Dänisches Doppel in Neckarsulm
Mia Møldrup füllt die Lücke bei den NSU-Handballerinnen auf halbrechts. Isabel Tissekker steht in Neckarsulm offenbar vor dem Abschied.

Die Neckarsulmer Fans können ihre Dänemark-Fähnchen aus der Schublade kramen. Schwenkten die Anhänger das weiße Kreuz auf rotem Grund vor zwei Monaten noch zur Begrüßung von Mette Gravholt, dürfen sie bereits an diesem Samstag beim Heimspiel gegen Göppingen (18 Uhr) die nächste Dänin willkommen heißen.
Am Freitagmorgen machte es die Sport-Union offiziell: Mia Marie Tarp Møldrup wechselt vom FC København Håndbold ins Unterland. Die 26-Jährige füllt damit die große Lücke, die seit der Schwangerschaft von Alena Vojtiskova im rechten Rückraum klafft.
Kein Statement zu möglichem Abgang
Verabschieden müssen sich die Neckarsulmer dagegen wohl von Urgestein Isabel Tissekker. Die Gundelsheimerin steht bei der Sport-Union vor dem Abschied. Seit der D-Jugend spielte die Shooterin schon in Neckarsulm, ist den Weg ins deutsche Oberhaus von Anfang an mitgegangen. Im ersten Bundesliga-Jahr hatte die 23-Jährige aber oftsmals Probleme, sich im linken Rückraum gegen die Topteams zu behaupten. Auch in der laufenden Runde saß sie immer wieder auf der Bank. Jetzt will sie ihr Glück bei einem anderen württembergischen Club versuchen, wie gut informierte Kreise wissen.
Eine Statement war am Freitag nicht zu bekommen. Dass ein Abschied im Team bevorsteht, dementierte NSU-Coach Emir Hadzimuhamedovic aber auch nicht. Sein offizielles Statement zu möglichen Abgängen: "Zwischen beiden Seiten ist Stillschweigen vereinbart."
Møldrup wird wohl noch geschont
Gerne Auskunft gab Hadzimuhamedovic zu seinem zweiten dänischen Zugang: "Sie hat wahnsinnig gute Ansätze und einen starken Wurf." Allerdings sei Mia Møldrup auch sehr verunsichert, was ihr Knie betrifft. Im April 2016 wurde sie am Kreuzband operiert, war im Februar 2017 wieder voll belastungsfähig. Doch bis heute schleppt sie die Verletzung trotz erfolgreicher OP mental mit sich herum. Hinzu kommt, dass ihre Muskulatur um das Knie herum nicht ideal wieder aufgebaut worden ist, wie Emir Hadzimuhamedovic berichtet: "Es wird schon ein paar Wochen dauern, bis das richtig funktioniert. Sie spielt noch immer mit Knieschoner."

Gegen Göppingen wird Møldrup deshalb wohl wenn, dann nur wenig zum Einsatz kommen. Sie soll langsam aufgebaut werden. Ein dänisches Familientreffen in der Ballei steht dann in zwei Wochen an. Denn Neckarsulms Neue ist nicht die einzige Møldrup im deutschen Handball. Bruder Mikkel steht im Kasten des Zweitligisten HC Rhein Vikings und hat bereits einen Besuch beim Bundesligaspiel der Sport-Union gegen Oldenburg angekündigt. "Wir haben uns schon lange gewünscht, dass wir im selben Land spielen und freuen uns jetzt natürlich", sagt der 25-Jährige in sauberem Deutsch. Auch seine Schwester verstehe schon sehr viel von der neuen Sprache, "und ich bin mir sicher, dass sie bald auch fließend spricht − in Frankreich hat sie das auch zügig hinbekommen".
Bisher keine guten Auslandserfahrungen
Außer der schönen Sprache war die erste Auslandsstation für Mia Møldrup aber ziemlich ernüchternd. Mit 24 Jahren wechselte sie zu Nantes Loire Atlantique. Dort hatte sie allerdings Verletzungspech. Nach dem Kreuzbandriss konnte sie kaum Spielpraxis in Europa sammeln und kehrte 2017 zurück in ihr Heimatland zu København Håndbold. Doch auch dort schaffte sie es nicht, sich im Team zu etablieren, kam kaum zum Einsatzzeiten.
"Sie war in Kopenhagen wieder komplett fit und wollte sich beweisen, war aber immer nur dritte Wahl", berichtet Bruder Mikkel von der schweren Zeit. Er ist sich sicher: "Sie ist fit, hat Bock und will zeigen, wozu sie fähig ist."
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