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Ende einer Erfolgsserie: VfB verpasst beim 1:1 gegen Köln den Sieg

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Trotz 840 gespielter Pässe gegen die abstiegsbedrohten Gäste reicht es für den VfB Stuttgart nur zu einem 1:1 gegen das Kellerkind Köln. Angelos Stiller zeigt sich hinterher selbstkritisch und spricht von Arroganz.

Abgegrätscht: Der VfB Stuttgart mit Torschütze Enzo Millot (oben) ist vom 1. FC Köln und Julian Chabot nach vier Bundesligasiegen in Serie ins Straucheln geraten.
Abgegrätscht: Der VfB Stuttgart mit Torschütze Enzo Millot (oben) ist vom 1. FC Köln und Julian Chabot nach vier Bundesligasiegen in Serie ins Straucheln geraten.  Foto: dpa

Angelo Stiller ist der leise Taktgeber im Mittelfeld des VfB Stuttgart, eher unbemerkter Lotse des Höhenflugs. Am Samstag trat der 22-Jährige in den Vordergrund. Nicht etwa als Torschütze, sondern als Kritiker und Mahner. "Nach dem 1:0 haben wir arrogant gespielt", sagte der langjährige Hoffenheimer nach dem 1:1 (0:0) am 23. Spieltag der Bundesliga zu Hause gegen den 1. FC Köln am Sky-Mikrofon. Es war nach vier Siegen in Serie das zweite Unentschieden der Saison (neben dem 1:1 zu Hause gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen am 10. Dezember). Die gefühlte Niederlage ließ Stiller lauter werden.

Bis zum 1:0 von Enzo Millot in der 53. Spielminute sei man die klar bessere Mannschaft gewesen, befand Stiller. Stimmt. Das vierte Saisontor des Mittelfeldkollegen war ein Endpunkt eines wunderschönen Spielzugs. Und eine Ausnahme. Gegen das Kölner Bollwerk fehlten trotz Dominanz die klaren Torchancen. "Wir waren zu schläfrig", kritisierte Stiller, "und haben zu langsam gespielt, so bringt man so eine Mannschaft zurück ins Spiel, die nicht viel mit dem Ball anzufangen wusste." Was eindrucksvolle Zahlen belegen.

75 Prozent Ballbesitz für VfB Stuttgart im Spiel gegen den 1. FC Köln

Der VfB erarbeitete sich gegen den Tabellen-16. 75 Prozent Ballbesitz, spielte irrwitzig viele Pässe, insgesamt 840 (91 Prozent davon fanden einen Mitspieler). Zum Vergleich: Bayer Leverkusen erarbeitete sich beim 2:1-Sieg am Freitag gegen Mainz 67:33 Prozent Ballbesitz und 677 gespielte Pässe bei 86 Prozent Passquote. Beim 2:1-Sieg des FC Bayern am Samstagabend gegen RB Leipzig wurden bei 56:44 Prozent Ballbesitz 608 gespielte Pässe der Münchner gezählt (90 Prozent Passquote). In Stuttgart war es brotlose (Pass-)Kunst.

Chris Führich, Passgeber zum 1:0, sagte seufzend: "In manchen Situationen hat der letzte Pass gefehlt." Ja, man kann trotz aller Pass-Übermotivation von Pass-Passivität vor dem gegnerischen Tor sprechen. Das 2:0 wurde sprichwörtlich verpasst. Köln konnte beim Parameter Pässe nicht mithalten, kam auf lediglich 278 Pässe, war sozusagen unpässlich. Aber der Effzeh zeigte Effektivität, quasi Effzehtivität, brachte zwölf Torschüsse in die Statistik ein (der VfB 13). Der Ausgleich von Eric Martel nach einem zweimal nicht konsequent genug geklärten Eckstoß (62. Minute) war verdient. "Am Ende haben wir sogar etwas Glück, dass wir nicht verlieren", sagte Chris Führich. Als Hiroki Ito in der 85. Minute wegrutschte, zog Faride Alidou alleine auf VfB-Schlussmann Fabian Bredlow und traf nur das Außennetz. Hand aufs Herz: War das nun ein gewonnener Punkt oder sind es eher zwei verlorene Zähler?

Punktverlust für VfB: Ende der Bundesliga-Serie für Stuttgart im Spiel gegen Köln

"Wir haben heute zwei Punkte verloren", urteilte Stiller. Kapitän Waldemar Anton sagte es so: "Wenn du international spielen willst, dann musst du solche Spiele auf deine Seite ziehen. Wir hätten sie einfach killen müssen, wir hatten genug Chancen. Dann kann Köln nicht zurückkommen." Die Wahrscheinlichkeit, in der Champions League zu spielen, hat sich am 23. Spieltag trotz des Unentschiedens erhöht. Durch die Niederlage der Leipziger in München hat sich das Polster auf den Tabellenfünften von sechs auf sieben Zähler erhöht. "Mit dem Punkt heute können wir leben", sagte VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. "Es sind keine zwei verlorenen Punkte." Sondern er sehe in den vergangenen drei Spielen gegen die Abstiegskandidaten Mainz (3:1), Darmstadt (2:1) und nun Köln "eher gewonnene sieben Punkte".

"Es ist ein Punkt, keine Niederlage", sagte Cheftrainer Sebastian Hoeneß und fragte: "Wer weiß, was der Punkt wert ist?" Dass seine Mannschaft sehr enttäuscht dahergekommen sei, zeige "den Anspruch, den wir entwickelt haben". Hoeneß peitschte seine Mannschaft in den Schlussminuten nach vorne. Mit einem Punkt zufriedengeben? Das ist nicht (mehr) der Anspruch des VfB. "Wir wollten mehr, haben heute nicht mehr bekommen. Wir haben oft mehr bekommen. Wenn wir wieder 90, 95 Minuten Topleistung bringen, werden wir auch wieder die Ergebnisse erzielen, die wir gerne haben." Kapitän Anton weiß auch schon, wie das wieder wird.

Lieber einfacher, statt so kompliziert

"Wir waren heute im letzten Drittel einen Tick zu kompliziert. Wenn wir einfacher bleiben, machen wir einfacher die Tore", sagte Waldemar Anton, der Stillers Arroganzvorwurf nachvollziehen konnte: "Wir waren arrogant in dem Sinne, dass jeder nach dem 1:0 etwas weniger gemacht hat. Köln steckt im Abstiegskampf. Jeder, der in den vergangenen zwei Jahren hier war, weiß, wie es ist: Da zählt jeder Zweikampf." Ebenso im Kampf um das internationale Geschäft.


VfB Stuttgart: Bredlow - Vagnoman, Rouault (65. M. Mittelstädt), Anton, H. Ito - Karazor (67. Dahoud), Stiller - Jeong (65. Katompa Mvumpa), Millot (86. Leweling), Führich - Guirassy.

1. FC Köln: Schwäbe - Carstensen, Kilian, Chabot, Finkgräfe - Martel, Huseinbasic (60. Alidou) - Ljubicic, Kainz (72. Adamjan), Diehl (60. Maina) - Thielmann (90.+3 Tigges). Tore: 1:0 Millot (53.), 1:1 Martel (62.). Schiedsrichter: Patrick Ittrich (Hamburg). Zuschauer: 54 500 (ausverkauft). Gelbe Karten: Rouault (3) / - . Beste Spieler: Anton, Millot / Martel.

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