Neckarsulmer Bundesliga-Fehlstart ist perfekt
Die Bundesliga-Frauen der Sport-Union Neckarsulm verlieren nach katastrophaler Anfangsphase 26:31 beim VfL Oldenburg. Mit 2:6 Punkten ist Handball-Europa erst einmal in weiter Ferne.

Mal war es phasenweise ganz ordentlich, meist jedoch angesichts der eigenen Ansprüche vor allem desolat. Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm ist mit einer 26:31 (12:18)-Niederlage beim VfL Oldenburg aus der Europameisterschaftspause gekommen. Die Sport-Union präsentierte sich vor allem in der Anfangsphase erschreckend schwach, konnte einen frühen Sechs-Tore-Rückstand bis zum Schluss nicht mehr aufholen und steht nun nach vier Spielen und 2:6 Punkten auf Tabellenplatz zwölf.
Trotz Übernachtung nur wenig ausgeschlafen
Die Neckarsulmer Reisegruppe hatte sich bereits am Samstag auf den Weg nach Niedersachsen gemacht und eine Hotel-Nacht in Dinklage, rund 70 Kilometer südlich von Oldenburg, verbracht. Wirklich ausgeschlafen präsentierte sich das Team von Trainerin Tanja Logvin zu Beginn dann allerdings nicht. Im Gegenteil. 0:6 stand es nach zehn katastrophalen Minuten aus Sicht der Sport-Union. Die 5:1-Abwehr des VfL, an deren Spitze Toni-Luisa Reinemann, drittbeste Werferin der Liga, zu Beginn für mächtig Verwirrung im Neckarsulmer Spielaufbau sorgte, schmeckte der Sport-Union überhaupt nicht.
Zwei Fehlpässe, drei Ballverluste, ebenso viele Fehlwürfe, dazu Schrittfehler und eine im Kreis stehende Luisa Schulze - die Sport-Union machte zu Beginn so ziemlich alles falsch, was falsch zu machen war. Als Logvin nach sieben Minuten ihre erste Auszeit nahm, hatte ihr Team noch nicht einmal auf das Tor von Nele Reese geworfen. "Ich kann es auch nicht erklären, wir sind alle unglaublich frustriert", sagte Logvin. "Wir haben 20 Minuten lang irgendwas gespielt."
Niels Bötel lobt Oldenburger Abwehrleistung
Beim halbherzigen, extrem fehlerbehafteten Auftreten war Torhüterin Valentyna Salamakha zunächst der einzige Lichtblick. Mit ihren drei Paraden hatte sie einen Anteil daran, dass es in dieser Phase nicht noch düsterer für die Sport-Union aussah. Allein: Mehr Paraden wurden es bis zur Schlusssirene nicht mehr. Etwas besser wurde es erst, als Oldenburgs Trainer Niels Bötel von einer 5:1- auf eine 6:0-Deckung umstellte und es dadurch mehr Räume im Spielaufbau gab. "Ganz klar haben wir heute wegen unserer Abwehrleistung gewonnen", wusste Bötel rückblickend, was der Schlüssel zum Sieg gewesen war.
Ein weiterer Aspekt: Die Neckarsulmer Zeitstrafen. Zwölf der ersten 30 Minuten spielte das Logvin-Team in Unterzahl und als es nach dem Seitenwechsel etwas offensiver und mit mehr Aggressivität verteidigen wollte, handelte sich Sharon Nooitmeer in der allerersten Aktion nach dem Neustart ihre dritte Zwei-Minuten-Strafe ein. "Bitter", sei es gewesen, sagte Logvin, dass das Schiedsrichter-Duo "gegen uns gewesen" sei - eine zumindest gewagte These.
Moral als einziger Lichtblick
Dass sich die Sport-Union in der Folge mit einem Sieben-Tore-Lauf trotz allem wieder herankämpfte und beim Stand von 19:21 durch Nina Engel per Siebenmeter die Chance hatte, auf ein Tor zu verkürzen (42.), darf als einziger Lichtblick an diesem gebrauchten Nachmittag gelten.
Aber: Die ansonsten gute Engel verwarf den freien Wurf und der VfL zog in der Folge wieder davon - weil Reese im Oldenburger Tor bei ihren insgesamt 13 Paraden mehrfach angeworfen wurde und Neckarsulm auch noch einige Male am Aluminium scheiterte. "Die Mädels haben in den letzten 40 Minuten gekämpft, das hat man gesehen", bescheinigte Tanja Logvin ihrem Team eine gute zweite Hälfte. "Aber wir sind noch nicht in der Lage, einen solchen Fünf-Tore-Rückstand dann noch zu drehen."
Sport-Union Neckarsulm: Salamakha (3 Paraden); Wachter (8 Paraden) - Verbraeken (2), Engel (7/1), Schulze (5), Gautschi (5), Kücükyildiz, Johannsen (3); Nooitmeer, Mann (1/1), Bruggeman (3), Moser.
Erfolgreichste Werferin VfL Oldenburg: Merle Carstensen (8 Tore).
Schiedsrichter: Julian Fedtke/Niels Wienrich.
Siebenmeter: VfL: 4/6; SUN: 2/4.
Zeitstrafen: 4/9. Disqualifikation: Sharon Nooitmeer (SUN/31.).
Zuschauer: 1120.
Sport-Union ist auf der Suche nach Verstärkung
"Wir sind auf der Suche", bestätigt Sport-Union-Trainerin Tanja Logvin, als sie auf die Personalsituation auf der Linksaußen-Position angesprochen wird. Nachdem die Norwegerin Marthine Svendsberget Neckarsulm kurz nach Saisonbeginn und ohne Pflichtspiel-Einsatz wieder in Richtung Heimat verließ, blieb Lin Johannsen die einzige linke Außenspielerin im Kader.
Die 20-Jährige machte bisher einen ordentlichen Eindruck, ist jedoch mehr oder weniger regelmäßig auch in der U23 eingeplant. Als sie dort am vergangenen Wochenende angeschlagen vom Feld musste, schrillten in Neckarsulm die Alarmglocken. Johannsen spielte zwar gegen Oldenburg wieder, doch ein Dauerzustand ist die Unterbesetzung auf Links nicht. Daher will die Sport-Union auf dieser Position nun doch noch personell nachlegen.