hep solar in Güglingen: Ökologie und Ökonomie im Einklang für eine lebenswerte Zukunft

Thorsten Eitle und Christian Hamann sind Gründer und Geschäftsführer von hep solar in Güglingen. Sie geben ein Interview.

Thorsten Eitle (links) und Christian Hamann sind die Gründer und Geschäftsführer von hep solar in Güglingen. Das Firmen-Maskottchen, der Gorilla George, steht für die nachhaltige Unternehmensausrichtung. Foto: Seidel

"There is no Planet B“ – es existiert kein Ausweichplanet. Daher gibt es nur eine Option: Man muss Verantwortung für die Erde übernehmen und sein Möglichstes tun, um auch nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Und genau das macht die Firma hep solar aus Güglingen. Das seit 2008 bestehende Unternehmen ist der Partner für alles rund um Solarenergie. Weltweit entwickelt, baut und finanziert ein Team von 240 Mitarbeitern – davon 120 am Hauptsitz in Güglingen – Photovoltaik-Großanlagen. Die bislang 30 errichteten Solarparks erreichen eine Leistung von 1350 Megawatt Peak. 

Das Besondere: Gemeinsam mit hep solar kann jeder Einzelne seinen Beitrag zur Energiewende – weg von klimaschädlichen, fossilen Brennstoffen und hin zu einer lebenswerten Zukunft – leisten. Für private und professionelle Anleger gibt es maßgeschneiderte Klimaschutzfonds, in die man investieren, dadurch den CO2-Ausstoß reduzieren und dabei finanzielle Rendite erzielen kann. 

„Wir übernehmen Verantwortung und beziehen klar Stellung für eine nachhaltige und grüne Zukunft.“

Christian Hamann

Hinter hep solar stehen die Gründer Thorsten Eitle und Christian Hamann. Im „Charakterköpfe“-Gespräch legen die beiden Schulfreunde dar, welche Rolle Nachhaltigkeit in ihrem Leben auch fernab des hep-solar-Geschäftsmodells spielt, was sich am Wirtschaftsstandort Deutschland dringend ändern muss und, was ihr Erfolgsmodell mit einer Wursttheke im Supermarkt zu tun hat. 

Warum bringt die Photovoltaik-Technik die Energiewende besser voran als andere alternative Energiequellen?

Thorsten Eitle:
Ganz einfach: Die Sonne scheint überall. Daher ist der Gewinn von Sonnenenergie wesentlich planbarer als etwa die Erzeugung von Windenergie. Darüber hinaus sind Windparks wirtschaftlich schwierig, da sie aufgrund aufwendiger Genehmigungsverfahren einen längeren Vorlauf benötigen.

Christian Hamann: Solarenergie ist die effizienteste Methode nachhaltiger Energiegewinnung. Im Vergleich etwa zu Energiemais ist Solarenergie 20mal ergiebiger. Wir benötigen keine Subventionen, damit sich unser Geschäftsmodell rechnet. Technisch ist auch dieses Vorgehen gut beherrschbar: Wenn der Solarpark einmal errichtet ist, steht er auch. Selbst nach einem verheerenden Unwetter ist er rasch wieder aufgebaut. 

Was war der Startschuss zur Gründung von hep solar?

Eitle:
Wir kennen uns seit der Schulzeit. Dann haben wir uns zufällig in Brackenheim an der Wursttheke eines Supermarkts getroffen. Dabei sind wir über Solarenergie, Verantwortung und nachhaltige Investments ins Gespräch gekommen. Aus dieser Idee entstand unser Unternehmen.

Hamann:
2008 haben wir unseren ersten Solarpark gebaut. Dann haben wir rasch Photovoltaik-Projekte in England, Japan, Kanada und den USA realisiert. Diese Internationalität macht uns einzigartig. Mit mittlerweile 15 Jahren am Markt sind wir in unserer Branche schon fast ein Dinosaurier – verfügen dementsprechend aber auch über viel Erfahrung. 

„Der Status sagt absolut nichts über den Menschen aus.“

Thorsten Eitle

So entstand die Verzahnung aus nachhaltigem Geschäftsmodell und Rendite-Erfolg?

Hamann:
Ökologie und Ökonomie müssen Hand in Hand gehen. Die DNA von hep solar liegt auf der Hand: Wir übernehmen Verantwortung und beziehen klar Stellung für eine nachhaltige und grüne Zukunft, handeln aber auch unternehmerisch.

Eitle:
Wenn man sich Unternehmen in den USA anschaut, wird klar: Dort regiert oft das reine Profitdenken – ohne Rücksicht auf Verluste. Ich möchte kein Unternehmen führen, das auf einer solchen Basis funktioniert.

Hamann: Für mich war schon immer klar: Wenn ich ein Unternehmen führe, muss ich auch mit meinen Werten dahinterstehen. Nachhaltigkeit im Blick haben, aber beispielsweise mit Kohle-Energie Geld verdienen, das passt natürlich nicht zusammen. 

Welche Werte sind Ihnen darüber hinaus in Ihrem Unternehmen wichtig?

Eitle:
Respekt und fairer Umgang über alle Positionen hinweg. Jeder soll selbstständig agieren und mitdenken. Wir haben für jeden ein offenes Ohr. Wenn im menschlichen Umgang generell weniger Aggression und mehr Miteinander herrschen würde, hätten wir viele Probleme nicht.

Hamann: Entscheidend ist: Diese Werte geben wir nicht von oben herab vor, sondern sie sind zusammen mit den Mitarbeitern entwickelt. Denn nur so füllt man diese Ideen auch tatsächlich mit Leben. 

Nach welchen ethischen Grundsätzen leben Sie privat?

Hamann:
Die genannten Werte bestimmen auch privat unser Denken und Handeln. Thorsten Eitle und ich haben jeweils zwei Kinder – und an die geben wir weiter, wie wichtig Respekt und Achtung des Gegenübers ist.

Eitle: Jeder Mensch ist gleichwertig, egal ob Putzfrau oder Manager. Der Status sagt absolut nichts über den Menschen aus. Bis heute habe ich Freunde aus meiner Jugend. Da ist es mir völlig egal, welchen Berufsweg sie seither eingeschlagen haben. 

Wie nachhaltig agiert hep solar über das Geschäftsmodell hinaus?

Hamann: Wir achten darauf, auch im Kleinen so viel wie möglich zu bewegen. Es gibt auf unserem Firmengelände Ladesäulen für Elektro-Fahrzeuge, wir haben nachhaltigen Kaffee, in der Kantine gibt es keine Einweg-Verpackungen, wir drucken kaum aus, haben auf Messen Plastik-Goodies zum Mitnehmen abgeschafft – und an unserem zukünftigen Firmensitz in Eppingen haben wir eine noch größere Solaranlage als in Güglingen. 

Welche ökologisch negativen Auswirkungen hat Ihr Geschäftsmodell und wie dämmen Sie diese ein?

Hamann:
90 Prozent des CO2-Ausstoßes unseres Geschäfts basiert auf der Produktion und im Transport der Solarmodule – und liegt damit in der Lieferkette vor unserem eigenen Agieren. Uns wäre es lieber, wenn die Module in Deutschland hergestellt würden. Da das nicht der Fall ist, beziehen wir 95 Prozent der Module unserer Parks aus China. Dort gibt es ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Menge an CO2-Emission, die wir durch unser Geschäftsmodell vermeiden, liegt selbstverständlich wesentlich höher als der ökologische Fußabdruck, den wir verursachen.

Eitle: Aber auch hier versuchen wir, unsere Unternehmenswerte zu leben: Wir achten darauf, dass die Modulhersteller nach den Environmental-Social-Governance-Kriterien arbeiten, also, dass sie Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Sozialfragen in ihren Prozessen berücksichtigen. Da schauen wir ganz genau hin. Beispielsweise schicken wir Mitarbeiter nach Kambodscha, um auszuschließen, dass die Solarmodule, die wir verwenden, aus Zwangsarbeit stammen. 

„Wir sind lokal verwurzelt, agieren aber global.“

Thorsten Eitle

Was war Ihr erster Kontakt mit dem Thema Photovoltaik?

Hamann:
Ich habe bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG viel im Energiebereich gemacht. Damals, vor 20 Jahren, gab es rund um Photovoltaik viele Versuchsprojekte. So richtig kam das Thema zur Zeit unserer Firmengründung auf.

Eitle: Als ich im Jahr 2006 bei Kaco gearbeitet habe, gab es einige Berührungspunkte mit der Solarenergie. 

Gab es im Laufe der Firmengeschichte ein Ereignis, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Eitle:
Im brandenburgischen Spremberg, wo wir unseren ersten Solarpark gebaut haben, befindet sich direkt neben unserem Areal das Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe. Mit diesem Start für unsere Firma ein zukunftsweisendes Projekt neben einer veralteten und klimaschädlichen Technologie errichtet zu haben, um damit zu zeigen, dass es auch umweltfreundlicher geht, das hat mich damals schon stolz gemacht. 

Welche Rolle spielt Solarenergie aktuell auf dem Markt?

Eitle:
Man muss schon sagen, dass der schlimme Angriff von Russland auf die Ukraine im vergangenen Jahr einige Defizite in unserer Energieversorgung offengelegt hat: Wenn wir die Energie hier, bei uns, produzieren, sind wir auch weniger abhängig von anderen Nationen und Regimen.

Hamann:
Das hat nicht nur bei Privatleuten, sondern auch in der Politik Ansichten geändert. Lange war die Haltung: Das Thema erneuerbare Energie ist wichtig, aber die Anlagen zur Gewinnung soll man irgendwo bauen, nur nicht hier, damit die Landschaft so bleiben kann, wie sie ist. Gerade Gemeinderäte sind sich aber nun der Bedeutung der Energie-Erzeugung auch direkt vor der eigenen Haustür bewusst. 

„Wenn ich ein Unternehmen führe, muss ich auch mit meinen Werten dahinterstehen.“

Christian Hamann

Was ist zukünftig konkret notwendig, um die Themen Photovoltaik sowie erneuerbare Energie politisch und gesellschaftlich weiter voranzutreiben – bundesweit und global?

Eitle:
Ein riesiges Problem ist die Dauer der Genehmigungsprozesse für neue Anlagen. Mit drei bis fünf Jahren dauert das bei uns in Deutschland weltweit am längsten. Gut wäre es, wenn man bei den Flächennutzungsplänen von neuen Gebietserschließungen beispielsweise schon Solarflächen mit einplanen würde. Die bürokratischen Abläufe müssen wesentlich schneller vorangehen – ein entscheidender Faktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Hamann: Teilweise bestimmen noch zu viele Vorurteile das Denken: Der Vorwurf uns gegenüber lautet, dass wir Flächen verbrauchen. Allerdings ermöglichen wir, in Kombination mit der Landwirtschaft, Doppelnutzungen der Böden und treiben so effiziente Prozesse voran.

Welche zukünftigen Herausforderungen sehen Sie für hep solar?

Hamann:
Die Herausforderungen unterscheiden sich je nach Land. Die angesprochene Überregulierung in Deutschland wird nicht von heute auf morgen verschwinden. Eitle: Dass China der Hauptlieferant unserer Module ist, macht deutsche und generell europäische Unternehmen abhängig von Asien. Darüber hinaus gibt es bei vielen technischen Komponenten lange Lieferzeiten. Für manche Trafos muss man einen Vorlauf von drei Jahren einplanen. 

Und welche Projekte beschäftigen Sie aktuell?

Eitle:
Weltweit haben wir momentan mehr als 200 Projekte in der Entwicklung. Das größte aktuell ist ein 125-Megawatt-Park in Kanada. Wir bauen im polnischen Warschau eine weitere Niederlassung auf. Und außerdem verlegen wir unseren Hauptsitz ab 2026 nach Eppingen. Auch nach unserem Standortwechsel ist uns wichtig, in der Region zu bleiben. Wir sind lokal verwurzelt, agieren aber global. Wir fühlen uns in der Region wohl. Auch, wenn wir nun als Schwaben mit der Firma ins Badische umziehen. Daniel Hagmann, Redakteur

INFO
Kontakt

hep solar
Römerstraße 3
74363 Güglingen
E-Mail: info@hep.global
Internet: www.hep.global


Die Geschichte der hep-Gründer

Die Gründer von hep solar, Christian Hamann und Thorsten Eitle, kennen sich schon seit ihrer Schulzeit. Beide haben am Zabergäu-Gymnasium in Brackenheim das Abitur gemacht. Sowohl privat als auch wirtschaftlich sind sie daher bestens mit dem Zabergäu sowie dem Stadt- und Landkreis Heilbronn vertraut.

Nach der Schulzeit trennten sich zunächst die Wege der Freunde: Eitle studierte Volkswirtschaftslehre in Heidelberg, Hamann zog es zum Studium der Betriebswirtschaftslehre nach Münster. Die Zuständigkeiten bei hep solar haben die Geschäftsführer untereinander aufgeteilt: Hamann betreut als Chief Executive Officer (CEO) die Projekte, die Entwicklung und internationalen Bauaktivitäten neuer Photovoltaik-Parks von hep solar, Eitle ist als Chief Sales Officer (CSO) und Fondsexperte für den Verkauf zuständig. Den ersten Photovoltaik-Park errichtete hep solar im brandenburgischen Spremberg. Mittlerweile verfügt das Unternehmen über insgesamt acht Standorte in Deutschland, Japan, Kanada und den USA. Ab 2026 verlegt hep solar seinen Firmensitz von Güglingen nach Eppingen – aufgrund der zentraleren Lage und besseren Verkehrsanbindung der Großen Kreisstadt im Kraichgau.

Der 53-jährige Christian Hamann lebt in Gemmingen. Thorsten Eitle, 51 Jahre alt, lebt in Brackenheim-Stockheim. hag