Die Quereinsteigerin, die zuhören kann

PORTRÄT: Meike Querengässer ist bei Bürkert als Geschäftsführerin verantwortlich für Mensch und Organisation

Respekt, Wertschätzung und Authentizität bilden für Meike Querengässer das Fundament einer guten Unternehmenskultur. Foto: Ralf Seidel

Ganz „klassisch über den Job“ ist sie von ihrem Heimatort Villingen-Schwenningen in den Hohenlohekreis gekommen. „Bürkert hat mich hierher gebracht und ich habe es nicht bereut“, sagt Meike Querengässer. Die 49-jährige Diplom-Wirtschaftsingenieurin lebt seit mehr als 20 Jahren in der Region, wo Bürkert Fluid Control Systems Standorte in Öhringen, Ingelfingen und Gerabronn hat. 

Sprung geschafft
Nach zwei Jahren als Bereichsleiterin bei Aldi Süd hat Querengässer 2003 bei Bürkert den Quereinstieg in den Bereich Human Resource Management gewagt. Dass sie dort nach nur drei Jahren den Sprung in die Geschäftsleitung geschafft hat, ist bemerkenswert. Auch wenn für sie damals die besondere Herausforderung eher in ihrem „noch recht jungen Alter“ lag: „Ich bin ein sehr selbstreflektierter Mensch, der sich in solchen Situationen vorsichtig herantastet. Das war vermutlich hilfreich, um nach und nach neue Perspektiven einbringen zu können“, sagt sie zurückblickend. 

Nicht weniger bemerkenswert ist ihre tägliche Arbeit im global agierenden Unternehmen: Zusätzlich zur Leitung des Bereichs Organisation verantwortet sie den Bereich Personal und ist somit diejenige, die die Unternehmenskultur strategisch mitgestaltet – mit dem Ziel, eine Unternehmenskultur zu schaffen, bei der sich Mitarbeitende ernst genommen und verstanden fühlen, sich bestmöglich weiterentwickeln können und dadurch auch zum Unternehmenserfolg beitragen. In Zeiten von Fachkräftemangel für führende Unternehmen eigentlich kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Dennoch leisten sich laut verschiedener Umfragen – unter anderem der Hans-Böckler-Stiftung – nicht einmal die Hälfte der größten Unternehmen Mitarbeitende, die diese Aufgabe vorrangig übernehmen. Ist Bürkert da also eine Art Vorreiter? „Ja, vielleicht. Was bei Bürkert mit Sicherheit außergewöhnlich ist, ist die Kombination der beiden Bereiche in einer Person – also die Kombination der organisatorischen und der menschlichen Seite. Bei vielen Unternehmen ist das eher eine ,zerlegte Disziplin‘. Wir gehen das ganzheitlich an – und zwar durchaus erfolgreich.“ 

Zukunftsfähig
Auf das Thema Ganzheitlichkeit ist das komplette Transformationsprogramm „Bürkert next“ ausgerichtet, das Meike Querengässer leitet. Es soll über Jahrzehnte gewachsene Abläufe im Unternehmen mit einer durchgehenden Struktur vereinen, die die Zukunftsfähigkeit von Bürkert auch mit Blick auf die Globalisierung und Digitalisierung sicherstellt. „Auch hier ist es wichtig, die Mitarbeitenden mitzunehmen, sonst schaffen wir eine schicke Architektur, die aber nicht mit Leben gefüllt ist“, sagt Querengässer. 

„Wenn ich bei mir selbst nicht genau hinschaue, wie soll mir das dann bei anderen gelingen?“

Wenn man bedenkt, wie viele unterschiedliche Menschen in einem Unternehmen auf unterschiedlichen Ebenen ganz unterschiedliche Tätigkeiten haben, dann kommt man zu dem Schluss, dass dieses Ganzheitliche eine Mammutaufgabe ist, die nur mit besonderen Fähigkeiten bewältigt werden kann. 

Hat Meike Querengässer solche Fähigkeiten? Sie lacht und antwortet: „Ich bin wie gesagt sehr selbstreflektiert und analytisch. Das ist wichtig, denn wenn ich bei mir selbst nicht genau hinschaue, wie soll mir das dann bei anderen Menschen gelingen?“ 

Ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit bestehe nun einmal darin zuzuhören, mehr über die Aufgaben, die Sorgen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu erfahren. „Letztendlich will ich verstehen, welche Prozesse sie durchlaufen und mit ihnen gemeinsam Lösungen entwickeln.“ Das berge einerseits Potenzial für Konflikte, andererseits sei das aber auch eine große Quelle für neue Möglichkeiten.“ Eine Unternehmenskultur, die solche Prozesse fördert, besteht für Meike Querengässer in erster Linie aus Respekt, Wertschätzung und Authentizität. „Da gibt es natürlich noch einiges mehr, aber diese drei Werte bilden ein gutes Fundament“, sagt sie. Funktioniert das auch an den internationalen Standorten von Bürkert, wo Menschen einfach anders ticken? „Man kann seine Unternehmenskultur nicht mit dem Gießkannenprinzip auf die Menschen verteilen. Es ist für uns sehr wertvoll und inspirierend, Menschen mit verschiedenen Facetten im Unternehmen zu haben. Da muss man sich auf ein paar Kernelemente fokussieren und die verbindenden Elemente suchen“, erklärt die 49-Jährige. 

Kreative Wege
Eine attraktive Unternehmenskultur macht es ja auch einfacher, beruflichen Nachwuchs und Fachkräfte aus ganz Deutschland und dem Ausland zu gewinnen, oder? „Da tun wir auf breiter Ebene sehr viel“, erklärt Meike Querengässer, „natürlich auch in der Region, wo wir uns ganz klassisch in Schulen und auf Messen präsentieren oder den Nachwuchs ins Unternehmen einladen“. Sie ist überzeugt: „Der persönliche Kontakt ist immer noch der stärkste Hebel.“ 

Für Menschen in einer Phase, in der Lebensqualität und Erholungswert eine Rolle spielen, biete ein berufsbedingter Umzug nach Hohenlohe durchaus Vorteile, das kann Querengässer selbst bestätigen. „Wir müssen aber auch kreative Wege schaffen, beispielsweise für Menschen, die nicht aus Hamburg oder Berlin wegziehen möchten. Wir müssen nicht die ganze Welt nach Hohenlohe holen, sondern können unsere Kompetenz dezentral weiterwachsen lassen und als globales Team agieren. Die Digitalisierung macht das möglich.“ Tanja Weilemann, Redakteurin

Zur Person

Meike Querengässer ist Mutter von zwei Töchtern (13 und 16 Jahre alt), Diplom-Wirtschaftsingenieurin und hat an der Universität Karlsruhe studiert. Seit dem Jahr 2003 ist sie bei Bürkert Fluid Control Systems im Bereich HR Management tätig, seit 2006 Mitglied der Geschäftsleitung. Von 2015 bis 2021 trug sie als Director APAC die Verantwortung für Auslandsgesellschaften in zehn verschiedenen Ländern. Den Ausgleich zum Arbeitsleben findet sie in der Natur. tawe