Die Illusion? Eine Täuschung der Sinne oder des Verstandes, bloße Einbildung mitunter. In der Kunst wird die optische Illusion zum schönen Schein und nimmt noch ganz andere Formen und Wirkungsweisen an. Sehen und verstehen - als ob das so selbstverständlich wäre -, ist der rote Faden durch die Ausstellung in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall, die Hologramme und optische Illusionen aus der Sammlung präsentiert ab Juni unter dem Titel „Die dritte Dimension im Bild“.
Optische Täuschung

„Was ist das alles, Bild, Farbe, Licht, Vibration, reine Energie? Leben. Leben in Freiheit“, umreißt Otto Piene 1959 das Phänomen, dem die Ausstellung auf der Spur ist. Die Künstler der Gruppe Zero Düsseldorf wie Heinz Mack, Piene und Günther Uecker verbinden Licht und Kinetik und schaffen eine ganze neue Vorstellung von Bild und Skulptur. Mit Hologrammen - also mit holografischen Techniken hergestellte fotografische Aufnahmen, die ein dreidimensionales Abbild des Ursprungsgegenstandes wiedergeben und weiteren optischen Täuschungen will die Schau mit Arbeiten von 45 Künstlerinnen und Künstlern unsere Wahrnehmung infrage stellen und Seherlebnis sein: Bilder die sich in der nächsten Sekunde verändern, die sich bewegen, real und virtuell.
Die Erfahrung eines industriell geprägten und beschleunigten Alltags, eine neue Materialästhetik und die Erkenntnis, dass nichts statisch ist, führen ab Mitte der 50er Jahre zu einer Faszination für das bewegte Bild, das Licht-Objekt wie überhaupt zu neuen Präsentationsformen wie der des Environment, das das Publikum förmlich in ein Werk eintreten lässt.
Der Begriff „offenes Kunstwerk“, das mehrdeutige Interpretationen zulässt ohne Vorbildung, markiert demokratisches Bewusstsein. Op Art und Kinetik, bewegte Kunst, bieten ideale Bedingungen mit ihren spielerischen Qualitäten und sinnlichen Anreizen. Arbeiten von Yaacov Agam, Carlos Cruz-Diez, François Morellet, Jesús Rafael Soto oder Victor Vasarely sind Beispiele. Innerhalb der Künstlergruppe Zero steht die Karriere von Otto Piene für die Nähe der kinetischen Bewegung zu Wissenschaft und Technik. Von 1974 bis 1994 ist Piene Direktor des Center for Advanced Studies am legendären Massachusetts Institute of Technology in Boston.
In den 70er und 80er Jahren ermöglicht die Holografie neuartige, virtuelle Seherlebnisse. Heute ist die 1947 erfundene Technik, für die Dennis Gábor 1971 den Physik-Nobelpreis erhielt, aktueller denn je. Holografische Displays könnten unsere Art, zu kommunizieren verändern. Künstlerisch ist das dreidimensionale Lichtbild einzigartig, da nicht reproduzierbar. Seine Magie liegt im Augenblick. Die Holografie-Sammlung von Matthias Lauk mit internationalen Holografie-Pionieren ist neu in die Sammlung Würth integriert.
Von Claudia Ihlefeld
Information
Ausstellungsdauer
3. Juni bis Herbst 2025,
täglich 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei.