Treffsichere Räuber in Lampoldshausen und Streit mit Todesfolge in der Kochersteinsfelder Hohle

Junge Gemeinde mit alten Spitznamen für Bewohner der Ortsteile

Meine Schafe, deine Schafe: Weil sich zwei Herden vermischten, gerieten zwei Wanderschäfer in Streit und erschlugen sich gegenseitig. Ein Stein in der Kochersteinfelder Hohle erinnert noch heute an die Bluttat. Foto: dpa

Einen eigenen Spitznamen haben die Hardthäuser noch nicht. Kein Wunder, ist die junge Kommune doch erst 1974 im Zuge der Gemeindereform entstanden, bei der sich Kochersteinsfeld, Gochsen und Lampoldshausen zur Kommune Hardthausen zusammengeschlossen haben. Obwohl: Ganz so stimmt das nicht. Schließlich hatte sich Lampoldshausen lange gegen den Zusammenschluss gewehrt, unterlag aber schließlich mit seiner Klage im Oktober 1975 vor dem Staatsgerichtshof und gehört seitdem ebenfalls zum Verbund. Der Name Hardthausen, den die neue Gemeinde bekam, knüpft übrigens an eine uralte Siedlung im Langen Grund des Hardthäuser Waldes an.Kröpfer und Walddeifel Während es für die Gochsener keinen Uznamen zu geben scheint, ist für die Kochersteinsfelder immerhin der Kröpfer überliefert – was wohl daher rührt, dass viele (vor allem Frauen) im Ort aufgrund Jodmangels mit einem Kropf „gesegnet“ waren.

Weit zurück, bis zum 30jährigen Krieg, lassen sich die Lampoldshausener Walddeifel verfolgen: Besetzung, Brandschatzung, Mord und Totschlag hatten den Ort völlig dezimiert. Dorfadel und Pfarrer hatten längst das Weite gesucht. Die, die geblieben waren oder sich neu angesiedelt hatten – meist waren das Soldaten – nutzten die Gunst der Stunde und nahmen sich die Freiheiten, die sie wollten. Sie lebten – zumindest für die Bewohner der Nachbargemeinden – außerhalb der Norm. Und weil Lampoldshausen zudem von Wald umgeben war, hatten die Freigeister schnell ihren Namen weg: Walddeifel.
   

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Schnäppsturm
Nicht nur Pisa, auch Gochsen hat einen schiefen Turm: Das Bauwerk an der evangelischen Kirche ist Wahrzeichen des Ortes. Der Schnäppsturm wie ihn die Einheimischen nennen, wurde im 17. Jahrhundert errichtet. Bolzgerade. Schief wurde er erst, als er sich der Sage nach übereifrig vor einem hohen Adligen verneigte. Seitdem hat er sich nie wieder aufgerichtet.

Schinderhannes
Johannes Bückler, alias Schinderhannes, war Ende des 18. Jahrhunderts in deutschen Landen ein gefürchteter Mann. Mindestens 211 Straftaten vom Raubüberfall bis zum Mord hat man dem Räuberhauptmann nachgewiesen. Groß dürfte die Freude wohl nicht gewesen sein, als der gefürchtete Räuber nach Lampoldshausen kam um dort mit seiner ganzen Bande in der Linde auf dem Geisberg Rast zu machen. Natürlich nicht, ohne vor dem Gasthof Wachen abzustellen – schließlich war die Obrigkeit Schinderhannes und seinen Mannen dicht auf den Fersen. Die aufmerksamen Wachen jedenfalls glaubten bald im Hof des damaligen Heiligmann’-schen Anwesens eine Gestalt zu erkennen und eröffneten das Feuer. Neun Schuss gaben sie der Legende zufolge ab – alle trafen: das Jauchefass, das im Hof gestanden hatte.

Steinin der Hohle
Vor langer Zeit trafen in der Kochersteinsfelder Hohle zwei Wanderschäfer aufeinander. Während sich beide über Gesellschaft freuten, miteinander schwatzten und ein Stück des Wegs gemeinsam zurücklegten, vermischten sich auch die Schafsherden. Als die Wanderschäfer ihre Wege getrennt fortsetzen wollten und deshalb damit begannen, die Herde zu teilen, gerieten sie in einen erbitterten Streit darüber, welches Tier wem wohl gehöre. Die Auseinandersetzung eskalierte und endete damit, dass sich beide gegenseitig totschlugen. An diese Bluttat erinnert heute der Gedenkstein in der Hohle.

Von unserer Redakteurin
Ulrike Kübelwirth
  

HNV-Fahrplantipps

Die Ortsteile von Hardthausen sind durch zwei Regionalbuslinien mit den umliegenden Gemeinden verbunden. Zudem verkehrt an Wochenenden und Feiertagen auch der Nightlife Shuttle. Dabei gibt es noch spätabends eine Fahrtmöglichkeit von Heilbronn nach Hardthausen. Von Montag bis Freitag bestehen stündlich Verbindungen nach Neuenstadt, Möckmühl und Öhringen. In Neuenstadt warten Regionalbusse in Richtung Bad Friedrichshall, Neckarsulm und Heilbronn. In Möckmühl kann man auf Regionalzüge in Richtung Osterburken und Würzburg oder in der Gegenrichtung nach Heilbronn und Stuttgart umsteigen. In Öhringen gibt es Anschluss an die Stadtbahn in Richtung Heilbronn und den Regionalzug nach Heilbronn, Crailsheim oder Schwäbisch Hall. red