Kein Korrektiv
Handballtrainer sind Überzeugungstäter. Überzeugt von sich und ihrer Arbeit. Ein gesundes Selbstvertrauen braucht es, um ein Bundesligateam zu führen. Doch wie auf dem Spielfeld ist auch abseits davon nicht zuletzt Teamwork gefragt. Ein Kommentar zur Situation bei den Bundesliga-Spielerinnen der Neckarsulmer Sport-Union.

Das Grundproblem in Neckarsulm ist seit dem Aufstieg in die Bundesliga unverändert. Es gibt starke Trainertypen wie Emir Hadzimuhamedovic oder Pascal Morgant, die über alle Belange des Bundesligateams bestimmen wollen. Von Transfers, übers Training bis zur Taktik. Ein ebenbürtiges Korrektiv, einen Handball-Fachmann oder eine Handball-Fachfrau auf Augenhöhe, oder gar ein Sportlicher Leiter hierarchisch übergeordnet, führt bei ihnen unweigerlich zu Abwehrreaktionen. Das wird als Kompetenzbeschneidung oder Misstrauen empfunden. Solange der starke Mann alle Fäden in der Hand hält, funktioniert dieses System. Läuft es sportlich nicht, gibt es Querelen, bricht es zusammen.
Was Neckarsulm bräuchte, wäre ein Teamplayer. Einen Toptrainer, der ein Bundesligateam weiterentwickeln kann, der gleichzeitig aber ein Vereinsmensch ist. Einer, der in Zusammenarbeit mit einer Sportlichen Leitung auch den Aufbau des Unterbaus im Blick hat. Denn die Bundesligamannschaft ist das Aushängeschild des Großvereins Neckarsulmer Sport-Union, keine ausgelagerte Spielbetriebs-GmbH.
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