3:4-Schock statt drei Punkte für den VfB Stuttgart gegen Leverkusen
Späte Heimniederlage für Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart gegen Meister Bayer Leverkusen nach 2:0- und 3:1-Führung. Zwei Eigentore und eine mysteriöse Serie.

„Jedes Los gewinnt!“ Der Ansager am Tombola-Zelt der VfB-Stiftung „Brustring der Herzen“ betonte es immer wieder. Hier vor dem Stadioneingang war gewinnen ganz einfach. Drinnen auf dem Arena-Rasen überhaupt nicht. Was für eine bittere Stuttgarter Heimniederlage. 3:4, ganz spät. Trotz des zwischenzeitlichen 2:0 und 3:1 gab es für den VfB keine Punkte.
Es war der deutsche Meister und aktuelle Bundesliga-Zweite Bayer Leverkusen, gegen den der VfB Stuttgart am Sonntagabend ran musste. Es sah lang nach einem Schlusspunkt hinter der jüngsten Ergebniskrise des VfB aus. Aber dann bracht die Realität brutal über die Stuttgarter Emotionen herein. Alle Freude dahin! Was für eine kalte Dusche.
3:3-Ausgleich von Leverkusen durch ein Eigentor von Angelo Stiller
Erst der 3:3-Ausgleichstreffer durch einen Eigentor von Angelo Stiller in der 88. Minute. Dann das 3:4 in der vierten Minute der Nachspielzeit durch einen Kopfball von Patrik Schick. Alles Gute bis dahin: vergeblich. Der diesmal von Beginn an stürmende Ermedin Demirovic staubte in der 15. Minute zum 1:0 ab. Der starke Nick Woltemade erhöhte in der 48. Minute auf 2:0.

Doch es wurde schnell wieder eng. Jeremie Frimpong kühlte die Stuttgarter Freude mit seinem 2:1-Anschlusstreffer in der 56. Minute herunter. Ein Eigentor von Granit Xhaka sorgte in der 62. Minute fürs 3:1 des VfB. Torwart Lukas Hradecky hatte einen Schuss von Demirovic pariert, der Ball prallte dann aber unglücklich an Xhakas Oberkörper und von dort ins Tor.
Platz zehn in der Tabelle statt Rang sieben
Jetzt aber: Voll auf Kurs Richtung drei VfB-Punkte? Nein. Piero Hincapie verkürzte in der 67. Minute. Nur noch 3:2. Bayer Leverkusen war wieder dran. Es war eine ganz wilde Phase, es ging spektakulär hin und her. Und am Ende verlor der VfB mit 3:4. Platz zehn in der Tabelle, nicht Rang sieben, der mit einem Sieg möglich war. Weiter auf Talfahrt, immer weiter weg von den Europapokal-Träumen.
Die Stuttgarter Sinne waren geschärft worden. Die VfB-Profis wussten genau, was Trainer Sebastian Hoeneß von ihnen sehen wollte. Klare Worte der Kritik hatte es zuletzt gegeben. Nur zwei von zwölf möglichen Punkten holte der VfB in den vier Bundesligaspielen vor dem Sonntagabendduell mit Bayer Leverkusen. Und es ging weiter mit der Misere.
Nie reichte es unter Hoeneß bisher zu einem Sieg für den VfB
Seit Sebastian Hoeneß Trainer des VfB Stuttgart ist, waren die Duelle mit Leverkusen immer eng. Zu einem Sieg reichte es nie, auch diesmal nicht. Hoeneß hatte gesagt: „Du brauchst gegen Leverkusen eine absolute Top-Leistung. Das ist die Erwartung.“
„Du brauchst gegen Leverkusen eine absolute Top-Leistung. Das ist die Erwartung.“
Sebastian Hoeneß
Lange sah es gut aus. Aber dann wurde es ganz, ganz finster. Der Meister zeigte spät Killerinstinkte. Irgendwie hatte man es befürchten müssen. In den vorangegangenen 59 Bundesligaspielen ging Bayer nur zweimal als Verlierer vom Platz.
Fünfte 1:0-Führung des VfB ohne folgenden Sieg
Und der VfB verlängerte seine schwarze Serie. In jedem der letzten fünf Bundesligaspiele ging die Mannschaft 1:0 in Führung – gewinnen konnte sie kein einziges davon. Jetzt nicht gegen Leverkusen, zuvor nicht auswärts bei Holstein Kiel (2:2) und der TSG Hoffenheim (1:1). daheim gegen den FC Bayern (1:3) und den VfL Wolfsburg (1:2) standen letztlich Niederlagen zu Buche. „Fakt ist, dass wir die Führung härter verteidigen müssen“, sagte Hoeneß mehrfach.

Beim VfB hatte es eine neue Abwehrbesetzung gegeben. In der Viererkette verteidigten diesmal Finn Jeltsch und Ameen Al-Dakhil, zwei schnelle Jungs, denn Bayer Leverkusen ist in der Offensive sehr tempostark. „Da musst du das Speed-Thema auf dem Schirm haben“, wusste Trainer Hoeneß. Am Ende standen alle Stuttgarter geschockt da. Vier Gegentore. Den möglichen Sieg aus den Händen gerissen bekommen. O weh!
Die Abwehrformation war diesmal auch nichts
Beim 2:2 zuvor in Kiel, als alle gelernten Innenverteidiger im Stuttgarter Kader ausgefallen waren, hatte es in der Startelf eine improvisierte Abwehr-Dreierkette mit Leonidas Stergiou, Angelo Stiller und Ramon Hendriks gegeben. Das war nicht gut. Nun aber war es auch nichts.
Eine Symbolfigur der VfB-Erfolglosigkeit war zuletzt der lange torlose Nationalstürmer Deniz Undav. In Kiel hatte ihn Sebastian Hoeneß in der Halbzeitpause ausgewechselt, unzufrieden mit Undavs Performance. Gegen Leverkusen saß er bis zur 68. Minute auf der Ersatzbank. Ermedin Demirovic bekam den Startelf-Platz. Schwer angeknockte Verlierer waren sie alle.

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