Eigentlich ist Bad Friedrichshall keine historisch gewachsene Stadt, sondern ein Zusammenschluss aus fünf ehemalig selbstständigen Gemeinden. 1933 vereinigten sich zunächst Kochendorf und Jagstfeld zur Gemeinde Kochendorf- Jagstfeld. Ein Jahr später bekam die Kommune die Genehmigung, den Namen Bad Friedrichshall zu führen, der auf die nach König Friedrich benannte Jagstfelder Saline hinweist. 1935 wurde Hagenbach eingemeindet. Zur Stadt erhoben wurde Bad Friedrichshall 1951. 1972 und 1975 bekam es durch die baden-württembergische Gebietsreform mit Duttenberg und Untergriesheim noch einmal Zuwachs. Jüngster Stadtteil ist der neu entstandene Plattenwald. Ihre Spitznamen brachten die fünf ehemals selbstständigen Ortschaften in die Drei-Flüsse-Stadt mit.Kochendorfer Bierschlegel In Kochendorf gab es früher einmal eine florierende Brauerei namens Elsäßer. Weil das Wasser der Quelle im Binnet besonders gut zum Brauen geeignet gewesen sein soll, reichte das Absatzgebiet bis nach Frankfurt am Main. Kein Wunder, dass die Nachbargemeinden neidisch auf Kochendorf schauten und dessen Bewohner als Bierschlegel (die wurden einst zum Anzapfen von Fässern verwendet) bezeichneten.
Eine andere Version besagt, dass zwei Kochendorfer einst ein Fass Bier fanden und sich daran gütlich taten. Die Freude währte aber nur kurz: Der Vorfall blieb nicht unbemerkt und die beiden Zechpreller wurden zur Kasse gebeten. Neid schwingt auch im zweiten Uznamen mit: Brockenfresser. Die weiland umfangreiche Markungsfläche Kochendorfs ermöglichte reiche Ernte und damit zahlreichen Großbauern eine üppige Ernährung – was den Nachbarn besonders an Markttagen und bei der Kerwe ins Auge fiel.
Der jüngste Spottname ist der Zigeunerspitz, der sich auf ein Kochendorfer Flurstück an der Grenze zur Oedheim bezieht. Weil man früher das fahrende Volk nicht über Nacht im Dorf haben wollte, wurden die (ja, heute nicht mehr politisch korrekt) Zigeuner dazu angehalten, ihr Lager außerhalb der Ortsgrenze aufzuschlagen.

Jagstfelder Hühnerläuse
Auch dieser Spitzname soll seinen Ursprung in einer wahren Begebenheit haben: Eines Tages, so heißt es, wollte eine Jagstfelderin ihren Hühnerstall von Ungeziefer befreien und brannte deshalb die Bretterfugen mit einer Lötlampe aus. Dabei brannte der Stall ab – und die Jagstfelder hatten ihren Necknamen weg.
Hagenbacher Gansert
Auf der Dorfstraße in Hagenbach tummelten sich früher keine Autos, sondern Gänse. Wie viele andere Ortschaften auch, hatte Hagenbach einen großen Gänsegarten. Weil Besitzer von Federvieh während der Saatzeit weder Tauben noch anderes Geflügel fliegen oder frei laufen lassen durften, setzte man Gänse als „Aufsichtspersonal“ ein – und traf sie deshalb in großer Zahl an. Die schönen weißen Vögel gelten nämlich als aufmerksame Bewacher, die ihre Arbeit besser verrichten als mancher Hofhund. Noch heute kann es passieren, dass Bewohner der Nachbarorte einen Hagenbacher mit den Worten „gack, gack“ begrüßen.
Duttenberger Krappe
Bereits im 14. Jahrhundert saßen die Herren von Helmstatt. die bekanntlich einen Raben im Wappen führen, auf der Burg zu Duttenberg. Von ihrem ersten bekannten Vorfahren Raban stammten gleich drei verschiedene adelige Geschlechter ab: die Helmstatt, die Menzingen und die von Ravensburg. Wenn man die Duttenberger mit Krappen zu hänseln vermeint, irrt man; Denn dann erinnert man sie eigentlich an ein bedeutsames Stück ihrer Ortsgeschichte. Von ihren Nachbarn, den Heuchlingern, ist übrigens kein Spitzname überliefert.
Untergriesheimer Rühling
Der Name Rühling erinnert an einen Weiler bei Mosbach. Dort seien alle Bewohner, weil sehr arm, nach Amerika geschickt worden. Die Überfahrt wurde durch den Verkauf von Häusern und Äckern sowie durch die Gemeinde gedeckt, die den fehlenden Teil übernahm. Weil auch Untergriesheim im 18. Jahrhundert einer kleineren Gruppe armer Leute auf Gemeindekosten die Auswanderung nach Amerika ermöglicht hat, bekam der Ort den Spitznamen.
Untergriesheimer sind aber alten Überlieferungen zufolge auch noch Schollenhüpfer. Über deren Ursprung kann heute allerdings nur noch gemutmaßt werden – dazu überliefert ist nichts..
Von unserer Redakteurin
Ulrike Kübelwirth
HNV-Fahrplantipps
In Bad Friedrichshall gibt es zwei Stadtbahnhaltestellen und einen Regionalzughalt. Dazu verkehren sechs Regionalbuslinien. In Kochendorf gibt es eine eigene Ringbuslinie. Bad Friedrichshall wird auch vom Nightlife-Shuttle ins Kochertal bedient. Mit der Stadtbahn gibt es bis abends fast durchgehend stündlich drei Verbindungen nach Heilbronn. Nach Sinsheim, Offenau, Gundelsheim und Mosbach gibt es jeweils eine Verbindung pro Stunde, nach Bad Wimpfen und Bad Rappenau zwei. Am Hauptbahnhof halten drei Regionalbahnlinien. Richtung Heilbronn und Stuttgart gibt es fast durchgehend drei Verbindungen pro Stunde; in Richtung Mannheim, Heidelberg, Mosbach, Sinsheim, Osterburken und Würzburgs jeweils eine. red