VfB Stuttgart jubelt dank Mentalität und Leidenschaft
Der Bundesliga-Dritte aus Stuttgart muss beim 2:1 in Darmstadt hart arbeiten, um das Schlusslicht zu bezwingen. Stenzels Platzverweis sorgt für eine Halbzeit in Unterzahl. Aber der VfB zeigt eine neue Qualitäts-Facette.

Man kann Waldemar Anton keinen Vorwurf machen. Im Gegenteil. Wirklich vorbildlich, wie der Abwehrchef des VfB Stuttgart seine Energiespeicher nach dem kräfteraubenden Unterzahlspiel beim SV Darmstadt 98 wieder auffüllte. Auf dem Weg zum Mannschaftsbus löffelte er eine Mixtur aus verschiedenen Nüssen, Ananasstücken und Melone in sich hinein.
2:1 gewonnen. Drei weitere Punkte geholt. Den dritten Tabellenplatz in der Bundesliga untermauert. Alles prima! Aber es war "ein verdammt schwieriges Spiel für uns", wie es VfB-Trainer Sebastian Hoeneß ausdrückte.
Dass es beim Schlusslicht kein Spaziergang werden würde, war ihm schon vorher klar gewesen. Nun sagte Hoeneß: "Es war härter, als wir es erwartet haben." Weil die im Anti-DFL-Investorenkampf inzwischen übliche Fanprotest-Unterbrechung die Stuttgarter aus dem Rhythmus brachte und weil der VfB nach der Gelb-Roten Karte gegen Pascal Stenzel in der langen, langen Nachspielzeit des ersten Spielabschnitts (45.+22) eine komplette Halbzeit in Unterzahl auskommen musste.
Aber, so Hoeneß, die Mannschaft habe dann einen "unglaublichen Fighting Spirit geliefert". Ein bisschen Dusel war auch dabei. Nach der Darmstädter Druckphase in Teil zwei der ersten Halbzeit "mussten wir glücklich sein, dass da keiner hinten drin lag". Im VfB-Tor.
Guirassys 18. Ligator im 16. Einsatz
Der nach dem Afrika-Cup erstmals in die Startelf zurückgekehrte Serhou Guirassy (14. Minute) hatte mit seinem 18. Bundesliga-Saisontor im 16. Einsatz für die Stuttgarter Führung gesorgt. Dann wurde es für den VfB immer brenzliger. Erst recht in Unterzahl. Doch man habe "mit allen Mann verteidigt, alles reingehauen", freute sich Waldemar Anton nach dem 2:1-Happy-End. Nach Stenzels Platzverweis "musste es dann Mentalität, ein leidenschaftliches Spiel" rausreißen.
Waldemar Anton, oft als "Mentalitätsmonster" beschrieben, machen solche Druck-Situationen ein Stück weit sogar Spaß. "Ja, auf jeden Fall." Wenn man führe "und dann das Ding über die Bühne bringt mit einem Mann weniger, das ist für einen Abwehrspieler ein sehr, sehr schönes Gefühl".

Der Stuttgarter Mannschaftskapitän schaute nicht nur aufs Spiel beim Tabellenletzten, sondern auch aufs große Ganze: "Solche Erfolgserlebnisse sind sehr, sehr wichtig, das bringt alle nochmal näher zusammen. Jeder musste für jeden laufen." Auch Sportdirektor Fabian Wohlgemuth wies auf den Teamgeist-Aspekt hin: "Es war ein dreckiger Sieg am Ende. Keiner war sich fürs Rustikale, fürs Verteidigen zu schade." Dieses hart erarbeitete 2:1 habe über die inzwischen hinlänglich bekannten fußballerischen Qualitäten hinaus "nochmal ein paar Facetten innerhalb der Mannschaft freigelegt".
Für den VfB Stuttgart war es nach dem späten 2:0 von Mahmoud Dahoud (90.+2) und dem noch späteren Anschlusstreffer durch Aaron Seydel (90.+5) der vierte Bundesliga-Sieg in Serie. Abwehrchef Anton empfand "Freude und Stolz", hatte aber auch kritische Worte parat.
Anton fordert mehr Re-Start-Vermögen
Der deutliche Leistungsknick im Stuttgarter Spiel nach der Protest-Unterbrechung gab ihm zu denken. "Da müssen wir was anders machen." Anton ist von Besserung überzeugt. "Mit Sicherheit" werde das Team im nächsten Spiel zu Hause gegen Köln dafür sorgen, "dass wir da wieder zu 100 Prozent da sind und nicht erst langsam hochfahren". Er will sich auch dann das Essen nach dem Spiel schmecken lassen.