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Neckarsulmer Ballei-Sporthalle wird zur Festung

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Sport-Union Neckarsulm gewinnt gegen Bayer 04 Leverkusen das vierte Bundesliga-Heimspiel in Folge. Einen Schönheitspreis gibt es dafür nicht, wohl aber zwei wichtige Punkte.

Eher Erleichterung als große Euphorie herrschte nach dem Sieg gegen Schlusslicht Bayer 04 Leverkusen bei den Neckarsulmer Spielerinnen um Annefleur Bruggeman (links) und Stefanie Kaiser.
Eher Erleichterung als große Euphorie herrschte nach dem Sieg gegen Schlusslicht Bayer 04 Leverkusen bei den Neckarsulmer Spielerinnen um Annefleur Bruggeman (links) und Stefanie Kaiser.  Foto: Seidel, Ralf

Viel zu gewinnen gab es für die Sport-Union Neckarsulm am Samstagabend gegen den TSV Bayer Leverkusen nicht. Zwei Punkte, natürlich. Wichtige obendrein. Mehr aber auch nicht. Im Gegenteil.

Denn es gab im Vorfeld vor allem etwas zu verlieren: den Rhythmus, die gute Stimmung, die Hoffnung auf Playoff-Platz acht und vielleicht auch ein wenig den Respekt der Konkurrenz, sollte die Sport-Union ausgerechnet in der heimischen Ballei die erste Mannschaft werden, die dem abgeschlagenen Tabellenschlusslicht aus dem Rheinland zu seinen ersten Punkten in dieser Saison verhilft. Der souveräne, aber nicht unbedingt hochklassige 27:20 (14:6)-Erfolg wischte jedoch letztlich alle Bedenken fort.

Trainer Thomas Zeitz sieht das erwartete „Arbeitsspiel“

Es hatte etwas von Hausaufgaben, die am Montagmorgen auf dem Weg in die Schule noch schnell während der Busfahrt zusammengeschrieben werden: Man kann es besser machen, die holprige Fahrt sorgt für ein etwas unschönes Schriftbild und die zusätzlichen Aufgaben für Extrapunkte lässt man angesichts der Umstände gleich ganz weg. Aber am Ende steht wenigstens etwas im Heft, mit dem der Pauker mehr oder weniger zufrieden ist. Es gibt Tage, da muss das reichen. Ein solcher war der Samstagabend.

Das erste Neckarsulmer Bundesliga-Spiel nach der dreiwöchigen DHB-Pokal- und Länderspiel-Pause war wahrlich kein Glanzlicht, sondern vor allem ein seriös erarbeiteter Pflichtsieg. „Ich fand an der Leistung aber gar nichts Negatives; dass es so ein Spiel werden würde, war uns vor vornherein allen klar“, sagte Trainer Thomas Zeitz nach Spielschluss nüchtern. Die Weisheit vom guten Pferd, das nur so hoch springt, wie es muss, traf am 19. Spieltag voll zu.

Lynn Holtman sammelt viel Spielzeit in der Rückraum Mitte

Die Personalsituation, die sich zum Ende der Trainingswoche noch einmal verschärft hatte, tat ihr Übriges, dass im Lager der Sport-Union alle mit dem glanzlosen Sieg zufrieden waren. Zu den ohnehin verletzten Veronika Andrysková und Kim Hinkelmann hatte sich nicht nur Lilli Holste, sondern kurzfristig auch noch die am Saisonende scheidende Spielmacherin Sinah Hagen gesellt. Nach einer Trainingsverletzung und Kapselschmerzen im rechten Fuß humpelte die 28-Jährige geschient durch die Ballei. Es muss viel passieren, damit sie, wie von Thomas Zeitz erhofft, am nächsten Samstag in Dortmund wird spielen können.

Ihr Pech war jedoch Lynn Holtmans Glück. Die 20-jährige Niederländerin, unter der Woche vom Bergischen HC zurückbeordert, erbte Hagens Rolle als Regisseurin, sammelte so viele Spielminuten wie in ihren acht vorangegangenen Neckarsulmer Monaten nicht und machte ihre Aufgabe mit je drei Toren und Vorlagen mehr als ordentlich.

Eine bessere Heimserie gab es zuletzt im Frühjahr 2021

Eine noch bessere Bewertung verdiente sich Torhüterin Lena Ivancok, deren Leistung ihr Trainer in einer seiner seltenen Einzelbeurteilungen „bombenstark“ nannte. „Ihre Leistung hat uns in der ersten Hälfte die nötige Sicherheit gegeben“, sagte Thomas Zeitz anerkennend. Drei gehaltene Siebenmeter und eine Paradenquote von 67 Prozent waren der Grund, warum Leverkusen zur Pause nur sechs Tore erzielt hatte und die Sport-Union ihren erarbeiteten Acht-Tore-Vorsprung danach nur noch anständig verwalten musste.

„Wir wussten, dass Leverkusen nicht locker lassen würde“, gab Lena Ivancok später zu und erinnerte noch einmal an die angespannte Personalsituation, mit der die Sport-Union zu kämpfen hat(te). Nach dem vierten Heimsieg in Folge fiel ihre Bewertung der aktuellen Situation dann aber doch sehr eindeutig aus: „Wir fühlen uns super“, sagte sie.

Eine vergleichbare Serie hatte die Sport-Union zuletzt in der Saison 2020/2021 aufgebaut, als sie zwischen Januar und März sogar fünf Heimspiele in Folge gewonnen hatte. „Wir müssen damit jetzt zufrieden sein. Wir wollten die zwei Punkte – und die haben wir“, bilanzierte Thomas Zeitz. Mehr gab es zum Samstagabend nicht zu sagen.


Sport-Union Neckarsulm: Ivancok; Fossum, Orowicz – Gkatziou (4/2), Gudmestad (2), Bruggeman (3), Holtman (3), Smits (6), Riner (2); van der Linden (2), Pollakowski (5/2), Kaiser.

Erfolgreichste Werferin Bayer 04 Leverkusen: Rozemarijn Alderden (6).

Schiedsrichter: Markus Kauth/André Kolb.

Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 4/4; Bayer 04 Leverkusen: 1/5.

Zeitstrafen: 4/2.

Zuschauer: 1040.

Jugendzertifikat der HBF

Einmal mehr ist die Sport-Union Neckarsulm bei der Vergabe des HBF-Jugendzertifikats für herausragende Jugendarbeit leer ausgegangen. Die Vergabe der Auszeichnung beruht auf einem Punktesystem, „welches die Bereiche Mannschaften und Ligazugehörigkeit, Mitarbeiter und Qualifikationen, Training und Trainingsumfänge, Gesundheit sowie Kooperationen und Referenzen umfasst“, wie die HBF mitteilt.

Stattdessen muss die Sport-Union nun als Ausgleich in einen Fonds einzahlen, aus dem Handball-Projekte für die Nachwuchsarbeit gefördert werden. Die Summe beläuft sich laut Hannes Diller auf einen „für uns hohen vierstelligen Betrag. Uns tut das weh“, gibt der Geschäftsführer zu. Man habe sich zwar um die Zertifizierung bemüht, aber nicht genügend Punkte gesammelt. „Wir sind aber auf einem guten Weg, es im nächsten Jahr zu bekommen“, sagt Hannes Diller.

Die Neckarsulmer Liga-Konkurrenten HSG Blomberg-Lippe, Buxtehuder SV, Borussia Dortmund, HSG Bensheim/Auerbach, Bayer Leverkusen, VfL Oldenburg, Thüringer HC und der HC Leipzig haben das Zertifikat hingegen erhalten.

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