Balkonien - naturnahes Paradies für Mensch und Tier

Nachhaltiges Gärtnern ohne Garten

Wer mag, kann auch auf Balkon und Terrasse ein kleines, nachhaltiges Pflanzenparadies erschaffen. Foto: dpa

Nicht jeder, der gerne gärtnert, hat auch einen Garten. Doch auch auf Balkonien kann man sich seinen Traum von der grünen Oase erfüllen. Immerhin verfügen 59 Millionen Menschen in Deutschland über Balkon oder Terrasse und haben so die Gelegenheit, ihr Wohnzimmer im Sommer nach draußen zu erweitern. Dort darf es dann auch gerne grünen und blühen. In Hülle und Fülle. Und mit ein paar kleinen Maßnahmen lässt sich dort sogar ein ressourcenschonendes Paradies erschaffen.

Substrat Fürs üppig blühende Grün braucht es Erde. Doch die stammt oft aus Hochmooren, deren Abbau zum Artensterben beiträgt. Da die weltweiten Hochmoore etwa doppelt so viel CO2 speichern wie alle Wälder zusammen, treibt der Torfabbau den Klimawandel voran. Als umweltfreundliche Alternative bietet sich torffreies Substrat an, aber auch Kompost und Nadelholzmulch.

Pflanzenauswahl Wer sich und der Tierwelt etwas Gutes tun will, achtet bei der Pflanzenauswahl auf Bienenfreundlichkeit. Der Naturschutzbund empfiehlt den Kauf vor allem heimischer, mehrjähriger und winterharter Arten. Aber auch kleine Gehölze, Stauden und Kletterpflanzen sind für Balkon und Terrasse eine gute Wahl. Die locken Wildbienen, Schmetterlinge, weitere Insekten und damit auch Vögel an. Für ein gutes Ergebnis gilt es, den Standort zu berücksichtigen. So gedeihen auf nach Süden ausgerichteten Sonnenbalkonen beispielsweise Blauminze, Schachbrettblume, Weicher Frauenmantel, Rosmarin, Waldrebe und Brombeere. Im Schatten oder Halbschatten fühlen sich Kaukasus-Gänswurz, Waldvergissmeinnicht, Immergrünes Geiẞblatt, Himbeere und rote Johannisbeere wohl. Pflegeleicht sind auch Wildblumenmischungen im Pflanzkübel.

Hochbeet Wer eher für Nutzpflanzen zu haben ist: Selbst ein kleines Hochbeet findet auf dem Balkon Platz. Je nach Ausrichtung (und Vorlieben) lassen sich darin Paprika, Mangold, Bohnen, Auberginen, Tomaten, Salat, Gurken, Zucchini, Kohlrabi aber auch Heidelbeeren und Erdbeeren ziehen. Wer gerne noch mehr Obst ernten möchte: Ob Pfirsich, Birne, Kirsche oder Apfel, der Fachhandel bietet verschiedene Sorten und Arten als extra kleine Bäumchen an.

Kräuterecke Küchenkräuter sind bei Mensch und Tier sehr beliebt. Platzsparend - etwa an eine ausgediente Leiter oder an die Hauswand gehängt-gedeihen mediterrane Vertreter wie Rosmarin, Thymian und Oregano prima. Petersilie, Schnittlauch und Basilikum nur dann, wenn sie genügend Wassergaben erhalten. Vollsonnige Standorte gefallen ihnen deshalb eher weniger.

Regenwasser Naturgemäß müssen Kübelpflanzen mehr gegossen werden wie ihre Verwandten im Beet. Trotzdem muss man dafür nicht unbedingt wertvolles Trinkwasser vergeuden. Gibt es die Möglichkeit, ein Fallrohr zu installieren, lässt sich Regenwasser in einer Tonne oder einem dem Platz entsprechenden Gefäß sammeln. Wer diese Möglichkeit nicht hat, kann sich mit einem Trick behelfen: Dafür einen Kanister nehmen, dessen Boden abtrennen und ihn umgedreht am Balkongeländer befestigen.

Gefäße Apropos Pflanzenkübel: Auch hier kann man Nachhaltigkeit walten lassen, indem man auf Gefäße aus wiederaufbereitetem Kunststoff oder Ton zurückgreift. Generell sollten die Töpfe stabil und frostsicher sein. Und - sie müssen ein Loch im Boden haben. Das verhindert Staunässe.

Viel Nahrung So vielfältig bepflanzt, finden Vögel und Insekten auch auf kleinem Raum ein großes Nahrungsangebot. Und damit sich die gefiederten Gäste noch wohler fühlen, es im Sommerwohnzimmer am Ende nur so summt und brummt, schadet es nicht, zusätzlich eine Tränke und ein Sandbad zu platzieren. Lohn dafür ist jede Menge tierischer Besuch. Nicht verschwiegen werden soll allerdings, dass die gefiederten Freunde nicht nur reine Freude bereiten. Denn in ihrem Fall zahlen nicht die Gäste die Zeche, sondern der Wirt, der auch für die Beseitigung tierischer Hinterlassenschaften zuständig ist.

Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth