Pfaffenhofen: Auf Spitznamen tierisch stolz

Seit 1983 feiert Zabergäugemeinde ihr Frosch- und Schneckenfest

Mit einem Satz, so schnell wie ein Frosch, waren die Pfaffenhofener bei Gefahr in ihrem Dorf. Bevor sie die Tore schließen konnten, mussten sie immer auf die Nachbarn aus Weiler warten. Die waren langsam wie die Schnecken. Fotos: dpa

Es gibt Ortschaften, die ihren Spitznamen nicht kennen, solche, die am liebsten nichts mit ihm zu tun haben möchten, und jene, die ihren Uznamen voller Stolz tragen. Dazu gehört Pfaffenhofen mit seinem Ortsteil Weiler. Anlässlich der 700-Jahr-Feier von Pfaffenhofen wurde dort das Frosch- und Schneckenfest aus der Taufe gehoben, das seit 1983 in zweijährigem Turnus stattfindet.Schon in der „Zabergäuwacht“ vom 4. Juni 1938 zeigen sich die Pfaffenhofener ganz stolz auf ihren Spitznamen. Als sie überlegten, unter welchem Motto ihr Wagen am Güglinger Maienfest teilnehmen sollte, „siegte der alte Pfaffenhofener Humor. Die Pfaffenhöfer zeigen Mutterwitz und führen vor aller Augen ihren Spitznamen vor. Es sei in diesem Zusammenhang aber gleich erwähnt“, heißt es in dem Blatt, „dass dieser Zuname heute nicht mehr zutreffend und passend ist, weil all die lieben grünen Tierlein, womit man die Pfaffenhöfer so gern benamst hat, weitergezogen sind, nachdem ein Machtwort unseres Bürgermeisters ihnen den Aufenthaltsort entzogen hat.“

Frösche und Schnecken
Selten ist er nicht, der Spitzname. Besonders dort, wo es früher einmal viele Sümpfe gab, wird er gern vergeben. In der Pfaffenhofener Ortschronik verweist Hugo Moser auf einen anderen Ansatz: „Angeblich heißen die Pfaffenhofener Frösch so, weil sie früher gelbe Lederhosen getragen haben“, heißt es da. Ein anderer Ansatz scheint aber wahrscheinlicher: Nach einer mündlichen Überlieferung haben die Pfaffenhofener einstmals bei kriegerischen Auseinandersetzungen und Belagerungen von denen es reichlich gab, zuerst Zuflucht am Sitz des Vogtes von Güglingen gesucht. Weil das Zabergäu an die Pfalz grenzte, wurde es im Mittelalter immer wieder von feindlichen Truppen überfallen. Ab dem 16. Jahrhundert, als der Ort eine eigene Wehrmauer hatte, suchten die Bewohner dann Schutz in Pfaffenhofen.

Bestand Gefahr, wurde durch die Kirchenglocken Alarm für die auf dem Feld arbeitende Bevölkerung geschlagen. Der Überlieferung zufolge waren die Pfaffenhofener mit einem Satz – wie die Frösch – im Ort. Auch die Bewohner von Weiler mussten nach Pfaffenhofen, da ihr Flecken über keine Mauer verfügte. Sie hatten aber eine viel längere Strecke zurückzulegen. Da die Tore erst nach ihrem Ankommen geschlossen werden konnten, und die Pfaffenhofener immer warten mussten, kamen ihnen ihre Nachbarn so langsam vor wie Schnecken.

Pfaffenhofen: Auf Spitznamen tierisch stolz-2

Vom Wurmbächlein
Auch Sagen und Legenden gibt es im Zabergäu reichlich. Gesammelt wurden sie von Theodort Bolay. Etwa die vom Wurmbächlein, das in der Nähe von Pfaffenhofen floss. Wer früher am Bächlein entlang ging, sahzu des öfteren ein Feuer brennen. Neugierige, die sich dem Feuer näherten, erlebten eine große Überraschung: Ihnen sprang ein Geist ins Genick. Der traktierte die Wanderer so lange, bis sie sich wieder vom Feuer entfernten. Dann, so heißt es, habe er von seinen erschreckten Opfern abgelassen und sei wieder ins Wasser gesprungen.

Allmandwald
Dass der „Kampf“ zwischen Edelmann und Bauer durchaus für den Bauern ausgehen kann, beweist die Sage vom Allmandwald. Warum auch immer, einst wurde das Edelfräulein von Sternenfels von ihren Brüdern gefangengehalten. Das Mädchen bat die Bauern des unteren Zabergäus darum, ihr wieder zur Freiheit zu verhelfen – was tatsächlich gelang. Um Dank erhielten die Pfaffenhofener Bauern einen großen Wald geschenkt: den Allmandwald auf Sternenfelser Gemarkung.

Fleckenackerle
Auch die Weilemer hatten ihren eigenen Geist: das sogenannte Fleckenackerle. Ein eher gutmütiges Phänomen. Benannt wurde er nach seiner Wirkungsstätte, dem Fleckengraben. Von dort aus habe der Geist Ausflüge unternommen und gerne auch einmal bei den Leuten ans Fenster geklopft. Schauten die dann hinaus, und sahen sie dann ihr Fleckenackerle in die Kelter gehen, dann hatten sie Hoffnung auf einen guten Herbst.

Steinkreuz
Auf dem Weg zwischen Güglingen und Weiler erinnert ein altes Steinkreuz, auf dem ein Herz von einem Degen durchbohrt wird, an Streit mit schlimmem Ausgang: An dieser Stelle waren einst etliche Pfaffenhofener Bürgersöhne mit einem Güglinger Stadtschreiber aneinander geraten. Der tötete einen der Pfaffenhofener Burschen, die ihren Kameraden noch an Ort und Stelle begruben. Auch zwischen Pfaffenhofen und Güglingen befindet sich ein Steinkreuz. Genau dort sollen zwei Metzgersburschen einander umgebracht haben.

Von unserer Redakteurin
Ulrike Kübelwirth

HNV-Fahrplantipps

In Pfaffenhofen verkehren zwei Regionalbuslinien mit Verbindungen in umliegende Orte wie Ochsenburg, Michelbach, Zaberfeld, Güglingen und Brackenheim. Von Montag bis Freitag besteht bis abends ein Halbstundentakt, mit Verstärkerfahrten in den Hauptverkehrszeiten in Richtung Ochsenburg oder Brackenheim. In Brackenheim gibt es Umsteigemöglichkeiten auf anderer Regionalbuslinien etwa in Richtung Heilbronn, Cleebronn und Stockheim. Von Pfaffenhofen aus gibt es auch eine Verbindung nach Lauffen (N) – mit Anschluss auf zwei Regionalzuglinien in Richtung Stuttgart oder Heilbronn. An den Samstagen besteht ein Stunden-, an Sonntagen einen Zweistundentakt. red