Ideen sind bei Neckarsulms Bundesliga-Reserve da, nur Punkte fehlen weiter
Manchmal schön, dennoch weiter erfolglos: Die Neckarsulmer Württembergliga-Handballerinnen verlieren zum zehnten Mal in Folge.

Mart Aalderink ist kein Typ für halbe Sachen. Der Niederländer hat seine Spielphilosophie und die implementiert der 35-Jährige seit Jahresbeginn von den Jugendteams der JSG Neckar-Kocher bis zu den Württembergliga Frauen der Sport-Union Neckarsulm. "Meine Spielzüge werden jetzt überall gespielt", sagte Aalderink am Sonntag. Da hatte die zweite Mannschaft gerade mit 26:31 (12:15) gegen die SG Hofen/Hüttlingen verloren. Es war die zehnte Niederlage in Folge - verbunden mit dem Sturz auf den vorletzten Tabellenrang.
Mitten im Abstiegskampf hat Aalderink das bisherige Spielkonzept des Bundesliga-Nachwuchses komplett umgekrempelt. Er lässt eine 3:2:1-Deckung spielen ("Die 6:0-Abwehr ist überholt"), agiert gerne mal mit der siebten Feldspielerin und hat die bereits erwähnten neuen Spielzüge eingeführt. "Wir hatten viele schöne Momente im Spiel, haben einige geile Tore erzielt", freute sich der Trainer besonders über gelungene Offensiv-Aktionen seiner Schützlinge.
Spielerinnen wirken ab und an überfordert
Dass die Abläufe vorne wie hinten noch nicht automatisiert sind, dass Fehler unterlaufen, dass die Spielerinnen ab und an überfordert wirken, er gemeinsam mit seinem dreiköpfigen Trainerteam auf der Bank viel erklären und ansagen muss, ist dabei einkalkuliert. Aalderink denkt über das einzelne Spiel hinaus, will die Spielidee des Vereins modernisieren.
In der Partie gegen die ersatzgeschwächt mit nur acht Feldspielerinnen angereisten Gäste von der Ostalb war aus Aalderinks Sicht aber nicht sein Team, sondern das Unparteiischen-Gespann mit dem Geschehen auf dem Feld überfordert war. "Die pfeifen reihenweise unberechtigte Siebenmeter und Zeitstrafen gegen uns", ärgerte sich der Coach.
Sport-Union bringt sich selbst um möglichen Lohn
Was Aalderink in Rage brachte und womit er sich in der 41. Minute auch eine Zeitstrafe einhandelte, waren eine Reihe von Situationen, in denen sein Team eine gegnerische Angreiferin früh stellte, die sich dann mit der Abwehrspielerin im Schlepptau aber noch bis zum Kreis durchtankte und dort erst zu Fall kam. Statt des erhofften Freiwurfs lautete die Entscheidung einige Male Strafwurf plus Zeitstrafe. "Selbst wenn unsere neue Spielweise für die Schiedsrichter in dieser Liga ungewohnt ist, gibt es klare Regeln, die zu beachten sind", forderte Aalderink.
Angesichts einer Siebenmeterquote der Gäste von unter 50 Prozent waren diese Situationen aber nicht spielentscheidend. Im Grunde brachte sich die Sport-Union selbst um den möglichen Lohn. Da wären die teils klägliche Chancenverwertung im Gegenstoß, zu viele technische Fehler und zu einfache Gegentore anzuführen. Oft funktionierte die Neckarsulmer Abwehr bis die Gäste ins Zeitspiel gerieten, doch dann marschierte zumeist Top-Torschützin Simone Bieg oder ihre Rückraumkollegin Janina Algaba ohne Kontakt bis zum Kreis durch. Bei einem mental ohnehin schon angeschlagenen Team schmerzen solche Gegentreffer doppelt.
Sieg wäre wohl wertvoller, als in Schönheit zu sterben
Und so liefen die Gastgeberinnen ab der achten Minute einmal mehr in dieser Saison kontinuierlich einem Rückstand hinterher. Obwohl auf der Neckarsulmer Bank mit Abteilungsleiter Christian Saup, Co-Trainer Branko Dobricic und A-Jugend-Trainerin Nadine Wiume mehr geballte Handballkompetenz saß, als der Gegner Ersatzspielerinnen hatte.
Einige Male kam die Sport-Union auf Tuchfühlung heran. Doch beim 18:21 (43.) vergab Svenja Mann einen Siebenmeter, beim 21:24 (48.) traf Rebecca Schäfer blitzeblank nur den Pfosten und beim 24:26 (53.) kam Bieg in Unterzahl frei zum Wurf und Katharina Lemke traf im Gegenzug nur die Latte - das war es dann. In den entscheidenden Momenten war die verständliche Verunsicherung angesichts der vergangenen Wochen greifbar. Am Ende blieben wieder einmal nur Ärger und Tränen.
Am kommenden Samstag geht es zum Kellerduell beim Schlusslicht HB Ludwigsburg. Da wäre ein dreckiger Sieg wohl wertvoller, als in Schönheit zu sterben.
SU Neckarsulm: Eisele, Wagner (Tor) - Aurenz, S. Mann (9/2), Straub (2), Remmler (3), Deutschle, Schäfer (5/2), Puscher (1), Golda, Thrun, Zalewska, Hess (2), Lemke (4).
Beste Schützin der SGHH: Bieg (12/1).
Schiedsrichter: Michael Fahrion, Norbert Frommer. Siebenmeter: SUN 5/4; SGHH 7/3.
Zeitstrafen: 6/4.