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Horkheims Sportlicher Leiter Michael Löbich hört auf: „Unser Pfund ist die Konstanz“
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TSB-Urgestein Michael Löbich zieht sich nach mehr als drei Jahrzehnten aus der Sportlichen Leitung des Handball-Drittligisten zurück. In Interview verrät der 67-Jährige, was ihm den Abschied erleichtert.
Michael Löbich geht von Bord, behält sich aber vor – ähnlich wie Uli Hoeneß beim FC Bayern München – weiterhin noch ungefragt Tipps zu geben.
Foto: Veigel\, Andreas
Seinen Platz auf der Spielerbank hat er schon vor Jahren geräumt. Am Saisonende zieht sich Michael Löbich nach mehr als drei Jahrzehnten auch aus der Sportlichen Leitung beim Handball-Drittligisten TSB Horkheim zurück. „Ich bin abergläubig und hoffe, dass ich vor den Spielen weiter auf meinem Stuhl im Behandlungszimmer von unserem Physiotherapeuten Hardy Denninger sitzen darf“, möchte der 67-Jährige zumindest ein liebgewonnenes Ritual über das letzte Saison-Heimspiel am Samstag (20 Uhr) gegen die Rhein-Neckar Löwen II beibehalten. Im Stimme-Interview spricht das Horkheimer Urgestein über legendäre Mannschaften, Bauchentscheidungen und Zukunftsaufgaben.
Herr Löbich, gibt es rückblickend einen herausragenden sportlichen Moment in Ihrer jahrzehntelangen Funktionärskarriere?Michael Löbich: Der Zweitliga-Aufstieg 1993 in Schwetzingen. Die hatten dort schon das Buffet für ihre Aufstiegsfeier hergerichtet. Die haben wir ihnen allerdings richtig schön versaut (lacht). Danach sind wir in die Stauwehrhalle gezogen, wo viele Haarprachten dem Rasierer zum Opfer fielen. Unter anderem auch meine.
Nur wegen der schlechten Tordifferenz stieg der TSB damals wieder ab.Löbich: Das war tragisch, weil es nur in dieser einen Saison vier Absteiger gab. Ehrlicherweise wäre es aber gerade aus finanzieller Hinsicht sehr schwer geworden, die 2. Bundesliga dauerhaft zu halten.
War das Zweitliga-Team die beste TSB-Mannschaft überhaupt?Löbich: Das würde ich so nicht sagen, da die Mannschaft in der Formation ja nur sehr kurz existierte. Sportlich wie menschlich war sicher die Mannschaft in der ersten Phase unter Trainer Volker Blumenschein ab 2006 herausragend.
Michael Löbich (Bildmitte, Nummer drei) stieg in seiner ersten Saison bei den Aktiven 1976/1977 mit dem TSB Horkheim in die Regionalliga auf.
Foto: Krüger, Klaus
Damals musste nach dem Regionalliga-Abstieg ein kompletter Neuanfang bewerkstelligt werden.Löbich: Wir hatten fast keine Mannschaft mehr. Neben Blumenschein haben wir dann Felix Knoll und Markus Schumacher verpflichtet. Das waren damals völlige Nobodys, die über viele Jahre absolute Leistungsträger wurden. Dazu kamen Eigengewächse wie Michael Hau oder Timo Hirschmann.
Das war das erste Jahr, in dem Sie gemeinsam mit Marco Starz den Kader zusammengestellt haben. Als Duo agieren Sie jetzt schon 20 Jahre.Löbich: Ohne Marco würde ich das schon lange nicht mehr machen. Wir sind über die Jahre wie ein altes Ehepaar geworden, telefonieren jeden Morgen miteinander. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in all den Jahren mal unterschiedlicher Meinung bei einer Spielerverpflichtung waren. Marco ist damals auch nach Mosbach gefahren, um die Eltern von Felix Knoll mit Engelszungen davon zu überzeugen, dass ihr Bub gut genug für uns ist.
Haben Sie sich die Gespräche immer aufgeteilt?Löbich: Bei den schwierigen Charakteren haben wir sie gemeinsam geführt (lacht). Ich bin rückblickend schon ein bisschen stolz darauf, dass Spieler wie Matthias Polifka oder Pierre Freudl, die als schwierig galten, sich bei uns super eingefügt haben.
Waren das Kopf- oder Bauchentscheidungen?Löbich: Sowohl als auch. Wenn wir zwei Kandidaten für eine Position hatten und der etwas bessere erschien charakterlich schwierig, dann haben wir uns für den etwas schlechteren entschieden.
Gab es Spielergespräche, in denen sofort klar war, daraus wird nichts werden?Löbich: Wenn zuerst die Frage nach dem möglichen Verdienst kommt, dann trinken wir noch einen Kaffee und essen ein Stück Kuchen, aber das Thema ist erledigt.
Geht es heute mehr ums Geld?Löbich: Auf jeden Fall. Früher war ein Vertrag nach einer halben Stunde unter Dach und Fach. Heute sind oft drei, vier Termine nötig, häufig mit Spielerberatern, die natürlich auch mitverdienen wollen. Gerade bei jungen Spielern sollte aus meiner Sicht die sportliche Entwicklung und Perspektive im Vordergrund stehen und nicht das Geld. Dieser Wandel erleichtert mir den Abschied.
Es gibt über einen so langen Zeitraum nicht nur Erfolgsgeschichten. Was waren Enttäuschungen?Löbich: Wir hatten einen langjährigen Trainer, der aufgehört hat, weil er sich mehr um die betagten Eltern kümmern wollte. Zwei Tage später wurde er dann Sportlicher Leiter bei einem Zweitligisten. Da fühlte ich mich schon ins Boxhorn gejagt.
Sie nennen keinen Namen?Löbich: Den kann sich jeder zusammenreimen.
Brechen für den TSB angesichts der großen Hallen-Neubaupläne in Heilbronn bald Goldene Zeiten an? Löbich: Ich bin vorsichtig. Es muss erst einmal klar sein, was überhaupt gebaut wird. Ein Umzug käme für uns nur in Frage, wenn wir mindestens 2. Bundesliga spielen würden und in einer größeren Mehrzweckhalle nicht auch noch horrende Miet- und Personalkosten zu stemmen hätten.
Die Halle muss ja irgendwie rentabel betrieben werden.Löbich: Keine Frage. Es ist auch klar: Ohne das bereits bestehende Engagement der Schwarz-Gruppe hätten nicht nur wir, sondern viele Vereine in der Region ein großes Problem. Wir bräuchten aber noch zwei, drei weitere Unterstützer in dieser Größenordnung.
In den vergangenen Jahren rangierte der TSB im Mittelfeld der 3. Liga.Löbich: Das stimmt. Andererseits fehlen uns aktuell nur fünf Punkte zum dritten Platz. Unser Pfund ist die Konstanz. Der TSB führt die Ewige Tabelle seit Gründung der 3. Liga an. Dieses Renommee und die Weiterentwicklung heutiger Bundesliga-Spieler wie Daniel Rebmann oder Oskar Neudeck ermöglichen es uns, Spieler zu verpflichten, die wir vor fünf, sechs Jahren nicht bekommen hätten. Wir haben uns einen sehr guten Namen erarbeitet.
Wo steht der TSB in fünf Jahren?Löbich: Wenn die Entwicklung der vergangenen Jahre mit der Einrichtung der Geschäftsstelle, der Erweiterung des Vorstands fortgesetzt wird, dann sehe ich schon die Perspektive, wieder um den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu spielen.
Zur Person
Ein Jahr war Michael „Mike“ Löbich seinem TSB Horkheim untreu. In der Saison 1983/1984 spielte der Linksaußen für Frankenbach. Ansonsten ist der 67-Jährige seit seinem sechsten Lebensjahr Mitglied seines Heimatvereins. In der Saison 1976/1977 gelang dem gelernten Großhandelskaufmann der Sprung in die erste Mannschaft. Nahtlos folgte nach der Aktiven-Zeit der Übergang auf die Funktionärsebene. Der Fan des VfB Stuttgart und von Frisch Auf Göppingen hat zwei Kinder und lebt mit Ehefrau Jasmin in Horkheim.
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