sagt Bruckmeier. „Das kennen wir auch aus dem Ruhrpott oder aus Ostdeutschland.“

Abend der Versöhnung

Den Zusammenbruch des eigenen sozialen Systems zu überwinden und eine neue Chance zu finden, ist die Triebfeder dieser zusammengewürfelten Männertruppe, die mal in Streit gerät, mal an Selbstzweifeln nagt. Bruckmeier fasziniert, dass in dieser Gruppe die „unterschiedlichsten gesellschaftlichen Strukturen zusammenkommen“ und spricht in dem Zusammenhang von „einem Abend zur Versöhnung der Unterschiede“. Der Österreicher, der sich als hochpolitischer Mensch in seiner Theaterarbeit versteht, lässt im Stück deshalb dann auch Gegensätze wie einen Homosexuellen und einen Homophoben aufeinanderprallen. „Sie sind sich im Endeffekt ähnlicher als sie denken. Generell sind Menschen zu schnell in ihrem Urteil über andere, man weiß oft nicht, was in den Leuten wirklich verborgen ist.“

Ob das Stück eher Frauen oder Männer anspricht? „Beide, aber unterschiedlich“, mutmaßt Stephan Bruckmeier. Männer könnten sich gut mit den Schicksalen identifizieren. „Und die Frauen bekommen einen Einblick, wie es Männern gehen kann, weil solche Probleme zu Hause oft abgetan oder sogar durch Lügen kaschiert werden.“

Wie viel nackte Haut zu sehen sein wird, verrät der Regisseur nicht. Nur so viel: „Man wird zum Schluss der Meinung sein, dass man alles gesehen hat“, sagt Bruckmeier, der bislang noch keine Männer-Strip-Show besucht hat – das aber demnächst mit seinem Jagsthausener Ensemble auf „einer Exkursion“ nachholen möchte.

Information

Ladies Night 

Von Stephen Sinclair und Anthony McCarten Übertragen ins Schwäbische von Monika Hirschle Regie: Stephan Bruckmeier Mit Dirk Emmert, Jeff Zach, Karlheinz Schmitt, Carlo Benz, Folkert Dücker, Björn Luithardt Premiere: 24. Juni, 20.30 Uhr.

Musicalhits für die Burg

Young Friends der Burgfestspiele präsentieren "Hit it!" mit Asita Djavadi

Seit 1990 gehören Musicals zum Spielplan der Burgfestspiele. Seit 2018 gibt es die Young Friends der Freunde der Burgfestspiele, Menschen zwischen 16 und 30 Jahren, die mit dem Sommertheater groß geworden sind: als Statisten und Laienschauspieler, als passionierte Zuschauer. Neben Workshops für Kinder organisieren die Young Friends nun im Burghof „Hit it!“, Musical-Highlights aus Jagsthausen feat. Asita Djavadi und die Partyband Ten feet beat. Asita Djavadi und Melvin Edmondson kehren zurück und präsentieren mit Band eine Reise durch 20 Jahre Musical in Jagsthausen. Die Idee: Eine lockere Sommeratmosphäre schaffen und ein junges und ein gesetzteres Publikum zusammenbringen. Die Bandbreite des Abends reicht von Hits aus „Blues Brothers“ wie „Everybody Needs Somebody“ und „Gimme Some Lovin’“ über den „Time Warp“ aus der „Rocky Horror Picture Show“ bis zu Edith-Piaf-Chansons. Und dazu Ohrwürmer aus Erfolgen wie „Cabaret“, „Jesus Christ Superstar“, „Der kleine Horrorladen“, „Die Dreigroschenoper“, „Aida“ und mehr. Die stimmgewaltige Djavadi und Edmondson standen in verschiedenen Musicals gemeinsam auf der Bühne der Burgfestspiele und tun es in diesem Sommer für einen Abend wieder. cid

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„Hit it!“ Musical-Highlights 

14. August, 18. 30 Uhr