Ex-VfB-Profi Manuel Fischer im Interview: Neuer VfR-Trainer will "Zukunft schaffen"
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Ex-VfB-Profi Manuel Fischer ist neuer Trainer des VfR Heilbronn. Im Interview spricht er über seine Karriere, wie er dem VfR helfen will und seine Verbindung zu Tobias Weis sowie Lukas Podolski.
VfR Heilbronn: Trainer Manuel Fischer
Foto: Adnan Altinkaya
Manuel Fischer ist der neue Trainer des Fußball-Verbandsligisten VfR Heilbronn. Als Spieler begann er seine Profikarriere im Stadion des FC Barcelona und stand für den VfB Stuttgart auf dem Rasen. Vor seinem Debüt als VfR-Coach spricht der 36-Jährige über seine Ziele, seinen Hintergrund als Erzieher und seine Verbindung zu Tobias Weis sowie Lukas Podolski.
Herr Fischer, der VfR Heilbronn hat Sie im großen Stil begrüßt. Was bedeutet das für Sie?
Manuel Fischer: Das sah gut aus, das war schön. Aber jetzt müssen wir das mit Leben füllen.
Wissen Sie, worauf Sie sich eingelassen haben – der VfR wird ja seit Jahrzehnten besonders beguckt?
Fischer: Ich weiß natürlich ein Stück weit, was der Verein in der Vergangenheit gemacht hat. Nur interessiert mich das nicht groß – ohne dass das in irgendeiner Weise abwertend oder überheblich klingen soll. Denn mir geht es darum, dass man eine neue Zukunft schafft: eine Entwicklung, vergoldet mit Ergebnissen.
Wussten Sie, dass der VfR schon einmal einen Verbandsligatrainer mit Vergangenheit beim VfB Stuttgart hatte?
Fischer: Ich weiß relativ viel, was den Fußball anbelangt, aber da bin ich jetzt noch nicht drüber gestolpert.
Ist schon ein paar Jährchen her: Eike Immel glückte am Saisonende 1999 der Aufstieg in die Oberliga.
Fischer: Das ist eine andere Generation. (lacht)
Neu-Trainer Manuel Fischer kennt das Frankenstadion des VfR Heilbronn bereits
Ist Heilbronn für Sie vertrautes Terrain?
Fischer: Hier habe ich mit der SG Sonnenhof Großaspach in der Regionalliga gespielt. Und alles, was noch nicht so vertraut ist, kann man sich vertraut machen. Ich glaube, das liegt auch immer ein Stück weit an einem selber.
Sie haben Ihr Profi-Debüt an einem ganz besonderen Arbeitsplatz gegeben: am 12. Dezember 2007 im Camp Nou. Wie war das mit dem VfB Stuttgart damals in der Champions League gegen den FC Barcelona?
Fischer: Für ein Debüt ist das natürlich etwas Besonderes, viele arbeiten ihr Leben auf ein Spiel in diesem Stadion hin. Ich wurde da reingeschmissen – das war schön, aber auch nur eines von vielen Spielen, in denen ich Erlebnisse und Erfahrungen sammeln durfte. Es war für mich ein Fußballspiel, das wir 1:3 verloren haben. Und darüber habe ich mich, soweit ich mich erinnere, mehr aufgeregt als über mein Debüt gefreut.
Sie hatten großartige Momente, auch in den U-Nationalmannschaften. Die ganz große Karriere wurde es – auch wegen Verletzungen – dann doch nicht. Was fehlte?
Fischer: Ich kann sagen, dass ich sehr, sehr viele gute, schöne Erfahrungen sammeln durfte. Aber es hätte auch ein Stück weit anders laufen können. Ich hatte schon mit 14 einen Kreuzbandriss und bin ohne Kreuzband im rechten Knie in den Profibereich gegangen. Es waren auch mentale Themen, die in Verbindung mit Verletzungen reingespielt haben.
Und Glück gehört auch dazu.
Fischer: Unbedingt. Beispielsweise habe ich mein erstes Bundesliga-Tor und meine erste Torvorlage an einem letzten Spieltag gemacht. Wäre das vielleicht an einem elften Spieltag der Fall gewesen, hätte ich im Anschluss danach die Möglichkeit bekommen, von Anfang an zu spielen.
Im Gespräch: Manuel Fischer (rechts) tauscht sich mit VfR-Kapitän Hakan Kutlu aus.
Foto: Adnan Altinkaya
Wie ist es, jetzt auf der anderen Seite, an der Seitenlinie zu stehen?
Fischer: Für mich ist es etwas sehr, sehr Schönes. Was ich nicht gedacht hätte. Nach meinen ersten Erfahrungen als Trainer muss ich sagen: Es macht mir mehr Spaß als zu Spielerzeiten.
Warum?
Fischer: Man hat einen ganz anderen Einfluss auf ein Spiel. Man hat einen anderen Einfluss auf die Menschen. Man hat einen anderen Einfluss auf die Entwicklung einzelner Personen und ist ein Stück weit, gerade für junge Leute, ein Mentor, nicht nur Trainer. Mir macht es extrem Spaß, mit Menschen zu arbeiten.
Weswegen Sie auch eine Ausbildung zum Erzieher gemacht haben?
Fischer: Ja, um auch den Menschen im Kern kennenzulernen, um verschiedene pädagogische Handgriffe zur Verfügung zu haben. Natürlich steht der Sportler im Vordergrund. Aber ich versuche, den Menschen im Ganzen zu sehen.
Werden Sie noch einmal selber die Kickschuhe schnüren?
Fischer: Ich werde nicht mehr spielen, nein. Das Spieler-Dasein sollte man so lange wie möglich genießen, aber ich fühle mich in meiner jetzigen Rolle absolut wohl.
Zur Person
Manuel Fischer wohnt in Stuttgart und ist viel in der Region unterwegs: „Ich mache Fußball-AGs im Raum Künzelsau, Öhringen, Mulfingen - für die Rudi-Sprügel-Stiftung“, sagt der 36-jährige ehemalige Profi, der unter anderem für den VfB Stuttgart, den FC Bayern München, die SG Sonnenhof Großaspach und die Stuttgarter Kickers auf Torjagd ging.
Von 2020 bis 2023 machte der gebürtige Aalener in Stuttgart eine Ausbildung zum Erzieher. Das Frankenstadion kennt Fischer nicht nur aus seiner Zeit als Stürmer bei den Großaspachern, die ihre Regionalliga–Spiele einst in Heilbronn austrugen, sondern auch als Spieler des VfB Stuttgart: Am 10. Juli 2007 gehörte Fischer zur Mannschaft, die gegen die TSG 1899 Hoffenheim ein Testspiel bestritt - und 2:0 siegte.
Es gibt in der Region einen, der einen ähnlichen Weg beschreitet: Tobias Weis bei der TSG Öhringen. Haben Sie Kontakt?
Fischer: Wir haben früher zusammengespielt. In Kontakt waren wir jetzt schon länger nicht mehr. Zuletzt, als wir für die Traditionsmannschaft des VfB Stuttgart um den Jahreswechsel ein Hallenturnier gespielt haben.
Sind Sie noch in der Baller League aktiv?
Fischer: Ja, wobei ich auch dort nur noch eine Funktion als Trainer habe: Ich habe erkannt, dass andere Spieler eine andere Dynamik haben. (lacht)
Baller-League-Verpflichtungen kollidieren nicht mit VfR-Terminen
Sind Ihre Baller-League-Verpflichtungen ein Problem für den VfR?
Fischer: Nein. In Verbindung mit Lukas Podolski eine Mannschaft zu haben, macht extrem viel Spaß. Das lenkt aber nicht vom Fokus ab, den ich auf dem VfR habe. Es wird keine Kollisionen geben, das ist alles klar abgesprochen.
Inwiefern kann der VfR von Ihren Kontakten profitieren?
Fischer: Ich glaube, dass da bisher von den verantwortlichen Personen sehr, sehr gute Arbeit gemacht wurde. Das, was ich jetzt vorgefunden habe, ist wirklich sehr, sehr gut, was die erarbeiteten Strukturen angeht, was auch die Arbeitsweisen angeht. Wenn gewünscht, kann ich gerne mit meinem Netzwerk weiterhelfen. Aber in erster Linie bin ich Trainer.
Wie sah Ihre Stärken-Schwächen-Analyse des VfR aus, als Sie vor ein paar Wochen noch als Trainer des TSV Weilimdorf auf Heilbronn getroffen sind?
Fischer: Ich werde einen Teufel tun – ich bin mir sicher, dass andere Trainer auch die Heilbronner Stimme lesen. Das bespreche ich mit den Jungs. Die für meine Ansätze im ersten Training sehr, sehr offen waren.
Anders gefragt: Was sind Ihre kurzfristigen Ziele mit dem VfR?
Fischer: Mein Thema ist, den Jungs eine gewisse Sicherheit mitzugeben. Es geht um Vertrauen in die eigenen Stärken, darum, zu sehen, was passt. Wie kann meine Idee umgesetzt werden? Im Detail geht es um das Spiel gegen den Ball, auch da immer aktiv zu sein, weniger zu reagieren, sondern zu agieren. Und es geht natürlich darum, im ersten Spiel in Friedrichshafen einen guten Start hinzulegen.
Und mittel- sowie langfristig?
Fischer: Möchte ich den Einzelnen entwickeln, fußballerisch wie auch emotional-mental. Das Gleiche mit der Gruppe. Langfristig, gerne auch schon kurzfristig, soll das Ergebnisse bringen.
Traurig, aber keine Sorge: Sie können natürlich trotzdem weiterlesen.
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