Bremer Burke crasht die innovative VfB-Mottoparty
Der VfB Stuttgart unterliegt nach Führung Verfolger Werder Bremen 1:2 und rutscht in der Tabelle auf Platz elf ab.

Die Heimspiele des VfB Stuttgart sind seit Monaten Volksfeste. Das Motto der mit 60 000 Teilnehmern ausverkauften Party am Sonntagnachmittag in der MHP-Arena lautete „Innovationskraft im Fußball“ – so hatten es Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender des VfB, und Präsident Dietmar Allgaier in ihrem gemeinsamen Vorwort des Stadionmagazins zum 29. Spieltag der Bundesliga formuliert. So stellten die Stuttgarter rund um den „Innovation Matchday“ verschiedene Projekte vor. Es ging in „einer der modernsten Arenen Europas“ um eine verbesserte VfB-App und neue Technik, darunter ein spannendes Projekt zur TV-Übertragungstechnik im virtuellen Raum.
Innovation ist schön. Innovation ist gut. Doch vor allem Altbewährtes hätte die VfB-Fans glücklich gemacht: drei Punkte. Denn der Ball bleibt rund. Das Runde muss weiterhin ins Eckige. Und das schaffte Werder Bremen ein Mal mehr als der VfB, der eine historische 1:2 (1:1)-Niederlage einstecken musste. Es war für den Vizemeister, der in der Tabelle auf Platz elf abgerutscht ist, die fünfte Heimniederlage in der Bundesliga in Serie. Zufall oder Muster? „Ich kann noch keinen signifikanten Grund nennen“, sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß. „An der Atmosphäre liegt es nicht, so dass ich zu Zufall tendieren würde.“
Stergious Premierentreffer zum 1:0 für den VfB Stuttgart
Die Atmosphäre in der Arena war meisterlich, Stimmungsmacher auf der innovativen Mottoparty in Bad Cannstatt Leonidas Stergiou, der die Stuttgarter in der 19. Minute in Führung gebracht hatte. Dann erwies sich der Schotte Oliver Burke mit seinen beiden Toren für die Gäste (32. und 90.) als Partycrasher. Und unfreiwillig wurde es eine Schlager-Party: Schiedsrichter Daniel Schlager lag in einer Szene entscheidend daneben. Aber der Reihe nach.
Obwohl erst einmal die Abwehr im Fokus stand – Torhüter Alexander Nübel glänzte mit einem Dreiklang in der 7., 11. und 12. Minute –, gingen die Gastgeber mit einem Paukenschlag in Führung: Angelo Stiller huldigte in der 19. Minute Franz Beckenbauer, spielte mit dem linken Außenrist einen kaiserlichen Ball in die Tiefe des Raumes, wo Leonidas Stergiou den Ball am aus dem Strafraum geeilten Werder-Schlussmann Michael Zetterer vorbeispitzelte und ins leere Tor schob. Erstes Bundesligator des 23-jährigen Rechtsverteidigers aus der Schweiz. Doch der Treffer gehörte zu einem beträchtlichen Teil auch dem innovativen Assistenten Stiller. Der 24-jährige Nationalspieler (Rückkehr nach Gelbsperre) war eine der vier Veränderungen, die Sebastian Hoeneß gegenüber dem 4:0-Sieg am vergangenen Spieltag in Bochum vorgenommen hatte.
Bremer 1:1 ähnelt dem Stuttgarter 1:0
Angelo Stiller legte vier Minuten später einen engelhaften Moment nach, bediente Ermedin Demirovic. Doch der Stürmer, mit fünf Treffern an den vergangenen fünf Spieltagen derzeit gefährlichster Spieler der Liga, scheiterte an Michael Zetterer. Dann hatte noch Jamie Leweling eine dicke Chance (26.). Und dann fiel nicht unverdient, aber doch überraschend der Ausgleich. Oliver Burke stürmte unbedrängt auf Alexander Nübel zu und vollstreckte eiskalt.
Es war ein unterhaltsames Spiel. In der 65. Minute wurde es für den VfB ein kompliziertes Spiel: Die Stuttgarter gerieten durch eine Gelb-Rote Karte in Unterzahl, ausgerechnet Nick Woltemade musste wegen wiederholten Foulspiels vom Feld (siehe Text unten). „Das war sehr wenig“, sagte selbst Bremens Trainer Ole Werner. „Da muss man sicher nicht auf Gelb-Rot entscheiden.“ Es war die Szene des Spiels.„Woltemade hat den Stuttgartern gefehlt“, sagte Matchwinner Oliver Burke, der das Spiel entschied. „Beim 1:2 sehen wir nicht gut aus“, sagte Sebastian Hoeneß. „Das ist ein sehr bitterer Tag für uns, der sehr schwer zu verdauen ist.“ Beim Verdauen von (Heim-)Niederlagen, da würde dem VfB Innovation helfen.