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Russische Nationalspielerin Olga Gorshenina führt künftig in Neckarsulm Regie

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Die Sport-Union Neckarsulm gewinnt die Starspielerin Olga Gorshenina vom rumänischen Topclub Ramnicu Valcea für das schwere Erbe auf der Spielmacherposition.

von Dominik Knobloch
Prominentes Handball-Gesicht für die Sport-Union: Olga Gorshenina kommt vom rumänischen Topclub Ramnicu Valcea nach Neckarsulm.
Foto: privat
Prominentes Handball-Gesicht für die Sport-Union: Olga Gorshenina kommt vom rumänischen Topclub Ramnicu Valcea nach Neckarsulm. Foto: privat  Foto: privat

Für Verlegenheit ist die Trainerin der Sport-Union Neckarsulm wahrlich nicht bekannt. Tanja Logvin kommuniziert stets klar, was sie will. Und die 47-Jährige wollte unbedingt eine würdige Nachfolgerin für das schwere Erbe ihrer scheidenden Bundesliga-Spielmacherin Lynn Knippenborg. Dass die Sport-Union die Lücke in der neuen Saison mit der russische Nationalspielerin Olga Gorshenina vom rumänischen Topclub Ramnicu Valcea schließen wird, kann Logvin noch immer nicht recht realisieren: "Ich habe mich erst gar nicht getraut, sie zu fragen. Aber sie hat Ja gesagt, und ich war überrascht. Ich konnte bis zum Schluss kaum glauben, dass sie wirklich bei uns unterschreibt."

Für zwei Jahre hat die routinierte 31-Jährige in Neckarsulm zugesagt. Und sie ist eine absolute Ansage an die Konkurrenz, versichert Logvin: "Eine Spielerin von solch einem Kaliber ist eine echte Überraschung für die Bundesliga. Eigentlich gehört sie nach Bietigheim, aber Gott sei Dank kommt sie zu uns. Sie wird, gemeinsam mit Luisa Schulze, der Star des neuen Teams sein."

Gutes Netzwerk hat bei Verpflichtung geholfen

Die Starbesetzung möglich gemacht hat das gute Netzwerk der Neckarsulmer Trainerin und ihres Lebensgefährten Gerhard Husers, Neckarsulms Sportlichem Leiter: "Ich habe sie schon lange beobachtet. Mir war bekannt, dass Olga in ihrer Karriere nochmal etwas Neues machen will. Wir konnten jetzt die Gelegenheit ausnutzten, dass sie ein bisschen mehr Ruhe möchte. Sie hat die ganze Zeit auf höchstem Niveau gespielt. Die rumänische Liga ist sehr stark, für mich die zweitbeste der Welt. Ich war am Anfang vorsichtig, weil die Preise in Rumänien andere sind."

Geholfen habe, dass auch die deutsche Nationaltorhüterin Isabell Roch bei Valcea unter Vertrag steht: "Sie hat mit Isa gesprochen und dadurch verstanden, dass die Preise bei uns nicht so hoch sind. Sie gehört nicht zu den teuersten Spielerinnen, kommt aber natürlich auch nicht nur für zwei Brezeln." Die Kosten seien ähnlich, wie es bei Knippenborg der Fall war.

Die Neue kann auch auf halbrechts eingesetzt werden

Und Gorshenina bringt noch einen Bonus mit. Die WM-Bronzemedaillengewinnerin von 2019 kann auch auf halbrechts eingesetzt werden. "Sie hat mit der rechten Hand einen großen Teil ihrer Karriere im rechten Rückraum verbracht und ist dort eigentlich exzellent. Sie ist auch eine exzellente Abwehrspielerin", sagt ihre künftige Trainerin nicht ohne Stolz.

Trotzdem gesteht Tanja Logvin, dass sie ihre aktuelle Schlüsselspielerin Lynn Knippenborg extrem vermissen wird: "Ich habe bis zum Ende gehofft, dass Lynn vielleicht doch nicht aufhört und alles dafür gemacht. Es war schon schwierig, nach ihr eine ähnlich routinierte Mitte zu finden." Gorshenina kommt mit Champions-League- und European-League-Erfahrung und war vor ihrem Wechsel nach Rumänien neben einem Engagement in Ungarn hauptsächlich in der russischen Heimat aktiv.

Nationalität spielt für Tanja Logvin keine Rolle

Die Herkunft des namhaften Zugangs war mit Blick auf den russischen Angriffskrieg kein Thema für die Sport-Union. Dass in anderen Sportarten teilweise keine russischen Protagonisten mehr erwünscht sind, kann die in der Ukraine geborene Tanja Logvin nicht nachvollziehen: "Ich hole Spielerinnen nicht wegen ihrer Nationalität, sondern wegen ihrer sportlichen Fähigkeiten."

Würde man auf solche Dinge schauen, "dann müssen wir mit Sport aufhören - im Männer-Handball spielen auch viele Russen, und ich finde, der Sport muss nicht auf die Politik schauen". Außerdem komme Gorshenina ja aus Rumänien nach Neckarsulm. Die Russischkenntnisse der Trainerin haben beim Königstransfer natürlich geholfen: "Olga spricht aber auch Englisch, und sie will gerne Deutsch lernen und wird einen Kurs besuchen. Das wird kein Problem."

Isabell Roch assistiert beim Umzug

Damit der Umzug kein allzu großes Problem wird, hilft Isabell Roch ihrer aktuellen Mannschaftskollegin gerne aus, wie Logvin verrät: "Isa nimmt ein paar Sachen, ein paar Taschen von ihr mit, wenn sie für die Ferien nach Deutschland kommt."

Nicht nur deshalb freut sich Olga Gorshenina auf die Zukunft bei der Sport-Union: "Ich weiß, dass Neckarsulm ein Team mit großen Ambitionen ist, und es entspricht ganz meiner Art. Ich hoffe, dass ich dem Team helfen kann, das bestmögliche Ergebnis in der Meisterschaft zu erzielen und in die obersten Ränge zu kommen. Ich verlasse mich voll und ganz auf die Trainerin. Ich denke, Tanja weiß, wie sie meine Stärken einsetzen kann."

Weitere gute Nachricht für die Sport-Union

Die Neuverpflichtung von Olga Gorshenina ist eine gute Nachricht, auch die Unterschrift von Laila Ihlefeldt. Nach ihrer Verpflichtung zu Beginn der Saison 2021/22 hat sich die 18-Jährige für eine weitere Zusammenarbeit empfohlen und unterschrieb nun bei der Sport-Union den ersten Bundesliga-Vertrag ihrer Karriere. Laila Ihlefeldt bleibt mindestens bis zum Sommer 2024 und soll sich zukünftig im Bundesliga-Team etablieren.

Nachdem die Rechtshänderin in der aktuellen Saison vom Drittligisten TV Möglingen zur Sport-Union gewechselt ist, feierte sie direkt ihr Debüt in der Handball-Bundesliga der Frauen (HBF) und erzielte Mitte Februar ihren ersten Treffer im deutschen Oberhaus. Seitdem kämpft sie sich aufgrund einer Reizung der Patellasehne sowie dem dadurch notwendigen operativen Eingriff am Knie zurück auf die Platte und hat im Sommer große Ziele mit der Beachhandball- und U18-Nationalmannschaft. "Ich habe Laila nun bereits seit fast einem Jahr im Training, und ich bin überzeugt, dass sie den Schritt zu einer gestandenen Bundesliga-Spielerin packen kann", sagt Tanja Logvin.

 

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