Neustart in Neckarsulm
Mit der Bundesliga-Vorbereitung beginnt bei der Sport-Union eine andere Ära. Gleich zu Beginn hakte es aber gehörig im Getriebe.

Vollgas geben? Keine Chance. Dabei hatte sich der neue Coach so gut vorbereitet. Doch noch vor der ersten Trainingswoche war klar, dass Pascal Morgant sich etwas anderes einfallen lassen muss. Um mit den Bundesliga-Frauen der Neckarsulmer Sport-Union ideal in die Vorbereitung zu starten, macht der Mann aus Göppingen mit dem Wohnmobil dauerhaften Halt nahe der Sulm. Schließlich ist seine Wohnung in Weinsberg erst im August bezugsbereit.
Doch der fünfte Gang des morgant"schen Gefährts hatte zunächst noch etwas gegen die Übergangslösung und streikte. Einsatzfähig ist das rollende Zuhause auf Zeit nach einer Reparatur wohl erst an diesem Wochenende wieder. NSU-Managerin Jutta Perger sprang bis dahin ein und bot Morgant Anfang der Woche einen Schlafplatz an.
Teambildende Maßnahmen
Es soll nicht die letzte teambildende Maßnahme in Neckarsulm bleiben. Nur gemeinsam kann die Sport-Union nach zwei ernüchternden Bundesliga-Jahren den Weg aus der Krise gehen. Die neuformierten Neckarsulmerinnen müssen dafür zügig zusammenwachsen.
Die ersten Einheiten in der ersten Trainingswoche liefen im Gegensatz zum Wohnmobil des Coaches bereits ziemlich rund. "Es war echt ein guter Start", sagt Pascal Morgant mit Blick auf seine neue Mannschaft. Wohl wissend, dass auch an dieser Front künftig noch des Öfteren kreative Lösungen von ihm gefragt sein werden.
Das Ende einer Ära

Bei der Sport-Union muss man offen für andere Wege sein. Nach acht Jahren sind die Neckarsulmer Frauen erstmals ohne Emir Hadzimuhamedovic in eine Vorbereitung gegangen. Altgediente Spielerinnen haben sich zudem verabschiedet. Eine Ära ist zu Ende gegangen.
"Jetzt fangen wir bei null an und können ganz neue Seiten schreiben", sagt Urgestein Svenja Kaufmann. Die Auftakt-Einheiten mit der Mannschaft "waren schon gut, wir sind auch gleich mit dem Ball gestartet, was ich sehr positiv fand - ich bin gespannt, wie alles wird und freue mich auf die nächste Zeit". Das Lächeln ist nach einer kräftezehrenden Rückrunde 2018 zurück. Nicht nur bei Svenja Kaufmann.
Zwei aus den Niederlanden
Es sind frische, fröhliche Töne, die in diesen Tagen durch die Ballei hallen. Auch das eine oder andere holländische Wort ist immer wieder zu erhaschen. Neckarsulms neue Außenspielerinnen kommen schließlich beide aus den Niederlanden. Und während Michelle Goos nach zwei Jahren beim Buxtehuder SV bereits ein solides Deutsch spricht, hat ihre 22-jährige Landsfrau Ana Pavkovic beim Start in ihre erste Auslandsstation noch so ihre Mühe mit der fremden Sprache. Englisch hilft.
Auch dem litauischen Zugang Roberta Ivanauskaite. Im Umgang mit dem Ball lassen sowohl die 20-jährige Nationalspielerin als auch Pavkovic keine Missverständnisse aufkommen: in diesen Würfen steckt gehöriges Potenzial.
Frohnatur aus Spanien
Als potenzielle Frohnatur fällt Irene Espinola Perez auf. Stets lächelnd versucht sich die Spanierin am schweren Deutsch. Im vergangenen Jahr hatte die Halbrechte bei Borussia Dortmund zumindest schon zum Üben Zeit. Neckarsulms ehemalige Kapitänin Hannah Breitinger hätte als Spanischlehrerin beim Lernen helfen können, "Svenja kann auch ein bisschen Spanisch - aber es ist sowieso besser, wenn ich richtig Deutsch lerne", sagt Perez schmunzelnd. Es sind neue Rollen, die in Neckarsulm verteilt werden.
Eine tragende möchte Rückkehrerin Louisa Wolf als Spielmacherin einnehmen: "Es wird eine andere Aufgabe als damals. Jeder fängt bei null an, aber mein Ziel ist es natürlich, eine Führungsposition zu übernehmen - dafür bin ich zurückgekommen. Am wichtigsten ist jetzt aber, als Gruppe gemeinsam Vollgas zu geben."
Im Getriebe des Trainer-Wohnmobils mag es haken. Sein Team allerdings scheint bereit dafür, in den höchsten Gang zu schalten.
Stimme.de
Kommentare