WM-Gold für Frankreichs Rohdiamant Eric Perrot
Das französische Leichtgewicht Eric Perrot ist im härtesten Rennenbei der Weltmeisterschaft in Lenzerheide der Schnellste. Liegt sein Erfolgsgeheimnis in der Erbmasse?

Letzte Gewissheit bringt ihm der Sonntag. Als Eric Perrot mit seiner Bronzemedaille um den Hals im ersten Stock des WM-Gebäudes auf einem weißen Hocker sitzt, spürt er, „dass ich alles habe, was ich brauche.“ Die perfekte Laufform zum Saisonhöhepunkt, ein gutes Gefühl gepaart mit der nötigen Sicherheit am Schießstand – und ein motiviertes Wachsteam, das im Hintergrund die richtigen Schliffe wie Strukturen für die Schneebedingungen in Lenzerheide austüfelt. Schon nach dem WM-Titel in der Mixed-Staffel zum Auftakt des Saisonhöhepunktes weiß der 23-Jährige, dass die Tage in der Schweiz anstrengend, aber durchaus effektiv werden können.Im Einzel hat Eric Perrot am Mittwochnachmittag all seine Fähigkeiten zusammengepackt und in eine Goldmedaille geschmolzen. „Es ist unglaublich, diesen Tag werde ich niemals vergessen. Das Rennen hat sich zwar nicht einfach angefühlt, aber ich bin sehr fokussiert rangegangen“, sagt der Franzose.
Leichtgewicht spielt im tiefen Schnee seinen Vorteil aus
Im teils tiefen Schnee spielt das Leichtgewicht seinen Vorteil aus, liefert die schnellste Laufzeit. Darum bleibt dem Italiener Tommaso Giacomel, der auch einmal daneben zielt, 52,4 Sekunden hinter ihm, liegt aber klar vor Perrots Landsmann Quentin Fillon Maillet (3/+ 1:59,5 Minuten), der sich Bronze sichert.Kein Norweger-Tag Auch, weil es nicht der Tag der Norweger ist. Titelverteidiger und Rekordweltmeister Johannes Thingnes Bø leistet sich gleich fünf Fehler, Schnellster der sonst so dominierenden Nation ist Endre Strömsheim als Neunter.
Vererbtes Talent für den Biathlonsport
Eric Perrot aber strahlt und liefert den Beweis, dass Talent doch erblich ist. Papa Franck ist 1995 im Mannschaftswettkampf mit den Franzosen Dritter geworden, seine Maman, die Norwegerin Tone Marit Oftedal ist einst als nationale Biathlon-Meisterin gefeiert worden. Als Rohdiamant gilt der Franzose mit den zwei Staatsbürgerschaften spätestens seit er vor vier Jahren im Osttiroler Örtchen Obertilliach Juniorenweltmeister geworden ist.

Horn liefert das beste WM-Ergebnis
Die deutschen Männer warten ein Jahr nach WM-Bronze des inzwischen zurückgetretenen Benedikt Doll, zwar weiter auf eine Medaille in einem Einzelrennen, dennoch zeigt Philipp Horn als Siebter sein bisher bestes WM-Ergebnis. „Wenn ich so drüber nachdenke, ärgert mich das unfassbar, weil da absolut mehr drin gewesen wäre“, sagt der 30-jährige Oberhofer über den machbaren Platz auf dem Podium, doch: „Der Liegendfehler als auch der Stehendfehler waren komplett unnötig. So ist es im Biathlon, das muss ich akzeptieren.“
Ernüchterter Zobel: „Läuferisch bin ich nicht auf dem Niveau“
Eine Gemeinsamkeit mit Johannes Kühn, der frustriert nach seiner Nicht-Nominierung im Sprint seinen ersten Einsatz im Kanton Graubünden erhält. Das Mitglied der Athletenkommission des Weltverbandes IBU hadert mit seinem Patzer im ersten Stehendanschlag, wo sein Schuss weit weg der Trefferfläche landet. „Das ist brutal ärgerlich“, sagt Kühn, der zudem mit den vergleichsweise hohen Temperaturen auf 1400 Metern Höhe kämpft. Der Mann aus Reit im Winkl zählt zu den schwereren Athleten im Weltcup-Zirkus, „aber ich habe alles reingehauen, was ich gehabt habe“.Der nachgereiste David Zobel, der Philipp Nawrath ersetzt hat, bleibt bis zum letzten Schießen fehlerfrei, stellt jedoch ernüchtert fest: „Läuferisch bin ich einfach nicht auf dem Niveau auf dem ich sein will.“